Fillip, der Erdling (10)
... Eine
Menschheit gäbe es gar nicht. Es gebe nur verschiedene Völker. In
Deutschland würde sicher nichts entschieden. Die Deutschen seien
gehorsam und fleißig, egal ob gegenüber irgendwelchen Geldsäcken,
einem Zentralkomitee oder einem Kaiser. Aber andere Völker brauchten
nur einen, der ihnen „Generalstreik!“ zuriefe, schon ständen die
im Demozug gern vor ihrer Fabrik. Und wenn man DIE ins All
zurückstreikte, würde ihnen der Appetit schon bald vergehen. Es sei
sowieso egal, was wer politisch verkünde – in der Praxis seien
alle gleich. Immerhin hatte er die Idee einer konspirativen Infokette
durchgesetzt.
Gabi
saß da, noch blasser als sonst, und starrteden Bildschirm an, als
habe gerade jemand verkündet, ihr ganzes Leben sei mit sofortiger
Wirkung enteignet. Sie wirkte auch nicht so, als wäre sie Argumenten
aufgeschlossen. Ihre Gedanken schienen weit weg zu sein.
Fillip
betrachtete seine Frau unauffällig. Entsetzt merkte er, dass er sich
nicht vorstellen konnte, was jetzt in ihrem Kopf vorging. Waren sie
einander denn so fremd geworden? Wenn er seine Probleme mit den
Kindern dazuzählte, war die Familie wohl schon auseinandergerückt.
Dazu passte, wie Max „Dann suchst du dir eben was Anderes“ sagte.
Er hatte sicher trösten wollen, aber der Tonfall kam Fillip so
unbeteiligt vor, als wollte er sagen, du kannst Probleme haben ,,,
komm mal zu uns in die Schule!
Wahrscheinlich
liefen Fillips ersten drei Freunde zu deren Freunden, um sich darüber
zu verständigen, wer wie wem Bescheid sagen sollte, wenn was
passierte. Und es würde so eine Art illegalen Parteitag geben. Das
war ihm aufgefallen: Die da was machen wollten, waren alles politisch
Linke gewesen. Na gut, das musste nicht unbedingt daran liegen, dass
die besonders widerständig waren, sondern auch daran, dass er von
früher noch mehr Freunde aus linken Kreisen hatte. Schon wieder
nahmen Dinge ihren Lauf, von denen Fillip hauptsächlich eines
merkte: Er überblickte sie nicht.
Als
es heute losgegangen war mit den verkündeten Maßnahmen, hatte
Fillip noch gedacht, ja, eigentlich eine gute Sache. Die bringen uns
eine Gesellschaftsform, die wir selbst so wohl nicht auf die Reihe
bekommen hätten. Die Methode war Scheiße, aber wenn etwas geklappt
hat, wer fragt dann nachher nach den Methoden? ...
.***
Und was bringen uns die "Gedichte des Tages"?
Hiermit beantrage ich bei der zuständigen UNO-Unterorganisation (UNESCO?!), den heutigen Tag als "Tag der in seiner Eitelkeit angekratzten und in seinem Selstbewusstsein aufzuwertenden Dichter anzuerkennen ("Tag des eingebildeten Dichters"). Dazu folgende Anlagen:
Slov ant Gali: Senryū Nr. 114
und "Warum schon wieder?"
.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen