Donnerstag, 12. September 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1852

Noch immer wird an der ersten Sammlung mit kurzen utopischen Texte gewerkelt. Da ein wichtiger Text ausgefallen ist, muss schnell eine neue Idee her. Ob dieser Entwurf die richtige Idee werden kann?

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Slov ant Gali: Fillip, der Erdling (1)


Es war Mittwoch, der 23. Oktober, 8.24 Uhr. Fillip saß auf der Toilette und schlug die Tageszeitung auf. Es war einer der schönsten Augenblicke des Tages. Max und Jule saßen im Bus in Richtung Schule in der Kleinstadt, Gabi im Auto nach Berlin, um das Geld der Familie bei ihrer Versicherung zu verdienen. Also natürlich nicht bei ihrer, sondern bei der, bei der sie arbeitete. Fillip war stets bemüht, den Namen nicht zu nennen. Dann kämen diese wissenden Blicke: Versicherung, na ja … und die noch …
Jetzt aber lag der Morgenstress hinter ihm. An alle Küsschen verteilt, den Kindern ein ausgewogenes zweites Frühstück eingepackt und aufgepasst, dass jeder seine wichtige erste Mahlzeit des Tages eingenommen hatte im Kreise der unaufgeregten Familie, Jule noch einmal beruhigt, dass bei der Mathearbeit überhaupt nichts passieren könne, weil sie habe ja gelernt und er habe kontrolliert, dass sie den geforderten Stoff beherrsche. Schließlich hatte er hinter dem abgefahrenen Opel das Hoftor geschlossen, die Zeitung gegriffen und …
Na, jedenfalls saß er nun entspannt auf der Brille und stellte fest, dass man von ihm erwartete, dass er sich ärgerte oder gruselte: Ein furchtbarer Tornado sei über Wisconsin hinweggeweht. Mehrere Orte seien zerstört, bisher 78 Tote geborgen worden.
Wisconsin war in den USA und dort gab es eine Jahreszeit mit vielen Tornados. Die kamen aus der Karibik und … Lag Wisconsin eigentlich an der Küste? Und gehörte der Oktober zur Tornadozeit? Fillip legte die Zeitung auf die Waschmaschine. Die erhoffte totale Entspannung wollte sich an diesem Morgen einfach nicht einstellen. Vielleicht hätte er einfach nur den Sportteil aufschlagen sollen. Ob nun Hertha oder Union oder dieses Türkiyedingsbums nicht gewonnen hätte, es hätte ihn alles nicht berührt. Nun war aufzuräumen und dann …

Immer noch Mittwoch, 23. Oktober, inzwischen 10.12 Uhr. Das Haus war bereit, eventuelle Gäste zu empfangen. Es würden zwar keine kommen, denn wer wollte ausgerechnet Ende Oktober und mitten in der Woche eine Übernachtung in der Schorfheide, aber sogar die Dame im Jobcenter meinte, dass es das Wichtigste in seiner Lage sei, sich diszipliniert an klar fixierte Tagesabläufe zu halten und sich immer konkret abrechenbare Aufgaben zu stellen. Seine Lage war, dass er bis vor kurzem täglich nach Berlin reingefahren war für einen Buchhaltungsjob, den er nicht nur mit 46, sondern auch noch mit 67 ertragen hätte. Nun aber gab es keinen Arbeitgeber mehr und irgendwie fehlten Filipp die Spezialkenntnisse, sich auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich präsentieren. Aber von 10.30 bis 11.30 Uhr stand nun einmal auf seiner persönlichen Agenda „Internet, Direktsuche. neue Stellenangebote“.
Fillip nannte sich gern konservativ. Er hantierte noch immer an einem fast klassischen Computer. Nicht, dass er etwas gegen die handlichen Dinger für unterwegs gehabt hätte, aber die verlangten auch unterwegs nach Benutzung und er war kein Multitasking-Typ. Ihm hatte als Fortschritt gereicht, so einen internetfähigen Fernseher zu haben, den er der Einfachheit halber meist weiter Computer nannte, weil er ja alle Funktionen erfüllte.
… Funktionen erfüllte?! Hochgefahren war das verdammte Ding ja schnell wie immer. Aber den Befehl, ihn ins Internet zu bringen, verweigerte das widerspenstige Gerät. Was war denn nur los?
Fillip hatte sich mit derartigen Problemen nicht beschäftigt. Er wusste aber, dass es in der Gegend lange kein Internet zu empfangen gewesen war, als fast schon die ganze Welt versorgt war. Aber nun … Es war doch alles …
10.25 Uhr. Wenn eine Störung auftritt und das Gerät ist nicht kaputt, dann tritt dieselbe Störung auch bei anderen auf, die sich gleich beschweren. Fillip war kein Sich-gleich-beschweren-Typ. Die Situation war eigentlich ein guter Vorwand, vom üblichen Tagesablauf abzuweichen. Er würde also jetzt fernsehen und seine Jobrecherche am Nachmittag nachholen.
Das war doch nicht möglich! Fillip zappte immer nervöser von Sender zu Sender. Auf dem Bildschirm zeigte sich ein schwaches Krisseln oder wie die Leute in der Anfangsjahren des Fernsehempfangs diese Punkte genannt hatten. Einfacher gesagt: Da war kein Bild. Fillip konnte sich nicht daran erinnern, so etwas jemals selbst erlebt zu haben. Aber eigentlich war das kein Grund zur Beunruhigung. Dann sah er sich bis zum Mittag eben einen heruntergeladenen Film an. Es würde schon niemand merken. Schon waren Fillips Gedanken mit der Frage beschäftigt, welcher Film ihm denn in dieser Situation am meisten zusagen würde. Seltsamerweise fiel ihm dabei die Jobcenterdame ein: „...in seiner Lage ...“
12.40 Uhr. Ach du Schreck! Hatte er etwa das Bäckerauto verpasst? ...

***

Und die Gedichte des Tages:

Sebastian Deyas Reime sind mitunter abenteuerlich "unrein", aber dafür nehme ich seine Einladung zu einem "regentanz" gerne an ... er befreit wirklich ...
Ja. Kind sein. Ich habe mich bemüht, so richtig Nonsens zu schreiben, ... aber es gelingt mir nie so richtig . immer guckt ein Hintersinn durch ... "Children of the Universe" ... 





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