Samstag, 3. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1317

Die "Gedichte des Tages" gibt es seit 2007 - mit wechselnden Schwerpunkte aber täglich erscheinend. Übermorgen steht Folgendes auf dem Plan:


Als erstes ein Gedicht von Ursula Gressmann. Nein, diesmal aber nicht ein Frühlingsgedicht, sondern etwas ganz Anderes: "Lebenszeit".
"Wenn bald die Trieblein sprießen ...", da ist die Frühlingszeit mit ihren Gefühlen am kommen. Da kann es schon einmal vorkommen, dass ein lyrisches männliches Ich nicht recht weiß wohin damit und so etwas von sich gibt ...



Die SF-Fortsetzungserzählung ist noch ganz jung, ein Beitrag im Test:

Slov ant Gali: Die schwebende Jungfrau (3) 



... Ob sie die wenigstens einmal vorführen könnte? Klar durfte sie. Sie hieß mich zuerst hinlegen. Plötzlich hatte ich das Gefühl, steif zu sein und zu schweben. Mara ließ einen Reifen um meinen Körper schwingen. Dann reichte sie mir einen Packen Messer. Ich solle welche nach ihr werfen. Sie werden meine Hemmungen verstehen, dieser Aufforderung nachzukommen. Mara bedrängte mich aber so lange, bis ich das erste Messer warf. Sie fing es auf. Mutiger geworden warf ich die nächsten schneller. Mara bewegte sich entsprechend schneller. Es gab kein Messer, das sie nicht in der Luft gefangen hätte – mit links und immer genau den Griff packend. Nach dieser Übung glaubte ich auch an den Erfolg unserer Zaubernummer und sei es nur, weil ich absolut nicht begriffen hatte, wie sie alles anstellte.
Zu Recht, wie sich dann zeigte. Bei unserem Fest waren wir zwei der absolute Hit. Im Unterschied zum Test kam ja nun noch das übliche Hokuspokus dazu. Trommelwirbel vor den fliegenden Messern und die Wirkung von Spot-Licht. Und ich war auf Fliegende Jungfrau gedresst. So mit weißem Spitzenkleidchen. Aus dem Zuschauerraum durften Freiwillige nach vorn kommen, die selbst den Reifen bewegten – mich hindurchzogen wie einzufädelndes Stopfgarn, drüber, drunter, seitlich … Niemand fand einen Beweis dafür, dass ich, also wirklich ich, nicht über der Liege schwebte. Das Peinliche dabei war nur, dass es mir genauso ging. Während bei guten Illusionisten die Umstehenden geschickt getäuscht wurden mit Tricks, die die Künstler nie zugaben, das schwebende Medium aber kannte und verschwieg, so war die Illusion bei mir so perfekt, dass auch ich meinte, wirklich geschwebt zu haben – ohne Hypnose! Wenn ich bedenke, dass ich mich damals sogar in der Annahme der Anderen sonnte, etwas zu wissen, was die allzu gern hätten wissen wollen …
Wie gesagt, wir sind zweimal aufgetreten, denn für die Messernummer zogen wir uns um. Ich kam als Gevatter Tod und Mara war die Jungfrau. Während ich schon einige Versionen angeblich schwebender Jungfrauen gesehen hatte, bin ich mir sicher, dass es nichts Vergleichbares zu den fliegenden Messern gegeben hat. Wer es nicht glaubt, kann es probieren: Es gibt wohl kaum einen Menschen, der ein auf ihn aus drei Metern Entfernung geworfenes scharfes, zweischneidiges Messer in der Luft zu fangen vermag – noch dazu mehrmals nacheinander am Griff zufassend. Diesmal feuerte mich Mara noch an, immer schneller zu werfen. Sie tanzte regelrecht in der Luft, fing die Messer mal mit rechts, mal mit links und rammte sie in die dafür vorgesehene Holztafel. Von der Veranstaltung wurde ein Film gemacht. Wir haben ihn an dieser Stelle langsam laufen lassen. Kein Trick wurde sichtbar, nein, als die Geschwindigkeit bis auf ein Fünftel vermindert war, sah es erst so aus, als packte sie normal zu, vorher waren besonders ihre Arme kurz unsichtbar geworden.
Ich könnte mich herausreden, dass eigentlich alle, die da dabeigewesen waren, hätten misstrauisch werden müssen. Sie hätten auf die Idee kommen müssen, Zeuge eines Phänomens geworden zu sein, das im Rahmen menschlicher Möglichkeiten unmöglich war. Aber das wäre ungerecht. Alle anderen glaubten ja, dass sie getäuscht würden, dass sie etwas Anderes sahen, als wirklich passierte. Wer kommt da auf die Idee, dass wirklich passiert ist, was er sah? Da gibt man eher zu, dass man den Trick nicht verstanden hat. Nur ich wusste, dass da kein Trick dabei war. ...

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