Mittwoch, 28. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1342

Man muss nicht alles anders machen, nur weil man es lange gleich gemacht hat. Also beginnen wir auch wieder mit den übermorgigen "Gedichten des Tages":


Diesmal geht es um ... Naturlyrik?!
Eigentlich weniger. Es geht um Gedichte, die sich Naturbilder und -metaphern auf eigene Weise nutzbar machen.
Da wäre zum einen Jürgen Polinske, der eine "Menage a trois" entdeckt, und Slov ant Gali, der die chemische "KÖNIGSWASSER"-Mischung zur "Verallgemeinerung" nutzt ...


Das die Fortsetzung des utopischen Romanprojekts dort anknüpft, wo sie am Vortag angekommen war, versteht sich dagegen von selbst:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:                    Ich wurde Gott (5)



... Und dann machten wir eine unsere Welt total verändernde Erfindung. Du weißt ja, dass wir alle aus Zellen bestehen. Und jede Zelle arbeitet ihr spezielles Programm ab, lebt sozusagen ein eigenes Leben im großen Organismus. Das Problem ist nur, … wie sag ich´s ... Stell dir vor, du verletzt dich. Dann entstehen an dieser Stelle allmählich neue Zellen. Das ist ein normaler Prozess. Jede Zelle stirbt ab, auch jede intakte, und wird durch eine Art Kopie ersetzt. Das sind normale biologische Heilungs- und Erneuerungsmechanismen. Nur schleichen sich irgendwann mit dem immer weiteren Kopieren der Kopien und durch verschiedene Umwelteinflüsse immer mehr Fehler ein. Dann geht es nicht mehr richtig. Der ganze Körper funktioniert nur noch bedingt, man braucht immer mehr Pflege Anderer, bis man eben ganz stirbt. So war das seit Ewigkeiten, bis ... ja, bis wir die Nanniten entwickelten.
Nanniten oder Nannys, wie wir sie liebevoll nannten, sind ganz winzige biochemische Programme, Nanoroboter, die genetisch ins Körpersystem eingeschleust werden und das gesamte Zellreparatursystem auf immer gleich bleibendem Niveau halten. Verstehst du: Exakt die Programme, die zum Zeitpunkt des Nanniteneinbaus stofflich ablaufen, werden immer wieder neu hergestellt, für die einzelnen Zellen und für den ganzen Körper als System. Jede Veränderung machen diese Nanniten relativ schnell rückgängig. Also nicht nur ungewollte.
Es dauerte lange, bis wir erkannt hatten, was das praktisch bedeutete. Das hatte nämlich zur Folge, dass die Manipulationen mittels der eingeschleusten Nanniten nicht im Kindesalter, sondern frühestens dann erfolgen konnten, wenn der Körper ausgewachsen war. Sonst wären wir nämlich ewig Kind geblieben. Und Veränderungen anderer Art durfte der Körper auch nicht mehr durchmachen müssen, egal ob erwünscht oder nicht. Den Zyklus einer Frau zum Beispiel, Schwangerschaften sowieso nicht. Nur das Gehirn konnte immer neue soziale Lerninhalte und Wissen aufnehmen, da wurden ja nur Verknüpfungen zwischen vorhandenen Zellen hergestellt; die Menschen wurden also immer weiser. Ihre Körper dagegen blieben unverändert jugendlich. Ewig jugendlich sozusagen, soweit man das sagen kann, wenn man erst 200 Jahre Erfahrungen mit diesen Nanniten hat. Es kann kann sein, dass sie irgendwann aufhören zu funktionieren oder sich doch Fehler einschleichen.
Wir hatten wie gesagt die Zeiten jeden egoistischen Besitzdenkens lange hinter uns. Es gab also keine Kriege mehr. Im Prinzip waren auch die verbliebenen Geißeln Krankheit und Tod besiegt. Ahnst du, was das bedeutete? Stell dir einfach vor, es lebten vorher schon mehr als achtmal Tausend Millionen Menschen auf unserer Erde. Die starben aber alle - früher oder später. Neue Geburten mussten die Sterbenden ersetzen. Da ja jeder starb, mussten zum Überleben der Menschen insgesamt letztlich so viele Menschen neu geboren werden wie starben. Du verstehst sicher, dass das über Jahrtausende das Denken der Menschen, ihre Riten, ihre Normen, Vorstellungen, ihre traditionelle Lebensplanung bestimmt hatte. Plötzlich aber war das nicht mehr wahr. Plötzlich sollten alle umdenken.
Neues Leben bedeutete nicht mehr, die eigenen Erfahrungen weiterzugeben, so gut es ging, sondern wurde zum gefährlichen Luxus, weil jede Geburt die Zahl der auf der Erde lebenden Menschen unmittelbar erhöhte...

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