Donnerstag, 1. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1315

Ist es nun besser, wenn ein literarisches Journal immer gleich aussieht oder nicht? Weil heute eine neue Erzählung beginnt, steht diese auf jeden Fall ausnahmsweise am Anfang. Damit nicht alles neu ist: Diese Prosa gehört auch in den Bereich der Science Fiktion ...


Slov ant Gali Die schwebende Jungfrau (1)



Ein Mann Anfang 40 betrat den virtuellen Saal mit militärisch festem Schritt. Er trug die Offiziersuniform der Raumflotte, hatte allerdings die Rangabzeichen verdeckt. Etwa in der Mitte des freien Platzes zwischen der erhöht sitzenden Jury und den Zuschauern blieb er stehen und salutierte in Richtung der Vorsitzenden Richterin. Dass der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war, richtiger, dass mehrere Hunderttausend Zuschauer meinten, einen der 400 Sitze zu belegen, schien ihn nicht zu berühren. Am wenigsten, dass eine Mehrheit dieser Zuschauer Frauen waren, die sich hauptsächlich in die öffentliche Anhörung eingeschaltet hatten, um ihn zu sehen.
„Flottenkapitän Klasse A in Prüfung Rainer Schade, geboren 14.10.315, zur Stelle.“
Es folgte die Vorstellung der neun Jurymitglieder, die dadurch erleichtert wurde, dass an jedem Platz ein deutlich lesbares Namensschild aufgestellt war.
Diese Bilder sahen die Zuschauer an ihren heimischen Computern alle fast gleich, nur variiert durch die Perspektive des Platzes, den der Hauptcomputer der Konferenzübertragung ihnen zugeordnet hatte. Logischerweise sahen sich die Mitglieder der Jury und der Kapitän an den ihnen zugeteilten Plätzen, der Kapitän hatte den Eindruck, in den Raum hineinzugehen.
Zu aller Überraschung hob der Kapitän bereits bei der Verlesung der Vorwürfe gegen seine Person die linke Hand. Mit Erfolg. Die Richterin unterbrach ihren Satz und fragte irritiert: „Missfällt Ihnen die Geschäftsordnung, Kapitän Schade?“
„So könnte man es ausdrücken. Obwohl ich nichts gegen Formalien haben darf; sie sichern, dass jeder weiß, was er wann wie zu tun hat, sollten wir uns gegenseitig nicht die Zeit stehlen. Also ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage, die Ereignisse um die „Kap der Guten Hoffnung“ verschuldet zu haben. Ich trage aber eine Schuld, die weit über die grundsätzliche Verantwortung eines Kapitäns hinausgeht und die durch meine Mannschaft nicht getragen, ja, nicht einmal geahnt werden konnte. Ich bitte darum, entgegen den Regeln des Protokolls meine Sicht zu den Ereignissen als Beitrag zur Anklage darlegen zu dürfen, und zwar möglichst ohne Zwischenfragen, auch wenn manche Details für Sie vielleicht keinen Zusammenhang mit der Katastrophe zu haben scheinen. Ich beantrage also, die Vorwürfe, mein Verhalten betreffend, diesen Ausführungen entsprechend zu erweitern.“
Die Vorsitzende Richterin lächelte: „Kapitän Schade, Sie wissen selbst, dass es sich hier um keine formelle Anklage handelt, sondern um eine Vorklärung, inwieweit durch Beteiligte bewusst schuldhaftes Fehlverhalten vorliegen könnte. Wir sind also noch nicht an ein Protokoll gebunden. Dies also fürs Protokoll.“
Der Hauptcomputer generierte Gelächter im Publikum. Die meisten Zuschauer fanden die Form der Zurechtweisung passend.
...



.Nun aber schließt sich das Blick auf die "Gedichte des Tages" von übermorgen an:


Und wieder ein neuer "Frühlingstag" mit Ursula Gressmann.
Manchmal kommen Gedichte zu ganz unvermuteten Ehren. So versuchte ich einen Vorschlag, das "Komodo"-Manuskript stärker zu gliedern, umzusetzen. Wenn man sich entschieden hat, bei einem Text jedem Kapitel ein Gedicht voranzustellen, dann bedeutet das, dass wenn man zwischendurch mehr Kapitel abtrennt, dass auch mehr Gedichte erforderlich sind, damit die "neuen" nicht ohne bleiben (oder alle bleiben ohne). So brauchte ich etwas unterschwellig Politisches. Sollte sich niemand in "ausdauer" wiedererkennen, dann habe ich Pech gehabt ... 

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