Dienstag, 27. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1341

Wem ist es aufgefallen? Bei den "Gedichten des Tages" ist ein Übermorgen verloren gegangen. Das sei hiermit nachgeholt:


Immer ein besonderes Ereignis sind Liebesgedichte von Autoren, die nicht viele Liebesgedichte geschrieben haben. Thomas Reich gehört dazu. "Salzig" kann man getrost auf die Zunge nehmen ...
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..Jürgen Polinske: "Meine Frau bittet mich:" Wenn ein Gedicht so anfängt, kann eigentlich nur etwas herauskommen, bei dem der Leser / Zuhörer schmunzelnd das Gesicht verzieht. Oder?!


So. Jetzt können wir beruhigt mit dem Roman fortfahren:


Slov ant Gali / Gunda Jaron: Ich wurde Gott (4)




... Mit einer mütterlichen Geste einem Kind gegenüber, das gerade seine Angst zugegeben hat vor der nächtlichen Dunkelheit, strich sie ihm über den Kopf. „Du radist wirr.“ Aber offenbar war auch sie der Meinung, dass der Mann bald sterben würde, und sie ihm deshalb seinen letzten Willen nicht abschlagen durfte. „Klar, ich hör dir zu. Natürlich hör ich dir zu ...“
Einen Moment schwieg der Mann noch, dann begann er zu erzählen. Er erzählte mit einer festen Stimme, die wenig zu dem gebrochenen, entrückten Gesamteindruck des Mannes passte. Nur manchmal stockte er und die Handbewegung, die er dabei machte, erinnerte an das Drücken eines unsichtbaren Aufnahmegeräts, mit der er die eigenen Tonaufzeichnungen unterbrach, um dann konzentriert fortzufahren.


Ich wurde als ganz normaler Mensch geboren. Auf einem Planeten wie diesem mit Namen Erde. Weit weg von hier. Das weißt du ja. Wenn du mich fragst, wie weit, dann kann ich nur ehrlich sagen, ich weiß es nicht. Das ist ein Teil meiner Geschichte. Auf jeden Fall weiter weg, als du dir vorstellen kannst. Aber es war eine Erde, die dieser verblüffend ähnlich war. Natürlich lebten dort andere Wesen und sie hatten ihre Welt mehr von ihrem natürlichen Ursprung weg verändert mit ihren Pflanzen und Tieren und so. Dort lebten lauter solche Menschen wie ich und keine Saks wie ihr. Wenn du hier durch das Land wanderst, kannst du noch immer Deinesgleichen begegnen, bei denen man sich fragt, wie unnötig mühselig die leben und arbeiten. So muss das doch nicht sein. Du hast Unrecht. Umgekehrt wäre es richtig. Wenn irgendwo etwas nicht normal ist, dann überall dort, wo ich, wo wir … Verflucht, ist das kompliziert! Also, weißt du, jede umgesetzte kleine Idee, wie man etwas herstellen kann, verbessert das Leben. Aber eben zuerst nur das Leben Einzelner. Erst später sind so viele Ideen da, dass dieses bessere Leben allen Menschen zugute kommen kann. Dazu müssen auch die Beziehungen zwischen den Menschen anders sein,also nicht eine darf und der andere nicht und .. . Ach eigentlich ist das für das, was ich erzählen will, gar nicht so wichtig. Wichtig ist nur, dass auf meiner Erde dieser Punkt schon viele, viele Generationen vor meiner Geburt erreicht war. Weil es danach nicht mehr darum ging, dass sich Einzelne auf Kosten Anderer bereicherten, wurden immer neue Geräte entwickelt, damit jeder besser leben konnte. Die meisten, die du kennst, stammen aus dieser, meiner Welt und all unser Wissen stammt letztlich auch daher. Ich habe es mitgebracht wie die fremden Pflanzen, die hier neuen, fruchtbaren Boden fanden. Und anfangs hielt ich auch meine Vorstellungen von der Art, wie man so miteinander umgeht, für so fruchtbar … Na, dazu später. Anderes ist nämlich wichtiger. Zum Beispiel, dass zu einem guten Leben gehört, gesund zu sein, dass man Andere durch das, was man macht, erfreuen kann und sich sozusagen selbst wieder an deren Freude erfreut. Als wir Menschen es endlich geschafft hatten, unser eigenes kleines Glück nicht auf Kosten der Nachbarn aufzubauen, trat gerade die Gesundheit immer mehr in den Mittelpunkt unserer Forschungen. Was wurden da alles für Anstrengungen unternommen, um das Leben zu verlängern – aber eben nicht das Leben schlechthin, sondern das Leben in seinen besten Jahren, wie unsere Vorfahren sagten, also in seiner lebenswertesten Form ...

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