Donnerstag, 15. März 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1329

Beginnen wir - als ob wir dies nicht fast immer täten - diesmal mit den "Gedichten des Tages" von übermorgen. Dort ist Folgendes geplant:


Manche aktuellen Ereignisse entziehen sich mit aller Kraft eine lyrischen Abbildung - abe sie schreien danach, abgebildet zu werden, versichtet ausgeformt zu werden - in der Hoffnung, dass die Abbildung die Änderung befördere. Einer solchen Aufgabe unterzog sich Thomas Reich mit "Karstadt Hertie Schlecker".
Und nun wird´s biblisch. Die Titelzeile ist original aus der Schrift von Juden und Christen herauskopiert. Die Konsequenzen des Gedichts kann jeder selbst erdenken: "... bevölkert die Erde, unterwerft sie euch und herrscht ...(Genesis 1.28)"


Ja, wie macht man weiter in einem Literaturjournal, nachdem so "Profanes und so "Göttliches" aufeinanderprallten?

Vielleicht mit einer Rezension? Roger Suffo wies nämlich auf ein besonderes Buch hin, dass "man" gelesen haben sollte: "Der König David Bericht" von Stefan Heym.

Sollte man auch gelesen haben, wenn man keine historischen Romane mag - es ist nämlich keiner. In der DDR entstandene beste umschriebene künstlerische Kritik. Heym lässt seinen Helden nach den wirklichen Ereignissen forschen, ihn immer wieder entdecken, was für ein Schwein der zum Helden zu erhebende alte König doch war und wird durch die Diener der Macht auf verschiedene Wege dazu genötigt, aus Verbrechen und Feigheiten Heldentate zu machen. Da die Könige David und Salomo als die historischen Vorbild-Gestalten gelten, stellt der Jude grinsend den Gedanken daneben, dass sie das nur wegen der Art der Beschreibung ihres Lebens geworden sind. Schwer zu glauben, dass er dies auf diese Gestalten bezogen meinte. Er zielte offenbar auf die jüngere Geschichte, die immer wieder "umgedeutet" wurde - wie Stalin ehemalige Kampfgefährten aus Fotos retuschieren ließ, sobald sie in Ungnade gefallen waren, und wie heute die DDR-Geschichte zu einem Haufen Unrecht umgeschrieben wird. Wer die Macht hat, hat das sagen. Wer die Geschichte schreibt, gibt vor, wie sie gewesen sein soll. Alles im Flair einer Erzählung aus grauer Vorzeit und doch so gut als heutig erkennbar. Ein kluges Buch, das man nicht vergessen sollte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower