Rezension zu Klaus Klauß “Duell unter fremder Sonne”
Das Büchlein verdient auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit.
Das Grundmuster ist einfache SF: Ein kleines Raumschiff ist unterwegs zu einem Planeten, auf dem es intelligentes Leben geben könnte. Unterwegs gibt es eine Katastrophe. Der Kapitän stirbt, das Raumschiff behält nur Reste seiner Manövrierfähigkeit. Zum Überleben müssen die fünf Kosmonauten ein fast unmögliches Landeunternehmen starten, in dessen Ergebnis sie voneinander getrennt werden. Sie geraten in die Welt eines Unterdrückungssystems. Deren Machtbasis erscheint mystisch: Der Besitz von „Mondfischen“ sichert gesundes Leben. Doch dahinter steckt der Schutz vor Strahlungsschäden. Doch wichtig ist, dass ein Volk Glatthaariger das der Krausköpfigen unterdrückt und zum Arbeiten für sie zwingt. Widerstand wurde bisher gewaltsam gebrochen. Die Menschen ähneln den Bewohnern, sind ihnen aber in Körperwuchs und Entwicklungsniveau überlegen. Ihre Vorgabe, sich nicht in die inneren Verhältnisse einzumischen, ist gegenstandslos geworden, weil sie zu Teilen der Lebensgemeinschaft werden – jeder durch den Zufall des ersten Kontakts und persönliche Eigenheiten anders. Dabei wird ausgerechnet der Kosmonaut, der das „sonnigste Gemüt“ hatte, schuldig. Er wird vorübergehend zum Werkzeug der Herrschenden. Andere werden zu Kämpfern, Gefangenen, letztlich zu Führungsgestalten in einem erfolgreichen Aufstand. Die Verknüpfung von Handlungssträngen, persönlichen Interessen und Handlungen ist dabei so komplex miteinander verwoben, dass kein Nacherzählen alles angemessen erwähnen kann. Auf kein Gestaltungselement wird verzichtet. Liebe, glückliche und unglückliche, Humor, gerade in den Versuchen zu kommunizieren, wenn die gegenseitigen Missverständnisse ausgekostet werden, Spannung und Dramatik.
Dabei versucht sich Klauß sogar daran, die Theorie des „sozialistischen Realismus“ praktisch umzusetzen: Er versucht die wesentlichen, die typischen Gruppen einer Gesellschaft in ihrem Wollen und Tun möglichst genau zu skizzieren. So gelingt es ihm auch, die Unterdrücker als eben nicht von Grund auf böse zu verurteilen.
Es lohnt sich, das Buch mehrmals zu lesen. Die einzige Gestalt, die ich dem Autor etwas verüble, weil sie zu sehr Typ geworden ist, ist das Indio-Mitglied der Crew. Und für meinen Geschmack verzichtet die Randelana zu komplikationslos auf ihre Liebe zum Mann.
Ein schmaler Band, opulent ausgestaltet.
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weiter mit den morgigen "Gedichten des Tages":
Ein Versuch war es wert. Ich habe mich an ein brenned aktuelles Thema gewagt mit einem Gedicht. Nun mag man über "Trauertöne für Tahir" diskutieren ... Das ist so eine Sache, wenn sich einem - und sei es nur in übertragenem Sinn wie bei Thomas Reich "Die Schlinge" um den Hals zusammenzieht ...
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