Slov ant Gali: Planet der Pondos (3)
... Uljana
sah sich durch die Luft fliegen, sah eine blendend helle Lampe über
sich, spürte das Jucken überall, wo sie sich nicht kratzen konnte.
Es half nichts. Wieder Dunkelheit.
Uljana
musterte die Anzeigen auf dem Kasten. War sie krank? Manches war
eindeutig beschriftet. Mit einigen Werten konnte sie sogar etwas
anfangen. Der Herzschlag zum Beispiel war in Ordnung. Temperatur,
Atemfrequenz. Selbst der Hämoglobinwert.
Dieses
eintönige leise Summen... Uljana war sich sicher, dieses Geräusch
früher noch nie gehört zu haben. Was war das? Sie lehnte sich
wieder zurück, fühlte sich müde. Grübelte. Kalt war es nicht in
dem Saal. Trotzdem. Warum lag sie nackt in einer Schale mit Deckel?
Sie
schloss die Augen. Bilder, denen die Farbe fehlte. Langsame
Bewegungen, dann wieder ein Ruck zum nächsten Bild. Ein Mann
lächelte sie an. Sie streckte sich auf einer Liege aus. Freiwillig.
Nackt. Aber warum?
Uljana
zitterte. Jetzt! Das waren sie, die richtigen Bilder. In denen lag
der Schlüssel ....
Eine
Schwester strich ihr über die Stirn, richtete eine Spritze auf die
Armbeuge … dann sah Uljana nichts mehr. Oder noch ganz kurz hinter
der Schwester ihre Debbie.
Mum?
Uljana sah sie deutlich vor sich. Debbie, ihre Mutter. Aber gleich in
zwei Gestalten: Als ganz junge, wunderschöne Frau mit vollen,
lockigen Haaren und als eine nicht mehr ganz so junge, immer noch
attraktive. Wahrscheinlich während der Operationsvorbereitung in der
Kinderzeit und bei dem Ereignis, an das sie sich unbedingt erinnern
musste.
Uljana
hörte das Blut im Ohr pulsieren. Wie bekäme sie endlich Ordnung in
ihren verwirrten Schädel? Und woher kam der Gedanke, ihre Mutter
läge gleich im nächsten Sarg? Sie brauchte nur aufzustehen und sich
zu überzeugen? Es gab einen Grund für diese Sicherheit. Nur
welchen?
Uljana
wendete sich wieder dem Kasten mit seinen vielen Anzeigen zu.
Schalter, Hebel, Druckknöpfe, …da stimmte doch etwas nicht. Es
passte nicht zu den Erinnerungen. Also zu denen, die ganz dicht waren
wie ein Wort, das man kennt und das einem genau in dem Moment, wenn
man es aussprechen will, nicht einfallen will.
Die
Akustiksteuerung! Das war es. Wieso war hier keine Akustiksteuerung
installiert? Nahezu alles konnte man früher ansprechen und damit das
jeweils gewünschte Programm aktivieren. Warum jetzt nicht? Oder
doch? Also ausprobieren. Was wollte sie? Erst einmal „Kontakt
lösen!“ Uljana sagte es laut, klar und deutlich.
Nichts
geschah. Vielleicht mit einem anderen Kommando? Oder musste sie
anstatt dessen unbedingt auf einen der Knöpfe drücken? Bloß auf welchen? Auf den grünen,
über dem das Kabel zum Kopf endete? Schließlich
streckte sie zaghaft eine Hand in Richtung Kasten aus und drückte
auf den grünen Button. Das Gerät brummte auf. Ganz kurz schreckte
Uljana zusammen. Warf sich auf die Unterlage. Noch während dieser
Bewegung sprang das Kabel von ihrem Kopf ab. Dafür schoben sich zwei
mechanische Hände aus den Seitenfronten ihres Behälters. Sie
begannen ihre Haut zu massieren. Uljana schloss die Augen. War das
angenehm! Sie hätte sich dehnen und strecken wollen. Die Massage
vertrieb sowohl das Kribbeln als auch die unerklärliche Taubheit der
Haut. Weiche Finger brachten endlich die Durchblutung in Ordnung. Zum
ersten Mal, seit Uljana erwacht war, ohne zu wissen wo, fühlte sie
sich wohl. Das könnte ewig so gehen, dachte sie noch. Dann
verschwand alles um sie herum.
Irgendwann
ertönte ein schmatzendes Geräusch und die beiden Strippen mit den
Massagefingern wurden wie von unsichtbarer Hand in die
Seitenverkleidung des Behälters zurückgezogen.
Die
angenehmen Schauer wirkten nach. Erst allmählich fand Uljana wieder
in ihren Behälter zurück. Sie fühlte sich wohlig schlaff. Jetzt
einen Moment ruhen, dachte sie, und dann wäre alles wieder in
Ordnung. Erneut war sie eingeschlafen. ...
***
Nun noch eine besonders kurze Anmoderation bei den morgigen Gedichten des Tages:
Anknüpfend an die gestrige Idee fürs Gehirnjogging hier zwei weitere Produkte:
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