Slov ant Gali: Planet der Pondos (16)
... Uljana
hoffte wieder. Ein Glück, dass ihr das mit dem Nachwuchs eingefallen
war. Natürlich starb sie irgendwann auf jeden Fall. Wie weit der
Hauptcomputer Zugang zu ihren Körperfunktionen hatte, war schwer zu
sagen. Zum einen bestritt er zwar, dass sie geweckt worden war, zum
anderen zeigte ihr Kontrollkasten aber ihre Daten an. Der
implantierte Überwachungschip sendete also. Einen akuten
medizinischen Notfall konnte sie dem Computer demnach nicht
vorgaukeln.
„Nachwuchs
erst für Siedlungsphase vorgesehen. Reife unvollständig. Bei
Erreichen der Volljährigkeit Prüfung der Zugangsberechtigung
wiederholen.“
Auf
Anhieb erfasste Uljana die zwingende Logik des Computers. Als KIND
würde sie sowieso kein Kind bekommen. Also sollte sie zweieinhalb
Jahre einsam durch den Raum fliegen... Sie dachte an Robinson, der ja
nicht gewusst hatte, wie lange es bis zu seiner Rettung dauern würde.
Sie konnte am Kalender verfolgen, wie der Tag der Befreiung näher
rückte. Aber wenigstens dessen wollte sie sicher sein.
„Bei
erreichter Reife habe ich also Zugang?“
„Keine
Aussage möglich. Keine Zugangsberechtigung zum Datenpool.“
„Das
ist ja zum Kotzen!“
„Kommentar
unlogisch. Wahrscheinlich Beleg für mangelnde Reife.“
Das
hätte auch Mum gesagt, aber bei ihr wäre es wohlmeinender Spott
gewesen. Hilflos sah sich Uljana in dem Raum um, woran sie ihre Wut
auslassen konnte. Die Vorstellung, erst 800 Tage auf eine Antwort zu
warten, um dann vielleicht zu erfahren, dass sie nun aus einem neuen
Grund, den sie sich jetzt nicht ausmalen mochte, weiter ohne
Computerhilfe bliebe, war zu viel für sie. Sie stürmte in den
Nebenraum. Auch hier gab es kein Kuscheltier, keine Projektion der
Nashörner–
der absolut besten Band des Jahrhunderts – an der Wand, einfach
nichts. Sollte sie jetzt auf ihr sicher zu weiches Bett eindreschen?
Uljana
stürmte aus der Kabine.
Nach
wenigen Minuten fand sie sich vor einer der Frostschalen wieder. Wenn
sie einfach Gift nähme? Eines, das nicht zu schnell wirkte? Dann
müsste der Computer den Notfall erkennen und als Gegenmaßnahme…
Aber war
denn sicher, wie das wahrscheinlich defekte System reagierte? War
sicher, dass es logisch fand, sie medizinisch ausgebildete Erwachsene
wecken zu lassen, damit die sie retteten – obwohl die dann ja
entgegen der Grundzielstellung des ganzen Unternehmens geweckt worden
wären und sie mit dem Gift ihren Wunsch ausgedrückt hätte, gleich
zu sterben?
Eigentlich
wäre auch ein Notfall, wenn sie ein Weckprogramm auslöste und es
drohte schief zu gehen. Der Computer müsste nur eine Chance der
Rettung für die fehlerhaft Geweckten sehen, dann gewährte er ihr
wohl den Notfallzugang zum gesperrten Datenpool. Das war vielleicht
die Lösung. Uljanas Angst, mit einem Fehler Menschen zu töten,
schrumpfte.
Konnte
sie das Risiko weiter verringern? Warum sollte sie über Leben und
Tod wildfremder Leute entscheiden, Gott spielen? Nur eines stand
au?er Frage: An Debbies Kasten ginge sie erst zum Schluss, wenn
eigentlich nichts mehr schief gehen konnte.
Eine
Weile stand Uljana reglos vor einer der Frostschalen. Beschriftet war
sie mit Sarah Huntington, 9 ? Jahre. Lange schwarze Haare,
dunkelbraune Augen, blassbraune Haut … Je länger Uljana sie
anstarrte, umso sympathischer wurde ihr das Mädchen. Bestimmt eine
liebe kleine Schwester, überlegte sie. Was war das schon wieder? Die
gerade geweckte Sympathie bremste sie, das Leben jener Sarah zu
riskieren. Wieder zögerte sie. Wenn Sarah bei dem Versuch starb? ...
***
zweitens Gedichte des Tages von morgen::
Ich würde mich über Diskussionen über Jürgen Polinskes "Tulipana" freuen. Spannend wäre, wer das wichtigste (?) Geheimnis dieses Gedichtes zu lüften vermag ...
Noch nicht zur Diskussion im Dichterkreis gestellt wurde "Böllern wir!" - eine leichte Überarbeitung von Bekanntem. Hier stellt sich die Frage, ob "man" "Menschen" als überstandene Krankheit verstehen kann ...
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