Slov ant Gali: Planet der Pondos (8)
... Unschlüssig
stand Uljana neben ihrem Schlafplatz. Sollte sie sich nicht lieber
etwas überziehen? Aber wozu eigentlich? Es war warm in der Halle.
Fünfundzwanzig Grad Celsius. Und im Moment interessierte sich
niemand für ihre Nacktheit.
Dreihundert
dicht nebeneinander aufgereihte Behälter. Jeweils einhundertfünfzig
auf jeder Seite des Ganges. Schlie?lich gehörten je dreihundert
Personen zur Besatzung der kleinen Expeditionsschiffe:
Hundertfünfzig
Stammmitglieder, die ihre Teilnahme voll bezahlt haben, und
hundertfünfzig Partner, die ihnen der Computer zugeordnet hat,
einschlie?lich Mannschaft,
hatte Debbie erklärt.
Diese
schlauchförmige Halle. Nirgendwo etwas Anheimelndes. Ein Bild an den
Wänden zum Beispiel. Uljana erschauderte.
Ihr
Kontrollkasten zeigte weiter beruhigende Kurven und Zahlen über
ihren Zustand an. Sie nahm es zur Kenntnis. Die Angst blieb.
Wenige
Schritte zum benachbarten Behälter. Ein Blick auf die Insassin. Dort
lag wirklich Uljanas Mutter. Auf den ersten Blick war nicht zu
erkennen, ob als eine sorgfältig präparierte Leiche oder als eine
Eingefrostete. Tante Elvira, grauste es Uljana, hatte genauso
ausgesehen, als sie sich alle von ihr verabschiedet hatten.
Allerdings war die Tante damals in ein langes Kleid gehüllt und ihre
Hände schienen einen Blumenstrauß zu halten.
Was
könnte beweisen, dass diese Frau da nicht tot war? Am liebsten hätte
Uljana den Deckel hochgeklappt und die Mutter in die Arme genommen.
Aber wie hätte sie Debbie ermahnt? Mädchen,
mit einem falschen Handgriff richtest du mitunter einen nicht wieder
gut zu machenden Schaden an.
Vielleicht
hatte sie etwas übersehen? Uljana ging langsam von einer Schale zur
anderen und musterte die Einstellungen der Kästen, die die
Lebensfunktionen der Eingefrosteten überwachten. Vielleicht zwanzig
überprüfte sie gründlich. ?berall dasselbe: ?ber die Monitore
kroch eine gerade Linie am Nullpunkt entlang, und die Digitalanzeigen
standen ebenfalls auf Null. Uljana hatte mehrere Filme gesehen, wo
dies den Tod des Patienten angezeigt hatte. Allerdings war das immer
mit einem durchdringenden Alarmton verbunden gewesen, bis die
Apparate abgeschaltet worden waren. Hier gab es allein dieses
unmerkliche Hintergrundbrummen, dass man nur hörte, wenn man, wie
Uljana jetzt, still lauschte.
Uljana
lief erneut von Platz zu Platz. Dann wieder zurück. Hatte nicht auch
das Schneewittchen in einem Sarg mit gläsernem Deckel gelegen? Wie
tot?
Was nun?
Niemand hatte es für nötig erachtet, die Kinder in die
Reanimationsabläufe einzuweisen. Uljana streckte mehrmals einen
Finger in Richtung auf den grünen Button. War etwas schlimmer als
hilflos da zu stehen und nicht zu wissen, was zu tun war?
„Mum,
sag doch was!“
Als
Antwort erschien Uljana das gleichmä?ige feine Summen im ganzen
Raumschiff jetzt deutlicher und lauter. ...
***
2. Die "Gedichte des Tages":
Manchmal muss man es einfach herausbüllen, "Welch Hunger" auf Leben und schaffen einen gepackt hat.
Andererseits ... Worauf Roger Suffo mit "selbstlos" anspielt, erschließt sich mir zumindest nicht auf Anhieb - das kann aber auch daran liegen, dass ich einen "doppelten Boden" erwarte ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen