Donnerstag, 24. Februar 2011

DREI Nummer 957

Man weiß eines: Man lebt in einer Welt, in der es in letzter Instanz immer um Geld verdienen geht. Wo etwas Anderes behauptet wird oder ein entsprechender Anschein erweckt wird, sollte man skeptisch auf den lauernden Haken gefasst sein.
Insofern bin ich bei EPIDU.de wirklich gespannt. Sie haben dort sogar eine Geschichte von mir abgelehnt, weil sie nicht ins Verlagskonzept passe. Also veröffentliche ich sie als aufgeteilten Text am Schluss der DREI-Nummern von heute bis ... .
Zuvor aber die "Gedichte des Tages" von morgen. Da ist nicht zu übersehen, dass der dritte Friedenslesungswettbewerb angelaufen ist:
Petra Namyslo kommt diesmal spielerisch und italienisch: "Bunga Bunga!"
"Tweet 20" von Sebastian Deya sollte jeden Lyriker daran erinnern, dass der dritte internationale Friedenslesungswettbewerb gestartet ist. Toi-toi-toi allen, die sich beteiligen wollen. 
. .
Eine Zusendung aus Finnland warf die Frage auf, wie man mit Kalauern im Zusammenhang mit Kriegstoten umgehen soll: M. Schröder, Der Feind ist im Anzug
Ich hielt am 25.2.2008 hoch Philosophisches dagegen: mensch
 
Vielen Dank, lieber Basti, dafür, dass du mir einen Link zu einem Anti-Kriegs-Lied geschickt hast. Ich finde allerdings, seine deutsche Version ist MINDESTENS so eindrucksvoll und klar:
 
http://www.youtube.com/watch?v=sYnxLSwQSeI&feature=list_related&playnext=1&list=MLGxdCwVVULXd0ooP0O8r_UIAsThRZq9_j
 
Eine weitere Version ist die Aufzeichnung des größten Konzerts, das ich je besucht habe. Leider müsste nun auch ein Obama-Bild eingefügt werden:
http://www.youtube.com/watch?v=6sSJDKju1Zw&feature=related

Eine wunde Stelle (1)
Galja wirkte auf ihrem Foto vergleichsweise bescheiden. Sie trug ein gepunktetes Matrosenkleid mit Kragenaufschlägen und es sah aus, als hätte sie sich die Haare selbst geschnitten. Zwischen den vielen aufgepeppten Heiratskandidatinnen aus dem russischsprachigen Raum wirkte ihr verkrampftes Lächeln besonders verloren. Darüber hinaus verriet sie schon im Vorstellungstext, dass sie mit einer vierjährigen Tochter zusammen lebe. An ihre erste persönliche Mail hängte Galja Nastjas Foto. Das Mädchen stand darauf verängstigt in einer Zimmerecke. Äußerlich war es ganz die Miniaturausgabe der Mutter und für die Aufnahme mit einem Schwanenseekostüm auf niedlich getrimmt.
Michael schrieb, er wohne mit seinem sechzehnjährigen Sohn Max in einer geräumigen Dreiraumwohnung. Musste das diese Galja nicht beeindrucken? Er nannte sich Manager. Das hörte sich einfach besser an als Sachbearbeiter. Ein Mann muss schließlich einen ordentlichen Beruf vorweisen, wenn er auf eine Kontaktanzeige schrieb. Besonders bei einer Kasachin, deren Wohlstandstraum er verkörpern wollte. Verlangte es die nicht vor allem nach einem: materieller Sicherheit? Früher einmal hatte er Ansehen genossen, ja, zu DDR-Zeiten … Sollte er Galja erklären ... nein, einen englischen Begriff für „Abwicklung" fand er nicht.
Sobald Micha ins Web ging, blinkte von nun an immer etwas in seinem Postfach, und er bastelte mühsam eine englische Antwort zusammen. Nur eine Gnade gewährte ihm Galja: Meist schmückten Fotos ihre Mails: sie vor Postkarten-Hintergründen, selten ohne, fast immer mit Nastjenka. „... Kasachstan ist ein islamisches Land ... nicht demokratisch ... habe Angst, mit meiner Tochter allein ... möchte schnell weg ... habe keine Zukunft, Nastjenka erst recht nicht ..." verstand er in den Texten.
Galja hatte es geschafft. Das Schicksal des Kindes rührte ihn fast so an wie die Aussicht auf eine eigene Familie. So schrieb er – sich für sein gebrochenes Schulenglisch entschuldigend – dass Galja genau den richtigen Zeitpunkt gewählt habe, Nastja nach Deutschland zu bringen. Er würde sich sehr um das Kind bemühen, damit es bis zum Schulanfang ordentlich deutsch spräche. Er würde sie beide unterrichten.

1 Kommentar:

  1. Immer wieder gerne. Welche Version da am Ende die ist, die am meisten gefällt, ist wohl am Ende wieder die viel zitierte Geschmackssache.

    Hier noch kleiner Tipp, wenn du magst bzw. ihn nicht sowieso schon kennst.

    Auf http://tinyurl.com/ kannst du Links verkürzen, ich finde doch das Monstrum, was in dem Post benutzt wird optisch ziemlich störend irgendwie. Wenn du "tinyurl" benutzt würde daraus z.B.

    http://tinyurl.com/6a7z5ou .

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