Sonntag, 13. März 2011

DREI Nummer 974

Zuerst die Gedichte des Tages von morgen ... logisch:
Manche literarischen Motive lassen mich einfach nicht los. Eines habe ich schon häufiger durchgekaut, also "Kassandra zum xten" Mal, ein anderes, nämlich das Singen in der Badewanne ist auch etwas bärtig, wenn auch mit einer neuen Variante: "Zeitentenor" ... 
 
Bei dem folgenden Beitrag zur ersten Friedenslesung erinnere ich mich noch sehr gut der Diskussionen in der Jury mit dem einmütigen Ergebnis: Für eine Lesung nein, für eine Anthologie, wo man selbst lies ja: Erik R. (Der Ohrenschützer), Die Kriegsherren. Mit rolling home  bin ich noch nicht am Ende ...

Diesmal lasse ich einen kleinen boshaften Prosatext folgen: 

Anleitung zu artgerechter Menschenhaltung

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer mutigen Entscheidung, einen Teil Ihrer künftigen Lebenszeit mit einem Pärchen der Art Homo sapiens sapiens zu verbringen. Bitte beachten Sie die folgenden Hinweise, dann werden Sie Ihre Entscheidung sicher nicht bereuen.
Der Homo sapiens zeichnet sich seit seiner frühen Entwicklungsgeschichte durch einen hohen Grad von Gesellschaftlichkeit aus. Prinzipiell ist er zu zielgerichteter Tätigkeit nicht nur in der Lage, sondern ein gewisser Hang zu nützlichem gemeinschaflichem Tun war ihm schon früh eigen. Achten Sie also stets darauf, ihn mit Dingen zu beschäftigen, bei denen er sich als Individuum geistig herausgefordert fühlt. Ausgeprägt entwickelt ist sein Hang zur Selbstreflektion. Frühzeitig erkannten erste Exemplare der Art, dass der Mangel an überdurchschnittlichen Organen, fehlender Reaktionsgeschwindigkeit usw. nur durch komplexes Handeln ausgeglichen werden konnte. Die damit einher gehende Selbstbewertung führte zur allmählichen psychischen Degeneration der Art. Exemplare, die ihr Selbstbild besonders intensiv spiegelten, leiteten aus ihrer ausgeprägten Denkfähigkeit her, als Art zum Beherrschen sämtlicher anderer Wesen der Natur geeignet zu sein. Achten Sie also besonders bei der Auswahl von Spielzeugen für Ihre Schützlinge darauf, ihnen keine Gegenstände in die stark sensibilisierten Vorderfüße zu geben, die geeignet sind, anderen Wesen (einschließlich Vertretern der eigenen Art) gegenüber Machtfantasien frei zu setzen. Geräte, die zum Töten und Quälen anderer Wesen geeignet sind – so genannte Waffen – gehören nicht in die Verfügung eines Homo sapiens - auch nicht bei ausgewachsenen Exemplaren.
Besonders viel Freude werden Sie mit ihren Schützlingen haben, wenn Sie auf ständige Veränderung der beim Umweltkontakt unausbleiblichen Reize achten. Das beginnt bei der Ernährung. Rechnen Sie damit, das jedes einzelne Exemplar bestimmte Speisen bevorzugt. Das ist Teil ihrer Individualität. Grundsätzlich sollten Sie aber darauf achten, häufig zwischen verschiedenartiger Pflanzennahrung und gelegentlicher Gabe von Fleischprodukten zu wechseln. Sollten letztere Exemplare der eigenen Art einbeziehen, vermeiden Sie es, Ihren Schützling darauf hinzuweisen. Traditionell sind Homo sapiens eine so unmittelbare Zweckdienlichkeit der Tötung von ihresgleichen nicht mehr gewöhnt. Sie ziehen es vor, andere Homo sapiens zur Umsetzung eigener Gedankenkonstruktionen zu missbrauchen, wofür sie die Tötungsmethode als Form gegenseitiger Domestikation als angemessen ansehen.
Ausgeprägt sind bei der Art Riten sexueller Kommunikation. Auch hier gilt das Prinzip der Diversifikation. Es empfiehlt sich aber, Männchen und Weibchen in warmen Räumen zu halten und die Gewöhnung an Schmuck und Status symbolisierende Kleidung zu verhindern. Die Brunftzeiten des Homo sapiens sind nicht durch jahreszeitliche Beschränkungen eingegrenzt. Bei guter Pflege ist das weibliche Exemplar nach gut 100 Kilostunden empfängnisbereit. Eine ausgewogene Verteilung der Aufgaben der Nachwuchsversorgung ist möglich, sollte aber überwacht werden. Den männlichen Exemplaren muss verantwortungsbewusstes Verhalten anerzogen werden. Überlegen Sie sich ein für Ihre Verhältnisse angemessenes Belohnungs- und Belobigungssystem. Weisen Sie die männlichen Exemplare ausreichend oft auf die ästhetische Qualität ihrer primären Geschlechtsmerkmale hin. Sie werden sich solcher Höflichkeitslüge gegenüber sehr dankbar zeigen.
Sollten Sie mit Ihren Exemplaren nicht zurechtkommen, scheuen Sie sich nicht, frühzeitig individuellen Rat einzuholen bzw. ggf. die halb domestizierten Jungmenschen einem Freilandpark zu übergeben, in dem ein Studium der ursprünglichen Lebensweise dieser frühen Erdenbewohner ohne wesentliche Bedrohung für die Umwelt möglich ist.

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