Donnerstag, 17. März 2011

DREI Nummer 978

Die Gedichte von morgen:
Oh weia ... Diesmal habe ich es gewagt, mich an der großen klassischen Gedichtform des Sonetts zu vergreifen. Keine Angst: Ich habe nicht die Absicht, in die Fußtapsen von Johannes R. Becher zu treten. Aber mit einer so strengen Form zu spielen ist Selbsterziehung für Lyriker:
"Freundschaftssonett"
"Traumsonett".

Am 18.03.2008 habe ich ... nein, ich schäme mich nicht für  gott ist groß . Keine Billigung ... nur Verständnis ...

Die Legende von Tana-ak-Malaar

Irgendetwas hat Tjama gemurmelt. Dann kommen die Laute deutlicher über ihre Lippen. „Und Okeana?“ Schon wieder leiser wiederholt sie „…Okeana?“
Der jüngere der beiden Männer schaut sie verwundert an. „Dein Wurm? Den kannst du mitnehmen. Ihr Unteren habt mitunter sowieso zuviel Milch. Was dein Pflegling nicht braucht, kannst du deinem Würmi geben.“
Latmin?“
Es ist ihr nur so eingefallen.
Nun wird der jüngere der beiden Männer bereits ungehalten. „Wer ist denn das nun wieder?“ Und plötzlich grinst er verstehend. „Ach dein Stier? Den wirst du erst einmal nicht brauchen. Aber er könnte den Ahnen der Ahnen den nächsten Regen abfordern.“
Tjama wird blass. Daran hatte sie noch nicht gedacht. Ein Opfer…
Nein, sie wird gehen. Ewig kann ihre Aufgabe nicht dauern. Und Latmin wird leben und Oka, auf Oka wird sie achten.
Gehen wir?“
Der Ältere versucht bei diesen Worten einen versöhnlichen Ton. Gleichzeitig hat er die rechte Hand an den Gürtel gelegt, dort, wo sein langes Messer herabhängt.
Tjama sieht sich suchend, fragend, überlegend um. Nein. So schnell fällt ihr nicht ein, was sie einstecken, sagen oder tun sollte, bevor sie zwischen die beiden Männer tritt.
Von draußen hört sie Okana. Brüllt die Kleine noch immer oder schon wieder? „Die Windeln?“ Latmin ist doch mit Okas Windeln unterwegs!
Die Männer lachen.
Also los jetzt“, schnarrt der jüngere, den Tjama für sich Tofo getauft hat, was Stier, dem man die Gefühle abschnitt, heißt. Das sie ihm wenigstens heimlich diesen Ausdruck nachsagen kann, mindert ein wenig die hoffnungslose Angst und Wut.
Oben reicht Bjulga Tjama das Babybündel, das nun nur noch müde quäkt. Die beiden Mütter sehen sich nicht an. Drücken sich nicht. Sagen nichts. Der Bergwind, der den weißen Regen bringt, schläft irgendwo bei seinen Gipfeln den Sommerschlaf. Die Sonne hat noch nicht ihre volle Kraft. Von Osten her beobachtet sie verständnislos den kleinen Zug. Einer nach dem anderen steigen sie von Dach zu Dach. Tjamas Finger krallen sich in dem Bündel fest. Das zusammengebundene Tuch, das ihren Körper vor dem Wetter schützen soll, ist halb geöffnet, um Oka zusätzlich Schutz zu bieten. Der Geruch erforderlicher neuer Windeln dringt in Tjamas Nase. Sie werden wieder nur lachen, die Männer.
Mit gehörigem Abstand beobachten Nachbarn den kleinen Zug. Senken die Köpfe, wenn Tjama gerade in ihre Richtung sieht. Ob sie um die Ehre wissen, die Tjama zuteil wird?
Sie haben die große Straße erreicht. Von nun an geht es gerade aufwärts. Tjama ist diese Straße schon einige Male aufgestiegen. Die mit den Ahnen der Ahnen redeten brauchten Ruhe für das Formen der Botschaften. Also durften alle notwendigen Gerätschaften nur in den Häusern der Unteren gefertigt werden. Dann aber wurden die Lasten, Speisen und Getränke, Schmuck und Notwendiges für die Fürsprecher nach oben getragen. Vor drei Sommern hat Tjama zum ersten Mal die Kraft dafür bewiesen.
Tjama fürchtet das Oben. Die Steine der Riesen. Man erzählt, das dort sei ein Berg aus Stein gewesen, aus dem die Riesen, Vorfahren derer, die mit den Ahnen redeten, Säulen geschnitzt hatten, Häuser errichtet hatten, deren Maß für keinen Unteren gedacht war.
Und über den Platz der Ewigen Kälte sieht man den Opferstein.
Nein, sie wird schweigen. Sie wird ihre Brüste bitten, doppelt stark zu sein. Dem fremden Jungen zum Frieden und Oka zum Glück.

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