Samstag, 19. März 2011

DREI Nummer 980

Nun ist es schon fast Tradition: Die Gedichte des Tages des nächsten Tages haben die ersten beiden Drittel zu stellen:
Nein, Dichter sind kein Nachrichtenticker: Die Reaktionen auf allzu Aktuelles kommen mit zeitlicher Verzögerung. Heute aber kommt ein keine Japan-Tag. Zum einen ein Gedicht, das Brunhild Hauschild zusammen mit ihrer Schwägerin gelang "Japan im März" und eines von mir: "Aufgehende Sonne".

Auch mit Limericks kann man politische Botschaften transportieren. Dies sah man vor drei Jahren:   Wolfgang Fehse, Ein Limerick Ach ja ... und es scheint Karfreitag gewesen zu sein: karfreitag

Nun folgt das nächste Stück Leseprobe aus ...

Die Legende von Tana-ak-Malaar

An den folgenden fünf Tagen geschieht nichts Wichtiges. Tjama weiß nun, dass sie einen Jungen verpflegt, einen Jungen mit Namen Karto-ak-man, was der, der größer noch als Karto sein wird, bedeutet. Seine Mutter ist bei den Ahnen der Ahnen angekommen.
An sich hat Tjama ein leichtes Leben. Ihr Tagesablauf kennt all die Arbeiten, die sie jetzt längst zusammen mit den anderen Unteren verrichtete, nicht. Sie hatte nur bereit zu sein. Wann immer Akman die Quelle verlangt, hat sie sie ihm zu bieten. Ihre Quelle fließt reichlich. Auch Okeana scheint satt zu werden, ja, das Mädchen gedeiht prächtig. Tjama kann sich keinen Menschen vorstellen, der beim Anblick ihrer Tochter nicht sofort sieht, was das für ein wunderschönes Mädchen ist.
Leider trifft das auf den Runzelkopf, wie Tjama Akman liebevoll nennt, nicht zu. Der Junge, dessen Haut noch immer aussieht, als wäre sie ihm etwas zu groß übergezogen worden, hat die ganze Zeit den Milchfluss nicht bewältigt. Das hat Tjama Okeanas wegen gefreut. Doch an jenem fünften Tag beginnt der Junge zu glühen. Tjama ahnt, er ist krank. Artja hätte bestimmt sagen können, was ihm fehlt.
Karto-ra-ahn befragt den Fürsprecher Ontho, der den Sud der fremden Pflanzen kennt. Das Gesicht, dass der bei der Untersuchung des Jungen macht, verheißt nichts Gutes. Doch der Fürsprecher fordert eine Nacht Bedenkzeit. Er werde direkten Rat von den Ahnen der Ahnen einholen und man dürfe ihn bis dahin nicht stören.

Es ist ein Morgen wie viele andere.
Die Fürsprecher haben zum Frühstück gespeist, Tjama hat gegessen, einen wohl gewürzten Milchbrei, Akman hat sich den Brüsten verweigert und Okeana hat in gewohnter Ruhe gesaugt, bis der Schlaf sie überwältigt hat. Da kommt Ontho zurück.
Ehrwürdiger, der du der Erste unter uns Fürsprechern bist! Die Ahnen der Ahnen haben sich mir offenbart. Ihr Wort ist so weise, das wir noch sterbliche Fürsprecher es hätten übersehen können. Doch, oh Karto, betrachte diese Sprosse: Sieh, welch wohlige Fülle die Haut des Unteren-Babys schmückt! Und nun sieh, wie arm an guter Nahrung dein würdiger Spross ist! Der Wille der Ahnen der Ahnen ist dies nicht. Aber, oh Karto, erahnst du die tierischen Instinkte, die der Mutter befehlen, ihr unteres Kind dem Fürsprecher-Spross vorzuziehen? Sie tat es ohne bösen Willen. Eine Strafe kommt ihr nicht zu. Aber deinen Spross kannst du nur noch retten, wenn du das Unteren-Baby auf dem Stein der Blutenden Weisheit im Kreis aller Unteren der direkten Obhut der Ahnen der Ahnen übergibst. Bedenke aber, dass die Zeit drängt! Vielleicht ist es schon mit dem nächsten Morgen zu spät.“
Ontho spricht bedächtig. Trotzdem braucht Tjama einen Moment, bevor sie den Sinn dieser Worte begreift. Sie schreit nicht, kreischt nicht. Sie bricht einfach zusammen.
Als sie zu sich kommt, sind die Wachen der Fürsprecher bereits unterwegs in der Stadt der Unteren, um zur Sammlung am Platz vor dem Stein der Blutenden Weisheit im Angesicht der untergehenden Sonne zu rufen.

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