Was man anfängt, sollte man auch weiterführen. Also weiter mit Gunda Jarons ."Trilogie vom Nähkästchen (2)".
Youtube brachte mich auf die Idee. Es gibt ja unterschiedliche Anreize bei den Talentshows. Jurorenboshaftigkeit ist einer, also das Anstacheln von Schadenfreude als bekanntlich schönster Freude. Gelegentlich muss aber auch positiv überrascht werden. Denn warum soll nicht auch eine 47jährige "Susan Boyle sein" wollen?
Davon ist unser utopisches Romanmanuskript noch weit entfernt:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (75)
... Vertrauen,
das wurde auch in anderer Hinsicht zum Problem. Du weißt ja ... das
Einschlafritual. Eigentlich hätte es aus einem einfachen Grund
geändert werden können: Auf die Mädchen wirkten in diesen Tagen so
viele neue Eindrücke ein, dass sie früh am Abend müde waren, also
vielleicht gar kein Einschlafritual gebraucht hätten. Dann war
natürlich noch ungewohnt für sie, dass sie – von den ganz
Kleinen einmal abgesehen – ein Zimmer mit einem riesigen Bett für
sich alleine hatten. Warum sollte ich die Mädchen daran hindern, bei
der Freundin oder Schwester zu schlafen? Platz war da in den Betten.
Niemand musste auf die Geräusche Anderer achten oder aufpassen, dass
er selbst keine störenden verursachte. Alle konnten nach ausgiebig
zelebrierter Dusche sich in ihr Kissen verkrallen und einschlummern.
Es
kam anders. Auslöser war wohl Sanja. Sie war ein besonders
einfühlsames Mädchen. Sie hatte mich schon einmal geschockt. Das
war, nachdem allen neuen Mädchen die Haare restlos geschoren worden
waren. Da kam sie zu mir und hielt mir eine kleine Rede. Sie, die
fünf ersten Angekommenen seien Kinder wie all die folgenden auch.
Sie hätten Parasiten wie all die anderen, die jucken und sich weiter
verbreiten konnten. Jetzt sähen sie aber als einzige aus wie die
Kinder außerhalb der Burg, so als ob sie nicht dazugehörten. Ob ich
denn Mädchen mit Krauseln und welche ohne haben wollte. Ich
versuchte zwar zu erklären, dass in ihrer Duschcreme eine
Desinfektion enthalten gewesen war, aber das erklärte natürlich
wirklich nicht, warum nicht auch bei den Neuen das Duschen
ausgereicht hätte. Als ich es dann mit dem schöneren Anblick
versuchte, die sie, die Großen, mit ihren Haaren auf dem Kopf böten,
fragte sie sogar, ob ich sie denn nur deshalb ansehen wollte, weil
sie Krauseln hätten.
Irgendwann
musste ich aufgeben. Sanja, verlangte mit einer geradezu feierlichen
Innigkeit alle Untersuchungen und Berührungen von mir, die sie vom
Empfang ihrer Gruppe kannte. Ich musste sie eincremen und massieren
und als sie halb schlafend von ihrer Höhe herabstieg, flüsterte
sie, ob ich sie wirklich ohne Krauseln weniger gern sähe. Da blieb
mir nichts Anderes übrig, als sie in den Arm zu nehmen, und
aneinandergeschmiegt schliefen wir ein. Mädchen sind mitunter
seltsam. Sanja war doch eigentlich schon erwachsen und hatte den
Gedanken, als eine Art Erzieherin auch als Erwachsene Aufzutreten,
sofort angenommen, dieses Ritual, das eigentlich eine für Kinder
gedachte, sehr einseitige Zärtlichkeit war, wollte sie sich aber
nicht entgehen lassen,
Sanja
musste am nächsten Morgen wohl als Erstes den Anderen erzählt
haben, dass ich mich ihrer angenommen hatte. Klar. Die Veränderung
ihres Äußeren schrie ja nach Erklärung. So musste ich letztlich
auch die restlichen vier Gruppenleiterinnen in den Kreis „meiner“
Mädchen aufnehmen.
Das
ursprüngliche Ritual entwickelte sich weiter: Zum
in-den-Schlaf-Streicheln kam jetzt als besondere Belohnung das
Einschlafen im selben Bett. Bevor ich dessen bewusst geworden war,
hatte sich durchgesetzt, dass fast alle Mädchen darauf achteten, von
ihren Gruppenleiterinnen beziehungsweise mir nicht vernachlässigt zu
werden, regelmäßig dran zu sein. Ich bin froh, dass ich das keinem
Menschen erklären muss. Die hätten mich bestimmt gefragt, ob ich da
schon so eine Art Harem mit Kindfrauen gehabt hatte. Dabei war das,
wie schon gesagt, eine verdammt einseitige Sache, wo die Erwachsenen,
also ich oder meine Gruppenleiterinnen um die wohlige Entspannung
ihrer Pflegekinder zu bemühen hatten. ...
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