Donnerstag, 28. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1436

Nach der "Fußballsondersendung" innerhalb der "Gedichte des Tages" liest sich die Nachlese anders:


Fahren wir fort mit den Coverideen für das Buch "Nach der Geldzeit": "Cover 3".
Und für die gestern enttäuschten Fußballfans ... Ja, wo ein "2" war, war auch ein "Daumendrücken -1" von Brunhild Hauschild. Also begeistert euch ... 


Dafür gibt es hoffentlich beim Lesen des Romanentwurfs keine Vorbehalte:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (99)



... Am nächsten Morgen weckte ich Tschamita vor allen anderen.
„…Weißt du, Tschami, worüber ich lange nachgedacht habe?“
Das Mädchen sah noch sehr müde aus, aber sie sah mich sofort so neugierig an, als ahnte sie, dass gleich etwas sehr Wichtiges gesagt werden würde.
Es tut mir leid, dass ich dir dein Fest des neunten Tropfens verdorben habe. Irgendwie bist du … also du wirst bestimmt die tollste Frau, die je hier auf der Burg herumgelaufen ist. Aber …nein warte! … Also vielleicht können wir unser eigenes Fest feiern?“
Wir allein?“
Nein. Natürlich die Burg als Dorf. Darf ich nicht dein Meister sein und nachher auch dein Junge? Die Robbis als Jungen … also das geht leider nicht.“
Als dar Meista, das varstah ich. Aba als mein Junga?“
Ich stell mich immer wieder neu hin. Und ich stell mir vor, ich habe mir genau zugesehen.“
Es wurde immer deutlicher, dass Tschamita der Gedanke gefiel. Ich musste sie richtig bremsen: „Aber erstmal müssen wir dafür sorgen, dass wieder alles friedlich geregelte Wege geht.“
Soweit dies die fremden Söldner betraf, war das einfach. Ich funkte die Robbis an. Ein Programm zum Wiederaufbau der Grenzanlagen hatten sie bereits. Später konnte ich darüber nachdenken, wie die Grenze verstärkt werden konnte. Problematischer war, Tschamita davon zu überzeugen, dass es wichtiger war, erst alle Mädchen auf dem Hof wieder burggerecht herzurichten, als ihr Fest auszugestalten. Ein klein wenig entschädigte mich schon Tschamitas offensichtliche Eifersucht bei jeder Berührung anderer Mädchen für den Schrecken, mit selbstbewusst gewordenen Mädchen zu tun zu haben. Offenbar besänftigte sie aber die Aussicht, dass ich zwar viele verwöhnte, sie aber die Einzige wäre, deren Meister ich sein würde. Und ich gebe es offen zu. Die Aussicht, der Meister dieses Mädchens zu werden, faszinierte mich.


Vor Tschamita stand also ein bedeutender Augenblick in ihrem Leben. Nach den Regeln ihrer Gemeinschaft würde sie ein Ritual durchlaufen, kraft dessen sie danach als erwachsen angesehen würde. Ich gebe zu, die Altersvorstellungen bei den Saks sind mir auch später nie ganz klar geworden. Mitunter hätte ich Müttern von Töchtern an der Erwachsenenschwelle zugebilligt, selbst Kinder zu sein – ihrer Kleinwüchsigkeit im Verhältnis zu uns Menschen wegen. Und in dem Sinn einer Überlegenheit, aus der eine besondere Fürsorgeverpflichtung abzuleiten wäre. Aber wann ist denn ein Mensch erwachsen? Jeder Augenblick, den man wählt, um zu sagen, ab heute, ist willkürlich. Da ist die biologische Fähigkeit eines Mädchens, selbst Kinder bekommen zu können, noch das greifbarste Zeichen – auch wenn dann noch genug Gründe bleiben, dass es eigentlich selbst noch ein Kind bleibt. In der Welt, aus der ich gekommen war, wurde deshalb abgelehnt, sie sofort als Frau zu betrachten. Auf diesem Planeten bei diesem Volk waren die Regeln klar andere. Und die hatten ihre Gründe. Warum sollte ich meine Mädchen mit einer Abwertung zum Kind verletzen? Wo ich sie für ein längeres gemeinsames Leben wollte und sie bald als Erzieherinnen sehr erwachsen würde sein müssen, so erwachsen eigentlich, wie man es auf der Erde keinem Menschen mit weniger als 25 Jahren Lebenserfahrung erlaubte?! ...





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