So sollen die "Gedichte des Tages" am Freitag aussehen, wenn es keine Neuigkeiten gibt. "Nur" fortgesetzt wird die Handlung des SF-Romanmanuskripts:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (91)
... Als
erstes replizierte ich Scheinwerfer. Das hätte ich schon längst tun
sollen. Es war unabhängig von allem Anderen eindrucksvoll, mich als
Beherrscher des Lichts in der Nacht zu zeigen. Und es konnte nicht
schaden, welches einsetzen zu können. Ich montierte die Strahler
beweglich auf der Burgmauer, schloss sie an die allgemeine
Stromversorgung an, richtete sie auf die Linie der Belagerer und
gliederte die „Lichtwerfer“ in Einheiten, die sich gesondert an-
und ausschalten ließen. In der folgenden Nacht testete ich sie. Ich
ließ sie kurz aufblitzen und korrigierte einige Einstellungen. Mir
war klar, dass das Legenden zur Folge haben würde. Die meisten
gegnerischen Soldaten verschliefen natürlich meine Blitze und die,
die sie bemerkten, vermissten bestimmt das Donnern, aber sie konnten
sich auf die Lichtquelle keinen Reim machen. Im Höchstfall blieb für
einen Moment ein wenig Blendlicht auf ihren Netzhäuten zurück.
Einzig den Stab der Belagerer musste ich bei meinen Lichtspielereien
aussparen. Dessen Truppen waren zu weit entfernt für konzentriertes
Licht.
Endlich
war es soweit. Das Wetter stellte sich auf meine Seite. Nach
Mitternacht verdeckten Wolken die Sterne. Ich hatte 12 Grad Celsius
gemessen. Es war trocken und ruhig, als meine „Panzerfahrer“ ihre
Fahrzeuge bestiegen. Noch tauchte nur eine einzelne Hoflaterne die
Szenerie in gespenstisches Dämmerlicht. Vierzehn Dreierreihen
standen auf das Haupttor gerichtet bereit. Die vorderen waren die mit
den Mädchen als Fahrer. Ich ging davon aus, dass sie weniger
komplizierte Steuermanöver vor sich hatten. Sie sollten nur ein
Stück vorfahren und dann nach rechts und links schwenken. Die
hinteren Reihen mussten sich anpassen, Abstand halten und eine breite
Reihe bilden.
Der
brenzligste Moment war der der Toröffnung. Ich hatte das große Tor
noch nie offen gesehen. Vier Robbis, und zwar die, die dann die
beiden letzten Ausfahrreihen bilden sollten, hatten sich intensiv mit
der Mechanik der Toröffnung beschäftigt und herausgefunden, dass es
sich um eine gewaltige, über Ketten bewegte Doppelschiebetür auf
Walzen handelte.
Als
alle Fahrer bis auf die vier ihre Plätze eingenommen hatten, löschte
ich auch die Laterne. Durch die Dunkelheit schepperte und quietschte
es. Die vier Robbis drehten ihre beiden Kurbeln. Nur die Augen, die
erwartungsvoll auf die richtigen Punkte starrten, ahnten, dass sich
dort die hohen Tore ganz langsam öffneten. Endlos krochen die
Sekunden. Wenn die Postenreihe in Tornähe erwachte, Signale gerufen
wurden, vielleicht gegnerische Soldaten hin und her rannten, so
wurden deren Aktivitäten vom quälend lauten Geräusch des sich
öffnenden Tores übertönt. Wäre ein gegnerischer Zug auf den
Burghof gestürmt, wir hätten ihn nicht bemerkt. Nichts als
Scheppern und Quietschen erfüllte die Dunkelheit.
Plötzlich
rastete eine Halterung ein. Dann herrschte für einen Moment
gespenstische Stille. ...
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