Aller guter Dinge sind drei - und womit sollte eine Trilogie denn enden, wnn nicht mit dem 3. Teil?! Also folgt Gunda Jaron mit
Und das Leben, ja, es richtet sich meist nicht nach seinem (von uns erlesenen?!) "Drehbuch". Da bleibt dann ein fragend dichtenderThomas Reich zurück ...
Das Romanmanuskript dagegen ist logischerweise dasselbe, das weitergeführt wird:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (76)
... Für
mich veränderte sich die Länge einer Woche. So etwas wie Samstag
war dann, wenn Sanja dran war, Als Sonntage aber galten für mich
jene Feierabende, an denen meine Familienrunde bei Tschamita enden
durfte. Sie waren mir längst näher als irgendwelche Pfleglinge. Das
aber ist eine andere Geschichte.
Das
Abendritual entwickelte sich zur wichtigsten Form aktiver Belobigung.
Egal, ob ich das war oder eine meiner Gruppenleiterinnen – wir
brauchten nur in Aussicht zu stellen, dass die, die eine geforderte
Aufgabe am besten erfüllte, als letzte den Schlafgruß erhalten
würde, also für die Nacht das Bett mit uns teilen durfte, schon
wurde alles mit dem größten Elan erfüllt. Problematisch war
höchstens, dass ich sowohl eine eigene Gruppe als auch eben die fünf
Gruppies betreuen musste, die dann ja für den Abschluss ihrer
eigenen Gruppe ausfielen.
Eigentlich
sollten die Mädchen ja kritisch denken lernen. Sie vergaßen aber
bei ihrer Anbetung total, nach dem Sinn der Aufgaben zu fragen. Woher
sollte ich dann aber wissen, was sie wirklich verstanden hatten, wenn
sie etwas in erster Linie ausführten, um ihren Pflegern zu
imponieren anstatt, um die Aufgabe zu lösen? Noch dazu, wo ich
unsicher blieb, welche Aufgaben für die Mädchen wirklich sinnvoll
waren.
Inzwischen
war mir auch klar geworden, welche Rolle den meisten im Moment auf
der Burg versammelten Mädchen in der Zukunft zufallen konnte. Am
besten war, sie würden selbst Ausbilderinnen und Projektleiterinnen,
meine fünf Gruppies wären dann also die ersten Ausbilderinnen der
Ausbilderinnen. Mein Gesamtprojekt hing davon ab, dass die künftige
Gemeinschaft als geschlossener neuer Kreislauf funktionierte. Ich
konnte den Mädchen nicht zumuten, nach einer absehbar kurzen Zeit
wieder in ihre Siedlungen zurückzugehen. Sollten sie extremes Glück
haben, würden sie als einem Gott besonders nahe stehende
Schamaninnen anerkannt werden. Wahrscheinlich jedoch war, dass ihnen
das auf der Burg erworbene Wissen für ihr folgendes Leben sogar
hinderlich wäre. Auf sich selbst gestellt gegen Traditionen von
Jahrtausenden würden sie gebrochen werden, für verrückt erklärt,
partnerschaftsunfähig, was auch immer. Noch waren sie unter sich und
demzufolge keine Exoten. Je länger sie hier blieben, umso
natürlicher würde es ihnen erscheinen, dass sich ein Mädchen nicht
zwangsläufig unterordnet, weil es die früheren Generationen so
getan hatten. Früher oder später musste ja der Augenblick kommen,
dass sich wieder Jungen unter sie mischten. Ich fand dabei kein
Gefühl für den nötigen Zeitraum.
Ausgerechnet
die Idee mit den Kartoffeln war dann der Funke der Lösung: Was, wenn
die Mädchen meiner Zivilisation eigene Dörfer gründeten? Erstmal
eines, jedenfalls? Die bisher gegründeten Siedlungen mit ihrem
Ackerbau waren eng an die Flüsse gebunden. Deren Wasser schenkte
Leben. Nun stellten gerade Kartoffeln keine allzu hohen Anforderungen
an die Qualität des Bodens. Und Methoden zum Aufspüren von
Grundwasser hatte ich. Vielleicht war das der Weg: Erst einmal
mussten die Mädchen erleben, dass sie etwas, was nach Tradition
Männerarbeit war, auch ohne Jungen gelöst haben würden. Dann
würden sie sich auch nicht gleich wegschicken lassen zum Kochen und
Kinder gebären und versorgen.
Nun
hatte ich die Chance auf ein Unterrichtsfach „Wunder“. Die
Mädchen würden lernen, Maschinen zu bedienen. Mit denen konnten sie
feststellen, wo unter der Oberfläche Grundwasser zu finden war. Mit
weiteren Maschinen würden sie Brunnen bauen, das selbst gefundene
Wasser nutzbar machen.
Das
konnte ich vorbereiten. Mit meinem Gleiter suchte ich erst einmal die
Quelle jenes Flüsschens, an dem das Leben der einheimischen Saks
sich entwickelt hatte. Jenes Wasser kam aus der Erde. Das mussten die
Mädchen gesehen haben …
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