Mittwoch, 6. Juni 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1413

Ja, wieder beginnt das Journal mit den "bevorstehenden" "Gedichten des Tages" ... aber die nur mit Gästen:


Aller guter Dinge sind drei - und womit sollte eine Trilogie denn enden, wnn nicht mit dem 3. Teil?! Also folgt Gunda Jaron mit
Und das Leben, ja, es richtet sich meist nicht nach seinem (von uns erlesenen?!) "Drehbuch". Da bleibt dann ein fragend dichtenderThomas Reich zurück ...


Das Romanmanuskript dagegen ist logischerweise dasselbe, das weitergeführt wird:


Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (76)


... Für mich veränderte sich die Länge einer Woche. So etwas wie Samstag war dann, wenn Sanja dran war, Als Sonntage aber galten für mich jene Feierabende, an denen meine Familienrunde bei Tschamita enden durfte. Sie waren mir längst näher als irgendwelche Pfleglinge. Das aber ist eine andere Geschichte.
Das Abendritual entwickelte sich zur wichtigsten Form aktiver Belobigung. Egal, ob ich das war oder eine meiner Gruppenleiterinnen – wir brauchten nur in Aussicht zu stellen, dass die, die eine geforderte Aufgabe am besten erfüllte, als letzte den Schlafgruß erhalten würde, also für die Nacht das Bett mit uns teilen durfte, schon wurde alles mit dem größten Elan erfüllt. Problematisch war höchstens, dass ich sowohl eine eigene Gruppe als auch eben die fünf Gruppies betreuen musste, die dann ja für den Abschluss ihrer eigenen Gruppe ausfielen.
Eigentlich sollten die Mädchen ja kritisch denken lernen. Sie vergaßen aber bei ihrer Anbetung total, nach dem Sinn der Aufgaben zu fragen. Woher sollte ich dann aber wissen, was sie wirklich verstanden hatten, wenn sie etwas in erster Linie ausführten, um ihren Pflegern zu imponieren anstatt, um die Aufgabe zu lösen? Noch dazu, wo ich unsicher blieb, welche Aufgaben für die Mädchen wirklich sinnvoll waren.
Inzwischen war mir auch klar geworden, welche Rolle den meisten im Moment auf der Burg versammelten Mädchen in der Zukunft zufallen konnte. Am besten war, sie würden selbst Ausbilderinnen und Projektleiterinnen, meine fünf Gruppies wären dann also die ersten Ausbilderinnen der Ausbilderinnen. Mein Gesamtprojekt hing davon ab, dass die künftige Gemeinschaft als geschlossener neuer Kreislauf funktionierte. Ich konnte den Mädchen nicht zumuten, nach einer absehbar kurzen Zeit wieder in ihre Siedlungen zurückzugehen. Sollten sie extremes Glück haben, würden sie als einem Gott besonders nahe stehende Schamaninnen anerkannt werden. Wahrscheinlich jedoch war, dass ihnen das auf der Burg erworbene Wissen für ihr folgendes Leben sogar hinderlich wäre. Auf sich selbst gestellt gegen Traditionen von Jahrtausenden würden sie gebrochen werden, für verrückt erklärt, partnerschaftsunfähig, was auch immer. Noch waren sie unter sich und demzufolge keine Exoten. Je länger sie hier blieben, umso natürlicher würde es ihnen erscheinen, dass sich ein Mädchen nicht zwangsläufig unterordnet, weil es die früheren Generationen so getan hatten. Früher oder später musste ja der Augenblick kommen, dass sich wieder Jungen unter sie mischten. Ich fand dabei kein Gefühl für den nötigen Zeitraum.
Ausgerechnet die Idee mit den Kartoffeln war dann der Funke der Lösung: Was, wenn die Mädchen meiner Zivilisation eigene Dörfer gründeten? Erstmal eines, jedenfalls? Die bisher gegründeten Siedlungen mit ihrem Ackerbau waren eng an die Flüsse gebunden. Deren Wasser schenkte Leben. Nun stellten gerade Kartoffeln keine allzu hohen Anforderungen an die Qualität des Bodens. Und Methoden zum Aufspüren von Grundwasser hatte ich. Vielleicht war das der Weg: Erst einmal mussten die Mädchen erleben, dass sie etwas, was nach Tradition Männerarbeit war, auch ohne Jungen gelöst haben würden. Dann würden sie sich auch nicht gleich wegschicken lassen zum Kochen und Kinder gebären und versorgen.
Nun hatte ich die Chance auf ein Unterrichtsfach „Wunder“. Die Mädchen würden lernen, Maschinen zu bedienen. Mit denen konnten sie feststellen, wo unter der Oberfläche Grundwasser zu finden war. Mit weiteren Maschinen würden sie Brunnen bauen, das selbst gefundene Wasser nutzbar machen.
Das konnte ich vorbereiten. Mit meinem Gleiter suchte ich erst einmal die Quelle jenes Flüsschens, an dem das Leben der einheimischen Saks sich entwickelt hatte. Jenes Wasser kam aus der Erde. Das mussten die Mädchen gesehen haben …


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