Mittwoch, 3. Oktober 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1533

Auch diesmal gibt es die "klassische" Zusammenstellung, also zuerst die morgigen "Gedichte des Tages" und danach die nächste Fortsetzung der utopischen Erzählung:


Die Menschen sind zum Glück extrem verschieden. Manche scheinen an ihrem kleinen Flecken Heimat angewachsen, Petra Namyslo dagegen zieht es "Hinaus". Und wenn nun für beides etwas spricht?! ...
Also nehmen wir das Bild des Windes als Herbstbild und schmunzeln uns in diese Jahreszeit hinein: Vergeblicher Sturm




Slov ant Gali: Der lebende See (13)


... Millionen Jahre vor der Katastrophe, von der ich dir nichts sagen kann. Oder doch das Wesentliche:
Danach war alles Leben vernichtet. Geblieben war nur eine Art Protoleben, organische Verbindungen, die Zellkulturen bilden konnten. Wahrscheinlich waren auch die richtigen Lebensformen zuvor einmal aus ihnen entstanden. Ein Prozess, den du Symbiose nennst. Zellen, die frühes Leben waren und alles taten, was Leben ausmacht, also Informationen aufnehmen, Stoffwechsel mit der Umwelt treiben, die eigenen Informationen an ihnen nachfolgende Zellen weitergeben, diese Zellen also hatten in der ersten frühen Evolution eine Phase durchlaufen, in der diejenigen Zellen besser überlebten, die sich zusammengeballt hatten und dabei jeder Zelle speziellere Informationen zuteilten, sodass nicht mehr jede alles machen musste. Das Ergebnis waren ganze Körper und Organe solcher Körper in Wechselwirkung. Die zerstörte die Katastrophe wieder. Restzellen mit ihren ursprünglichen Informationen waren noch erhalten geblieben – zusammen mit der Erinnerung ihres Scheiterns. In dem Moment, in dem es höheres Leben gibt, ist der lange Prozess seines Reifens nicht noch einmal nötig. Auf diesem Planeten aber eben doch. Dieser See, also mein Ich, hatte gerade die richtige Größe, um eine Unzahl von ursuppenartigen Zellen mit Zellen zu mischen, die die Erfahrung spezialisierter Funktionen in sich trugen. Allmählich gingen sie eine permanente Symbiose ein. Mein Wasser erlaubte es potentiellen Gehirnzellen, miteinander zu kommunizieren wie ein großes Gehirn, Zellen zur Nahrungsverarbeitung ebenso. Nenne es Zufall, aber du sitzt einer Art schwimmendem Gesamtgehirn gegenüber und seinem Körper dazu. Ich bin eine im Wesentlichen tierische Lebensform, ohne eine eigene Form angenommen zu haben. Reine Symbiose. Mein Nachteil: Aus eigener Kraft vermag ich mich nicht von der Stelle zu bewegen. Die Zahl der erreichbaren neuen Informationen zur eigenen Weiterentwicklung war furchtbar klein. Aber in mir schwammen ja Informationsträger vergangener Formen herum. Bei der gewaltigen Gesamtleistung meiner Gehirnsubstanz war es mir möglich, Baupläne nützlicher Wesen zu rekonstruieren. Viele Pflanzen hielt ich für nützlich und Insekten, die ihre Ausbreitung auf dem Planeten betreiben würden. Es blieb nur das Problem, dass sie mir kaum komplexe Informationen über die Entwicklung auf dem Planeten zutragen würden. So musste ich wider innerer Überzeugung auch Exemplare jener Konstrukte rekonstruieren, deren Gehirne zur komplexen Wahrnehmung der gesamten Umwelt und deren kreativer Umgestaltung fähig waren. Da ich gründlich vermied, irgendetwas in meine Evolution aufzunehmen, dass sie zu Kämpfen zwänge, hoffte ich, dass die kleine Zahl der Exemplare keinen Schaden anrichten würde, mir aber über festen Boden laufendes Auge werden könnte. Die Gaben, die sie mir brachten, sind aber über die langen vergangenen Zeiträume immer eintöniger geworden. Für die Verbesserung meines Planeten haben sie kaum etwas getan. Glücklicherweise war das aber auch nicht nötig.“
„Verkümmert sind sie. Dumm und träge.“
„... aber gut, oder?!“
„Gutmütig, ja. Aber ist das wirklich dasselbe? Ich verstehe … Aber wie passe ich hier rein?“ ...



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Follower