Die Menschen sind zum Glück extrem verschieden. Manche scheinen an ihrem kleinen Flecken Heimat angewachsen, Petra Namyslo dagegen zieht es "Hinaus". Und wenn nun für beides etwas spricht?! ...
Also nehmen wir das Bild des Windes als Herbstbild und schmunzeln uns in diese Jahreszeit hinein: Vergeblicher Sturm
Slov ant Gali: Der lebende See (13)
... Millionen Jahre vor der Katastrophe,
von der ich dir nichts sagen kann. Oder doch das Wesentliche:
Danach war
alles Leben vernichtet. Geblieben war nur eine Art Protoleben,
organische Verbindungen, die Zellkulturen bilden konnten.
Wahrscheinlich waren auch die richtigen Lebensformen zuvor einmal aus
ihnen entstanden. Ein Prozess, den du Symbiose nennst. Zellen, die
frühes Leben waren und alles taten, was Leben ausmacht, also
Informationen aufnehmen, Stoffwechsel mit der Umwelt treiben, die
eigenen Informationen an ihnen nachfolgende Zellen weitergeben, diese
Zellen also hatten in der ersten frühen Evolution eine Phase
durchlaufen, in der diejenigen Zellen besser überlebten, die sich
zusammengeballt hatten und dabei jeder Zelle speziellere
Informationen zuteilten, sodass nicht mehr jede alles machen musste.
Das Ergebnis waren ganze Körper und Organe solcher Körper in
Wechselwirkung. Die zerstörte die Katastrophe wieder. Restzellen mit
ihren ursprünglichen Informationen waren noch erhalten geblieben –
zusammen mit der Erinnerung ihres Scheiterns. In dem Moment, in dem
es höheres Leben gibt, ist der lange Prozess seines Reifens nicht
noch einmal nötig. Auf diesem Planeten aber eben doch. Dieser See,
also mein Ich, hatte gerade die richtige Größe, um eine Unzahl von
ursuppenartigen Zellen mit Zellen zu mischen, die die Erfahrung
spezialisierter Funktionen in sich trugen. Allmählich gingen sie
eine permanente Symbiose ein. Mein Wasser erlaubte es potentiellen
Gehirnzellen, miteinander zu kommunizieren wie ein großes Gehirn,
Zellen zur Nahrungsverarbeitung ebenso. Nenne es Zufall, aber du
sitzt einer Art schwimmendem Gesamtgehirn gegenüber und seinem
Körper dazu. Ich bin eine im Wesentlichen tierische Lebensform, ohne
eine eigene Form angenommen zu haben. Reine Symbiose. Mein Nachteil:
Aus eigener Kraft vermag ich mich nicht von der Stelle zu bewegen.
Die Zahl der erreichbaren neuen Informationen zur eigenen
Weiterentwicklung war furchtbar klein. Aber in mir schwammen ja
Informationsträger vergangener Formen herum. Bei der gewaltigen
Gesamtleistung meiner Gehirnsubstanz war es mir möglich, Baupläne
nützlicher Wesen zu rekonstruieren. Viele Pflanzen hielt ich für
nützlich und Insekten, die ihre Ausbreitung auf dem Planeten
betreiben würden. Es blieb nur das Problem, dass sie mir kaum
komplexe Informationen über die Entwicklung auf dem Planeten
zutragen würden. So musste ich wider innerer Überzeugung auch
Exemplare jener Konstrukte rekonstruieren, deren Gehirne zur
komplexen Wahrnehmung der gesamten Umwelt und deren kreativer
Umgestaltung fähig waren. Da ich gründlich vermied, irgendetwas in
meine Evolution aufzunehmen, dass sie zu Kämpfen zwänge, hoffte
ich, dass die kleine Zahl der Exemplare keinen Schaden anrichten
würde, mir aber über festen Boden laufendes Auge werden könnte.
Die Gaben, die sie mir brachten, sind aber über die langen
vergangenen Zeiträume immer eintöniger geworden. Für die
Verbesserung meines Planeten haben sie kaum etwas getan.
Glücklicherweise war das aber auch nicht nötig.“
„Verkümmert sind sie. Dumm und
träge.“
„... aber gut, oder?!“
„Gutmütig, ja. Aber ist das wirklich
dasselbe? Ich verstehe … Aber wie passe ich hier rein?“ ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen