Dieses Thema war lange nicht mehr auf diesem Blog: GOTT und seine "Stellvertretung" auf Erden.
Also richten wir zwei Augen-Blicke auf diese Frage und setzen uns auseinander mit dem, was Sebastian Deya ("Dein Wille geschehe") undSlov ant Gali ("ER ist, seid IHM zu willen!").zum Thema anbieten ... Zumindest die Titel ähneln sich ja ... willentlich ...
Mit den Ex-Mecklenburgern in "Stochern im Nebel" sieht das da schon wesentlich gräulicher aus ... aber noch wissen die das ja nicht ...
Slov ant Gali: Stochern im Nebel (10)
... Dies war die Lage, als sich der
geplagte Vater in seinem E-Car dem Grundstück näherte. Am
Nachmittag hatte er noch eine anstrengende Beratung durchgesessen.
Nicht, dass dabei irgendetwas herausgekommen wäre. Das hatte wohl
niemand erwartet. Jetzt, auf der Heimfahrt, gab Jens mutig die
Antworten, die er in Gegenwart der anderen heruntergeschluckt hatte.
Er ärgerte sich. Und auf der Bundesstraße ärgerte er sich darüber,
dass er sich ärgerte. Das gehörte sich nicht. Gleich wäre er bei
seiner Familie und sonst gar nichts. Warum sollte er Janine, vor
allem aber Sina und Leonie mit seiner Laune quälen? Ob etwas ruhige
Musik half? Oder ein paar Konzentrationsübungen? Er probierte es mit
Musik.
Als Jens auf den heimatlichen Hof
einbog, fühlte er sich etwas entspannter. Trotzdem hätte er sich am
liebsten gleich schlafen gelegt. Vielleicht wunderte er sich deshalb
nicht sofort über die Szene auf dem Hof. Sina und Leonie bewegten
sich, als tanzten sie nach einer fremden, irgendwie beruhigenden
Melodie über den Hof oder genauer, sie schienen gerade einen noch
nie erlebten neuen Tanz zu erfinden.
Jens hatte das Autoradio ausgeschaltet
und er betrachtete die ungewöhnlichen Verrenkungen seine Mädchen
anfangs noch belustigt, dann aber immer gereizter: Warum ignorierten
die ihn? So in sich versunken hatte er sie noch nie erlebt. Sie
mussten ihn doch gehört haben?
Beim Aussteigen wandte Jens seinen
Blick nicht von den Kindern ab. Rief ihnen vor lauter Verwunderung
noch nichts zu. Was war nur los? In den Ohren hatten sie wohl nichts.
Nein, jetzt endlich fiel es Jens auf: Etwas schwirrte um die Mädchen
herum. Mit dem spielten sie. Schmetterlinge? Nein, das, was die
beiden so faszinierte, summte und war größer als Bienen oder Wespen
… Hornissen, das sind Hornissen! Verdammt! Die Mädchen müssen da
weg! Und zwar schnell!
...
Und hier ein Gruß von Roger Suffo. Er empfahl eine Rezension, die er auf lovelybooks entdeckt hat. Sie ist von Hans Kahle und dreht sich um Folgendes ... eindeutig etwas in dieses Journal Passendes:
Tilman Röhrig „In dreihundert Jahren vielleicht“
Eine Entdeckung im Antiquariat, die
mich begeisterte. Das Buch wird vorgeführt als „Deutscher
Jugendbuchpreis 1984“-Träger. Ich wusste, dass eine Ausgabe kurz
zuvor auch in der DDR erschienen war – ein grenzüberschreitendes
Buch sozusagen.
Ich habe es gelesen … und nun gehört
es zu den schwierigsten Aufgaben zu begründen, warum ich NICHT fünf
Sterne dafür vergebe. Der Autor erzählt doch gut und seine Absicht,
den Lesern Abscheu gegen Krieg anzuerziehen, ist doch löblich?!
Da geht das Problem aber schon los:
Zumindest mir guckte diese Absicht zu offensichtlich durch. Wer weiß
denn nicht, dass Krieg keine Nährlösung für Menschlichkeit ist?
Doch höchstens ein paar Werbeoffiziere, die in Schulen die
Bundeswehr als interessante Berufsalternative anzupreisen habe.
Bei allem konkreten Leiden, was im
Einzelnen angesprochen und beschrieben wird, bleibt der Krieg
trotzdem fern und abstrakt. Röhrig meint, seiner Absicht einen
Gefallen zu tun, dass er die Soldaten anonym lässt, weil es egal
ist, ob es „unsrige“ oder gegnerische sind. Damit verletzt er
aber mindestens die Perspektive der damaligen Menschen, für die das
sicher „Schweden“, „Kaiserliche“ usw. gewesen sind – auch,
wenn es die gleiche Heimsuchung war.
Den Einstieg fand ich großartig:
Kinder und Jugendliche spielen ein perverses Spiel und werden von
Herumvagabundierenden um ihre Beute gebracht. Hier wird Jockel
eingeführt, man kann zusehen, was für seinesgleichen „normal“
ist, und fühlt mit ihm. Ich glaube, diese Perspektive beizubehalten,
hätte meinen Problemen entgegengewirkt.
Aber der Autor wollte exemplarisch das
Schicksal des Dorfes durchexerzieren. Er springt mit seiner
Filmkamera hin und her zu verschiedenen Erwachsenen, zu angedeuteten
Ereignissen, einer Geburt, den Todesfällen usw. Nun bin ich ein
fauler Leser. Ich möchte nicht laufend blättern oder einen Zettel
führen, wer wie mit wem zusammengehört. Vor allem nur, um die klare
Aussage illustriert zu bekommen.
Vielleicht auch nicht: Alle Menschen
dieses Beispieldorfs Eggebusch haben scheinbar eines gemeinsam: Sie
verstehen die Welt nicht und reflektieren „den Krieg“ als eine
schicksalhafte Naturkatastrophe. Gelegentlich sah ich ein Gemälde
mit den vier apokalyptischen Reitern vor mir. Bei einem solchen
Kaleidoskop von Typen hätte mehr drin sein sollen – hätte sich
alles um Jockel gedreht, so wäre es „möglich“ gewesen. In
seiner Zerrissenheit, sich sogar zu wünschen, selbst zu den Soldaten
zu gehören, damit die Leute endlich vor ihm Angst haben und er nicht
nur zu den Hilflosen gehört, ist er verständlich gestaltet.
Geradezu schrecklich fand ich jene
Szene, die für den Titel ausgewählt wurde. Der geschändeten,
schwerst verletzten 12jährigen Schwester so pathetische letzte Worte
in den Mund zu legen, dass in dreihundert Jahren vielleicht Frieden
sei, sollte bestimmt weh tun. Das Bild lässt aber in erster Linie
Unsicherheit zurück über die Wahrscheinlichkeit des Bildes und der
Worte. Hier spuckt das Buch Verlassenheit aus: 300 Jahre nach der
Szene ging der 2. Weltkrieg mit dem Überfall auf die Sowjetunion auf
den Höhepunkt zu.
Auf der anderen Seite: Jockel,
Katharina und ganz wenige Dörfler verlassen ihr zerstörtes Dorf.
Nachdem zuvor begründet worden war, dass man nirgendwo einen
halbwegs sicheren Ort vorstellen kann und warum, ist es nur einer
Dramaturgie eines Jugendbuches zuzuschreiben, wenn der Autor dem
Abmarsch der Entwurzelten etwas Positives zu geben versucht. Er hätte
lieber die Schnauze halten sollen und die beiden Jugendlichen, die
plötzlich ein geduldetes Paar geworden waren, hätten eben
festgestellt, „Wir haben ja uns“ … Und so gingen sie dem
anhaltenden Krieg entgegen …
Auf der Cover-Rückseite findet sich
bei meiner Ausgabe eine lobpreisende Rezension von „DIE ZEIT“.
Die nimmt das Ganze als Jockel-Buch an und betont zurecht, dass es
ein Buch für Jugendliche und Erwachsene zugleich ist, „...uns
nicht erst in dreihundert Jahren vielleicht zur Vernunft zu bringen“.
Wie viele verantwortungslose mit „Friedensnobelpreis“
ausgezeichnete Verantwortungsträger müssten wohl dafür Plätze in
Guantanamo zugeteilt bekommen, um ununterbrochen Lesungen aus diesem
Buch anzuhören???
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