Slov ant Gali: Stochern im Nebel (1)
Ein Vor-Spiel
An der Spitze der Halbinsel Näswerder
hatte einst ein Stadion entstehen sollen. Man hatte es nicht nur
geplant, man hatte sogar schon mit den Bauarbeiten begonnen. Schon
damals hätte die Katastrophe also ihren Lauf nehmen können. Es wäre
wahrscheinlich besser für die Menschheit ausgegangen. Aber mitten
beim Bauen scheiterte die Idee sozialistischen Freizeitsports am
Grundwasser. Das wehrte sich nämlich gegen die Buddelei. So
verwilderte alles wieder und es blieb unentdeckt im Boden, was dort
nicht hingehörte. Die Menschen aus der Stadt errichteten weiter
südlich das Neubaugebiet Großer Trooch. Eine autobahnähnliche
Straße verband es mit den Bürgerhäusern des Stadtzentrums. Die
Halbinsel Näswerder hatte sich in eine Art Insel verwandelt.
Hätte die Straße gewusst, wie sehr
sie einmal die Welt, wenigstens Europa oder Deutschland, was ja für
einige fast dasselbe ist, unbedingt aber Großberlin gefährden
würde, sie hätte bestimmt von sich aus, ganz freiwillig, auf ihre
Existenz verzichtet oder zumindest nur als Umgehungsstraße mit
anderem Verlauf gebaut werden wollen. So aber schnitt sie die
Entwicklung Näswerders vom restlichen Mecklenburg ab, was umso
schrecklicher war, da eben dieses Mecklenburg sowieso schon
mindestens fünfzig Jahre hinter der normalen Welt kam. Die Leute
wollten das aber auch nicht anders. Sie duldeten alte bäuerliche
Katen neben modernen Häusern im nachgemachten Friesenstil und
welchen ohne jeden Stil – Hauptsache man ließ sie in Ruhe.
Die Zeiten änderten sich trotzdem.
Irgendwann wollten sogar äußerlich als Ausländer zu Erkennende
richtige Näswerderaner werden. Einer von ihnen war eben der Vater
von Rahmen. Seine Frau, einst auf Näswerder geboren, hatte ihm sogar
beigebracht Da brögsst nich zu sstammeln und solche Sachen zu
sagen – und er gab sich auch sonst große Mühe, wie ein
Einheimischer zu erscheinen. Zum Beispiel hatte er seinen eigenen
Traditionen zum Trotz den Familiennamen seiner Frau angenommen.
Parchmann. Letztlich half es ihm nicht. Er blieb ein Fremder. Den
gemeinsamen Sohn traf das am härtesten. Ihn hatten die beiden aus
der burmesischen Heimat seines Vaters mitgebracht. Weder konnten sie
ihm sein Aussehen noch den fremd klingenden Vornamen Rahman
wegnehmen. Das wäre aber das Mindeste gewesen, um in der neuen
Schule dazuzugehören.
Die Kinder waren nämlich noch ein
bisschen krasser als ihre Eltern, und sie hatten ihr eigenes Problem.
Ihre Zahl auf Näswerder hatte schon vor langer Zeit nicht mehr für
eine eigene Schule ausgereicht. Ein fernes Amt entschied, dass es in
der Brechtschule auf dem Neubau-Trooch genug Platz für sie gäbe.
Also wurden die wenigen Näswerder-Kinder auf die dortigen Klassen
verteilt. Vielleicht führten sich die ersten Dorfkinder ihren
Anfangstagen an der neuen Schule wirklich komisch auf. Kann ja sein.
Wer konnte das später noch überprüfen? Sicher war nur, dass die
Troocher endlich jemanden gefunden hatten, an dem sie sich tagtäglich
austoben konnten, Außenseiter zum Hänseln und Prügeln, wann immer
ihnen danach war…
Die Gedichte des Tages kämen diesmal etwas stiefmütterlich behandelt davon. Vergessen sind sie nicht ... und wie weit das Romanprojekt diesmal vorgestellt wird, ist noch nicht entschieden ...
Man kann davon ausgehen, dass Thomas Reich bei "Der blaue Bock" BLAU wirklich klein schreiben wollte - ab er den Eigennamen der "beliebten" früheren Fernsehtrinksendung kennt, ist nicht verbürgt. Das Gedicht soll allerdings wohl "nur" zum Nachdenken anregen ...
"EIN AMERIKANISCHER ROMAN" hatte ich schon in einer Version mit dem Freitag vorgestellt. Nun also folgt die Überarbeitung, bei der alles am Montag stattfindet ... und ER darf nun den Namen Henk tragen ...
Einfach nur Wundervoll, das hier zu lesen/sehen finde ich echt Klasse.
AntwortenLöschenumzug
umzug wien
umzug wien