Freitag, 12. Oktober 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1542

Wer Gedichte schreibt, kann mitunter Frauen beneiden: Seine Kopfgeburten sind mit mehr Presswehen, Nachwehen usw. verbunden und manchmal mit so vielen Nachgeburten, dass das eigentliche Kind kaum zu erkennen ist. Zumindest ist das so bei meiner Auseinandersetzung mit der deutschen Heldenverehrung für einen Verbrecher. Ein Glück, dass das nicht das einzige "Gedicht des Tages" ist...


Zum festen Stamm der GdT-Autoren kann man Gunda Jaron ohne Zweifel zählen. Der Name des aktuellen Gedichts "Larmoyant ..." ist auch "typisch" ... aber ist es auch das Gedicht selbst?
So. Mit der Änderung am Eichelschicksal-Gedicht bin ich nun zufrieden ... erst einmal. Der uniformierte Mörder in deutschem Auslandsdienst Klein steckt mir dagegen wie ein verklumpter Brocken Brechmittel im Schlund. "nicht KLEIN genug" ist wahrscheinlich auch noch nicht der Weisheit letzter Schluss ... aber zumindest eine Wortgeburt aus "nicht auszudenken, ..." ...


Das utopische Romanprojekt nimmt dagegen Gestalt an:

Slov ant Gali: Stochern im Nebel (4)


... Die Chance, etwas Bestaunenswertes zu erleben, ließ sich ein echter Näsie natürlich nicht entgehen. Als es Abend wurde, schlichen die sechs also zu dem katenähnlichen Neubau der Parchmanns. Es dämmerte. Die Silhouetten der Häuser verwandelten sich in Scherenschnitte. Vom Abendwind wurde der faulige Geruch alter Komposthaufen zum Anger getrieben. Irgendwo kläfften wütende Köter. Gelegentlich tauchte ein Schatten über den Bürgersteigen der Dorfstraße auf, verschwand aber sofort wieder. Mit einem Wort: Ein wenig Gänsehaut hatten die jungen Helden schon, bevor es überhaupt losging.
Rahman erwartete sie an der Pforte zum Vorgarten. Er winkte, drückte den rechten Zeigefinger auf den Mund und sah sich unsicher um. „Ist euch auch niemand gefolgt? Ihr habt doch keinem verraten, wo ihr hin seid? Das darf nicht rauskommen.“
„Spinner! Mach dir nich ins Hemd wegen deinem Hokuspokus.“ Hagen schüttelte den Kopf.
Hinten im Garten, in einer unauffälligen Ecke des Grundstücks stand Rahmans Spielhaus. Die übrigen Kinder waren verunsichert. Auf Parchmanns Grundstück waren sie noch nie gewesen … und man konnte ja nicht wissen ...
Endlich hatten sich alle in die Hütte gedrängt. Jens, als Anführer, setzte sich als erster. Schließlich musste er zeigen, dass wenigstens er keine Angst hatte. Petra, die klügste in der Schule und auch sonst ehrgeizigste der Gruppe, quetschte sich neben ihn und Sonja, das einzige Mädchen, das früher oft, aber natürlich vergeblich, versucht hatte, die Jungen von ihren Prügeleien abzubringen. Dann kam Hardy, der sich eigentlich langweilte, weil ihn nur Geschichte interessierte, genauer, nur die Zeit der Königreiche und früher, Hagen, der brummte „Na, da bin ich aber gespannt“, um sich Mut zu machen und den anderen zu zeigen, dass er welchen hatte, und die kleine blonde Lisa, die heimlich hoffte, Rahman möge sie endlich zur Kenntnis nehmen. Als letzter kroch Rahman selbst hinterher, in der Hand eine Kugel. Er konnte sie mit seinen Fingern etwa zu einem Drittel umfassen. Sie hatte ungefähr zehn Zentimeter Durchmesser. So schätzten die anderen, und waren etwas enttäuscht. Das angekündigte Wunderding war absolut unscheinbar und grau, sofern die Farbe im Dämmerlicht überhaupt festzustellen war. Nein. Obwohl Rahman sie hochhielt, fiel keinem etwas Bemerkenswertes an ihr auf.
„Wunderkugeln sehen bestimmt anders aus.“ Damit sprach Hagen nur laut aus, was eigentlich alle dachten. ...



1 Kommentar:

Follower