Lasst mich schmunzeln! Petra Namyslos Gedicht "Ein sehr kurzer Sommer" passt sehr gut in die Reihe der unterschiedlich getönten Herbstgedichte. Wer allerdings aufs Formale scheut: Ein klassisches Sonett ist das nicht ...
Eines Morgens wacht man auf, neben einem liegt jemand, von dem man eigentlich nur noch weiß, dass er gestern auch da gelegen hat und der demnach wohl am nächsten Morgen auch da liegt ... oder man entschließt sich zu einem "Geständnis bei laufender Ehe" ... Wer kennt das?
Slov ant Gali: Der lebende See (14)
... „Ihr wart Fremdkörper. Du bist ungerecht gegenüber den Schla. Sie erkannten sofort die Ähnlichkeit zu ihresgleichen. So wie sie mir die Ausgelebten ihrer Gemeinschaft übergeben, damit ich sie dem ewigen Kreislauf lebenden Wissens zuführe, sage bitte nicht verdauen oder beerdigen dazu, so taten sie das mit deinen Kameraden und dir. Die Elementarfunktionen deines Körpers hatten noch nicht ganz ausgesetzt. So tauschte ich eine große Zahl deiner Zellen gegen frische aus und schenkte der feiernden Schla-Gemeinschaft ein neues Mitglied. Bitte frage nicht, wie es mir gelingt, ihnen ausgewählte Informationen zukommen zu lassen, ohne dass ihnen das bewusst wird. Es funktioniert übrigens auch für mich unbefriedigend. Die elektrischen Impulse deines Gehirns aufzubereiten, war die umfangreichste Arbeit, die ich seit Millionen Jahren leisten durfte. Es fällt mir zwar schwer, daran zu glauben, aber nun weiß ich von ganz anderen Entwicklungen irgendwo auf fernen Planeten.“
„Warum erzählst du mir das so
freimütig? Fürchtest du nicht, dass ich es den Schla erzähle,
damit sie dich entmachten?“
„Sie werden dir nicht glauben. Du
wirst dich hier nicht fortpflanzen. Was immer du weißt, wird wieder
vergehen. Die Ordnung auf dem Planeten wird bleiben.“
Ich musste unweigerlich an Wroohn
denken. Ich stellte mir vor, ich erzählte ihr, was ich hier erfahren
hatte. Vielleicht verstand sie die Herabwürdigung. Sie gehörte zu
den Dummen. Sie würde meine Geschichte anhören, gut finden, weil
sie von mir kam, und vergessen. Ich malte mir aus, irgendetwas
Tödliches ins Wasser zu werfen. Sofort war mir klar, dass das das
Ende der Schla-Gemeinde sein würde. Ich … Mir fiel nichts ein.
„Ich danke dir für das offene
Gespräch. Wir kommen später bestimmt noch darauf zurück.“ Es
sollte sarkastisch klingen. Was weiß ich, wie es wirklich klang.
Schweigend entfernte ich mich. Wroohn nahm ich in die Arme. Gemeinsam
erreichten wir die Siedlung. Wroohn fragte nicht einmal, was gewesen
war.
Was wollte ich nur? In dieser Welt lief
alles rund. Alles passte zusammen. Ich begann sie zu hassen.
Mich hasste ich aber genauso. Innerlich
schäumte ich vor Ideen, die ich alle verwerfen musste. Was sollte
eine Änderung bestehender Verhältnisse, wenn sie unmittelbar zur
Verschlechterung eben dieser Verhältnisse führte, ja, wenn sie
sogar die Gefahr in sich trug, dass sie intelligentes Leben
zerstörte?
Von wegen intelligentes Leben … eher
eine vernünftige Schafherde! War es nicht fast meine Pflicht, diesen
Schla aus ihrer Beschränktheit zu helfen? War das das Bild des
Paradieses, bevor Adam und Eva daraus vertrieben worden waren, weil
sie nach Erkenntnis zu suchen begannen?
Nicht einmal das – die Umstände
ihrer Fortpflanzung waren schließlich nicht gerade glücklich
gestaltet, nur für den Zweck gut, dass sie so ergeben und klein an
Zahl blieben, wie sie es waren. Normalerweise dürfen wir uns ja
nicht in fremde Entwicklungen einmischen – und sei es, weil jeder
Eingriff eben auch unvorhersehbare Nebenwirkungen hat. Man muss
fremder Intelligenz das Recht zugestehen, sich selbst zu entwickeln
und dabei eigene Fehler zu machen. Was Fehler sind, entscheiden nicht
ausgerechnet die Menschen. Aber den Schla wurde durch diesen
selbstgerechten See keine Entwicklung zugestanden. Das rechtfertigte
bestimmt einen Eingriff, oder?
Endlich kam mir ein Gedanke, der
zumindest langfristig eine Entwicklung in diese Welt bringen konnte.
Aber war ich dem gewachsen? Reichten mein Wissen und meine Geduld? ...
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