Sonntag, 21. Oktober 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1551

Wie schlimm: Hinter uns liegt ein herrlich spätsommerliches Herbstwochenende und die "Gedichte des Tages" gehen gar nicht darauf ein! Aber sie gehen auch auf so vieles Andere nicht ein ...


Nein, die heutigen Gedichte passen wohl nicht zusammen. Thomas Reichs "Kleiderbügelmentalität" finde ich ... sagen wir einmal ...anfechtbar ... und sei es, weil das Bild, so schön es klingt, nicht stimmt: Zeiht man der Sau bei großen Schlachtefest die Haut ab (?!), dann zeigt sich darunter eben KEIN armes Würstchen. Aber eben auch anfechtbar im positiven Sinn: es regt zum Anfechten an ...
Ich erlaube mir, dazu ein Liebesgedicht, ein reines Liebesgedicht trotz Überschrift BEINAHE Liebe dazuzugeben: "Aneinander" ... Und das ist eben ... sehr voll Anspruch --- zu sehr?!


Bei dem Buch eins der "sieben Kugeln" geht es noch immer um die Hornissen:

Slov ant Gali: Stochern im Nebel (13)


An einem Sonnabend feierte das Dorf Erntefest. Abends hatten Jens und Janine ihre Töchter gemeinsam ins Bett gebracht. Am Sonntagmorgen kamen sie gegen vier Uhr beschwipst zurück. Es war schon hell, aber noch kühl.
„So, jetzt werde ich das Nest ausräuchern“, rief Jens, berauscht vom Alkohol. Er horchte in sich hinein. Kein Schmerz in der Schläfe. Nichts war da von dem, was sonst von den Hornissen ausging. Jens fühlte sich ihnen überlegen. Vergeblich versuchte Janine, ihn ins Haus zu zerren. „Lass mich“, schüttelte er sie ab. „Diese Viecher! Jetzt sind sie fällig.“
„Lass doch, Jens!“
Sein Jagdfieber war nicht zu besänftigen. „Am liebsten hausen Hornissen in Mauervorsprüngen“, erklärte er im Brustton der Überzeugung. „Da kannst du Martin fragen. Der hat schon mal Hornissen gehabt.“ Nur mit großer Mühe gelang es ihm, nicht zu lallen. Sorgsam suchte er mit Augen und Fingerspitzen die Wand seines Hauses zum Hof und ihre Umgebung ab. Und wirklich ...
„Komm her! Na, siehst du?!“ Diesmal schliefen die Hornissen, und Jens zeigte Janine das Nest neben dem Kellerfenster. „Das pack ich mit dem Kescher und schmeiß es in den Quadder.“
Janine verkniff sich ihren Kommentar. Allein die Vorstellung, wie Jens das Nest aus der Mauerlücke in den Kescher bekommen wollte, überforderte ihr Vorstellungsvermögen … und seines dann wahrscheinlich auch. Jedenfalls zog Janine Jens weg vom Keller in den Korridor. In der Schlafzimmertür hatte er sein Vorhaben längst vergessen.
Halbwegs ausgeschlafen sah er zur Mittagsstunde in den Hornissen wieder liebenswerte Insekten. Wann immer sie von nun an in seiner Nähe schwärmten, lösten sie Hochstimmungen aus. Jens konnte sich nicht von ihnen losreißen. Warum auch, dachte er, wenn er denn einmal dachte: Mindestens auf Leo und Sina haben sie einen positiven Einfluss. Die beiden haben sich in der ganzen Zeit kein einziges Mal mehr gestritten, und in der Schule sind sie nun die besten. Durfte er das zerstören? Die Ausreden summten in Jens´ Kopf wie ein Hornissenschwarm.

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