So etwas passiert mir nicht oft: Bei dem Gedicht "Ameisenkolonie" von Thomas Reich schwanke ich dazwischen, ob ich hilflos die Achseln zucken davon ablasse ("versteh ich nicht") oder behaupte, hier seien Bilder vermischt worden, die sich nicht in einem Gedicht vereinen lassen ... sei es wegen des Schlusses und der damit verbundenen Frage,wer dabei dann der David sein könnte.
Halte ich mich also an das, was mir greifbarer ist: Der 7. Oktober ist der Geburtstag des Staates, der bei all seinen geburts- und umweltbedingten, aber auch anderen Krankheiten doch besser noch leben sollte. Kein Deutscher würde da innerlich zerstört in seinem Menschsein aus dem Afghanistan-Krieg herkommen, keiner aus diesem Land wegen einer kleinen Schwäche in einer Gosse gelassen. Ich erlebe also ein Exil im eigenen Land.
In Sippenhaft genommen soll ich mich wohl freuen, in der "Bananenrepublik leben zu dürfen. Aber auf einem Bedarfshalt in der Heide sehe ich die "blühenden Landschaften", die ein professioneller Rattenfängern den Meinesgleichen einst versprach ... So bunt ist das Leben heute ...
Slov ant Gali: Der lebende See (16)
... Wenn es nur
um das körperliche Ineinandersein gegangen wäre, ich hätte es
längst versucht. Aber es ging ihr ja um den Erfolg ihres Kalenders.
Meine arme Wroohn traf jetzt ein Bumerang. Die wenige Zeit, die die
Natur den Schla für notwendige nützliche Tätigkeiten abverlangte,
fiel den einzelnen nicht auf, da es ja allen ähnlich ging. Die
wichtigste Pflichtzeit war dabei das gemeinsame Kümmern um die
Heranwachsenden. Wroohn hatte aber nur Olahoo … und ich kümmerte
mich viel um Andere.
Das brachte mich dann auf die nächste
Idee. Zuerst erklärte ich Olahoo in Wroohns Gegenwart, was ein
Kalender ist, wie er entsteht und dass man damit rechnen kann, was
später für sie als Mädchen ganz wichtig würde. Später erzählte
ich ihr Geschichten von meiner Reise an den Sternen entlang. Dann kam
die Erde dran und dass es dort Geschichten gäbe, die hätte jemand
aufgeschrieben und danach könnte man sie lesen und fremde Eltern
könnten das ihren Kindern erzählen, als wären sie selbst dabei
gewesen. Aufmerksam hatte mir Wroohn zugehört. Ob ich das könne und
ob ich ihr das beibringen könne, damit sie Olahoo meine Geschichten
erzählen könne, wenn ich unterwegs sei. „Ja“, sagte ich und
frohlockte heimlich, „und du kannst das auch mit den Kindern der
Nachbarn. Die lernen Neues. Man nennt das Schule.“ So wurde Wroohn
die erste eine Lehrerin der Schla. Ihre praktische Aufgabe war damit,
den künftigen erwachsenen Schla Neugierde auf Wissen zu vermitteln.
Ich ahnte, dass ich trotzdem am
Verlieren war. Jede Entwicklung ist Auseinandersetzung zwischen
widerstreitenden Seiten eines Ganzen. Reale Aufgaben mussten gestellt
sein, damit sie überwunden werden konnten. Genau genommen stellte
die Natur eben vor Probleme, bei denen ein positiver Ausgang ungewiss
war. Die Niederlagen gingen unter, die Siege waren dann die
Entwicklung, die Durchsetzung des Fortschritts. Wie alt war ich
eigentlich und wie alt würde ich werden? Also welches Stück der
Schla-Entwicklung würde ich noch miterleben? Nach irdischen
Maßstäben war ich etwa Vierzig. Nach eben diesen Maßstäben
erreichten die ältesten Schla ein Alter von 60 Jahren. Das mochte
zum einen mit ihrem an Training armen Leben zusammenhängen, zum
anderen war eine uneingeschränkt vegane Ernährung vielleicht doch
mangelhaft. Aber ich konnte doch kein Kaninchen aus dem Zylinder
zaubern! Und das erste echte Entwicklungsproblem würde nach meiner
Schätzung in 15 bis 20 Jahren eintreten können: Dann erst konnte
die Besiedlung so dicht sein, dass die ersten Ansiedlungen außerhalb
der Fußerreichbarkeit des Sees angelegt werden mussten – ich aber
läge dann im Sterben. Andererseits wusste ich, dass Traditionen und
Werte sich schnell wandeln konnten, sobald sie den materiellen
Verhältnissen einer Gemeinschaft widersprachen. Noch wurden viele
Kinder als Segen betrachtet. Ab wann würden sie als Plagegeister
empfunden werden? Wie schnell konnten meine Kalender dann zur Methode
der Verhütung werden! Auf höherem Niveau zwar … aber ein
Stillstand war vorauszusehen. Warum sollten Schla aus einer
beschränkten Welt ausbrechen, wenn sie ihnen doch genügte – und
zwar nicht nur in ihrem Empfinden, sondern in ihrer tatsächlichen
materiellen Wirklichkeit?
Monatelang arbeitete ich fieberhaft am
Problem der Lebensfähigkeit der Neugeborenen. Im Groben brachte ich
das Wissen um allen Fortschritt der Menschheit mit. Ich wusste um
wissenschaftliches Arbeiten, um Zusammenhänge von Materie und
Energie. Aber was nutzte mir das in einer Welt ohne Labore, ohne
Technik, ohne Messgeräte, ohne Möglichkeit des Irrtums? Alle
Menschheitserfahrungen waren letztlich mit vielen Opfern von
Irrtümern und Fehlern „erkauft“, die im Nachhinein ausgewertet
werden konnten. Meine Schla-Gruppe war aber zu klein, um Opfer zu
riskieren – und sei es, dass sie mich dann nicht hätten
weitermachen lassen. Und die erreichbaren Insekten waren denkbar
ungeeignet für Tierversuchsreihen.
...
Einfach nur Wundervoll, das hier zu lesen/sehen finde ich echt Klasse.
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