Beim Romanmanuskript reift allmählich das Unheil heran. Zuerst allerdings gibt es nur verwirrende Beobachtungen für einen der nun erwachsenen Kinder ...
Es ist nicht immer einfach, sich selbst treu zu bleiben ... das "Single"-Gedicht von Petra Namyslo beschreibt eine Variante, das zu schaffen.
Mein "nachruf" passt da irgendwie blendend dazu ... oder zu blendend ...
Slov ant Gali: Stochern im Nebel (9)
...
Die Hornissen
Fast zwanzig Jahre vergingen, in denen
weder die inzwischen Erwachsenen mit ihren Kugeln noch die Kugeln mit
den nun Erwachsenen etwas anstellten. Richtiger: Die nun Erwachsenen
bemerkten nicht, wenn die Kugeln etwas mit ihnen anstellten. Das lag
vor allem daran, dass sie einander nicht trafen.
Aus Jens, der die Kinder der
Schwurgemeinschaft in so viele Kämpfe geführt hatte, war Kommissar
Marder geworden. Mit seiner Halbinsel hatte er nichts mehr zu tun.
Möglichst weit weg von Mecklenburg hatte er gewollt. Allzu weit war
er allerdings nicht gekommen – nur bis Sternekop, einem Dorf in der
Nähe von Berlin, und sein Häuschen erinnerte verdächtig an eine
der heimatlichen Katen.
Eigentlich war er total glücklich.
Schließlich war er schon früher dem Traum nachgejagt, ein großer
Detektiv zu werden, knifflige Fälle zu lösen und Verbrecher zu
überführen. Das war nun sein Beruf geworden. Also wenn man nicht so
genau hinsah. Doch wie stand es tatsächlich um ihn? Für die anderen
Kriminalbeamten in Berlin bot er ausreichend Stoff zum Spott. Wenn
man irgendetwas an ihm hätte „außergewöhnlich“ nennen können,
dann war es seine Behäbigkeit. Er hatte geheiratet und war kurz
darauf Vater von Zwillingen geworden. Seitdem erinnerte nichts mehr
daran, dass er einmal eine wehrhafte Kindergruppe angeführt hatte.
Nein, niemand stand im Kreis der Kollegen dermaßen „unterm
Pantoffel“ wie Jens Marder.
Dann kam jener Freitag. Den ganzen Tag
hatte er dem Revier sein die Welt umwälzendes Gesprächsthema
aufgezwungen: Der 9. Geburtstag von Sina und Leonie war ein toller
Erfolg gewesen. Michelmann ahnte doch nicht, was ihm mit dieser
Gartenparty verpasst hatte. Den ganzen Montagvormittag berichtete
Jens über deren Erfolg, während Janine, seine Frau, mit Aufräumen
beschäftigt war.
Die beiden Mädchen hatten anfangs
sogar beim Hausputz geholfen. Erst in der Mittagshitze zog es sie
über einen Trampelpfad hinunter zum Quadder. Der dank der Geräusche
beim Näherkommen mit einem treffenden Namen versehene, von allen
Seiten zugewachsene Teich lockte einfach zu sehr zum Baden. Er war in
Hörweite von Marders Grundstück. Hinter dem Garten der Marders
begann ein offenes Stück Ufer, und es gab kaum einen sichereren
Platz, an dem sich die Mädchen austoben konnten. Irgendwann
unterbrach Janine ihre Putzerei. Sie lauschte kurz auf das Gequiecke
der Zwillinge. Dann setzte sie sich in ihren Jeep. Sie hatte noch
einiges im Dorf zu klären.
Die Mädchen kamen bald wieder auf den
Hof zurück und waren völlig unbeobachtet. ...
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