Mittwoch, 17. Oktober 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1547

Motto des Tages bei den morgigen "Gedichten des Tages": (Wieder) Single sein - wie ist das schön. Da kann man richtig die Sau rauslassen, die Beziehung zum / zur Ex verdammen ...
Beim Romanmanuskript reift allmählich das Unheil heran. Zuerst allerdings gibt es nur verwirrende Beobachtungen für einen der nun erwachsenen Kinder ...


Es ist nicht immer einfach, sich selbst treu zu bleiben ... das "Single"-Gedicht von Petra Namyslo beschreibt eine Variante, das zu schaffen.
Mein "nachruf" passt da irgendwie blendend dazu ... oder zu blendend ...

Slov ant Gali: Stochern im Nebel (9)

...
Die Hornissen
Fast zwanzig Jahre vergingen, in denen weder die inzwischen Erwachsenen mit ihren Kugeln noch die Kugeln mit den nun Erwachsenen etwas anstellten. Richtiger: Die nun Erwachsenen bemerkten nicht, wenn die Kugeln etwas mit ihnen anstellten. Das lag vor allem daran, dass sie einander nicht trafen.
Aus Jens, der die Kinder der Schwurgemeinschaft in so viele Kämpfe geführt hatte, war Kommissar Marder geworden. Mit seiner Halbinsel hatte er nichts mehr zu tun. Möglichst weit weg von Mecklenburg hatte er gewollt. Allzu weit war er allerdings nicht gekommen – nur bis Sternekop, einem Dorf in der Nähe von Berlin, und sein Häuschen erinnerte verdächtig an eine der heimatlichen Katen.
Eigentlich war er total glücklich. Schließlich war er schon früher dem Traum nachgejagt, ein großer Detektiv zu werden, knifflige Fälle zu lösen und Verbrecher zu überführen. Das war nun sein Beruf geworden. Also wenn man nicht so genau hinsah. Doch wie stand es tatsächlich um ihn? Für die anderen Kriminalbeamten in Berlin bot er ausreichend Stoff zum Spott. Wenn man irgendetwas an ihm hätte „außergewöhnlich“ nennen können, dann war es seine Behäbigkeit. Er hatte geheiratet und war kurz darauf Vater von Zwillingen geworden. Seitdem erinnerte nichts mehr daran, dass er einmal eine wehrhafte Kindergruppe angeführt hatte. Nein, niemand stand im Kreis der Kollegen dermaßen „unterm Pantoffel“ wie Jens Marder.
Dann kam jener Freitag. Den ganzen Tag hatte er dem Revier sein die Welt umwälzendes Gesprächsthema aufgezwungen: Der 9. Geburtstag von Sina und Leonie war ein toller Erfolg gewesen. Michelmann ahnte doch nicht, was ihm mit dieser Gartenparty verpasst hatte. Den ganzen Montagvormittag berichtete Jens über deren Erfolg, während Janine, seine Frau, mit Aufräumen beschäftigt war.
Die beiden Mädchen hatten anfangs sogar beim Hausputz geholfen. Erst in der Mittagshitze zog es sie über einen Trampelpfad hinunter zum Quadder. Der dank der Geräusche beim Näherkommen mit einem treffenden Namen versehene, von allen Seiten zugewachsene Teich lockte einfach zu sehr zum Baden. Er war in Hörweite von Marders Grundstück. Hinter dem Garten der Marders begann ein offenes Stück Ufer, und es gab kaum einen sichereren Platz, an dem sich die Mädchen austoben konnten. Irgendwann unterbrach Janine ihre Putzerei. Sie lauschte kurz auf das Gequiecke der Zwillinge. Dann setzte sie sich in ihren Jeep. Sie hatte noch einiges im Dorf zu klären.
Die Mädchen kamen bald wieder auf den Hof zurück und waren völlig unbeobachtet. ...




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