Montag, 8. Oktober 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1538

Kann man so richtig Widersprüchliches mixen? Natürlich. Und wenn die Beteiligten den anderen Humor des anderen Autors sogar verstehen, kann etwas richtig Gutes dabei entstehen. Die Gedichte des Tages" versuchen das.
Die utopische Erzählung dagegen ist am Schluss angekommen. Damit stellt sich die Frage, wie weiter mit dem Prosateil ...



Petra Namyslo ist für so manchen Spaß gut. Was sie bei "Backe, backe, Kuchen" wörtlich nimmt, ist aber besonders apptitlich und praktisch ... nur nicht sehr ... nachhaltig ... als Methode ...
Ich könnte mir vorstellen, dass Petra auch mit meinem Naturgedicht "EIN DEUTSCHES EICHELSCHICKSAL" gern gemeinsam "aufträte". Ob der Text so bleibt? Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich ihn wirklich im Kreis des FAK zur Diskussion stellen soll.




Slov ant Gali: Der lebende See (18)


... Ich war zufrieden mit mir. Die verkümmerten Schla würden einmal mit den Menschen in Kontakt treten. Ich war nicht umsonst hier gestrandet.
Ja, da war nur noch das Eine. Es gab wieder die große Prozession. Und eigentlich war alles wie seit Jahrtausenden zuvor. Doch dann versanken die Körbe mit den Geschenken nicht im schwarzen Wasser. Sie schaukelten, aneinander stoßend, hin und her, bedeckten bereits die gesamte Seeoberfläche. Dann trieben sie zum Ufer zurück. Plötzlich ertönte eine Stimme. Ich wusste, dass sich in den vergangenen Jahrtausenden der See nie mit Worten an die Schla, seine Kinder, gewandt hatte. Ich hörte nur: „Ihr braucht mich nicht mehr, ihr Undankbaren! Ihr habt ja diesen Menschen. Er mag mich nicht. Wenn ihr ihm folgt, mögt ihr mich also auch nicht.“
Dann überschlug sich alles. Irgendwer warf den Geschenkekorb nach mir. Vielleicht war es da sogar noch, um mir an Stelle des Sees das Geschenk zukommen zu lassen. Sicher aber ist, dass schnell weitere Körbe folgten und sie flogen als Geschosse. Zum ersten Mal in meinem Leben reagierten meine Gedanken richtig langsam. Mehr aus Instinkt heraus lief ich los. Flüchtete. Und für die Schla schien dies wie die Aufforderung für ein noch unbekanntes Spiel: Die Jagd, die Jagd auf mich, einen Menschen.
Natürlich war ich viel schneller als sie. Ich lief einfach, was das Zeug hielt. Als die Schar der Verfolger weder zu sehen noch zu hören war, kamen bei mir erste vernünftige Gedanken wieder. Wohin rannte ich eigentlich? Ich sah mich um. Da tauchten aus längst abgekabelten Erinnerungszonen Bilder auf. War ich hier nicht schon einmal? Ganz allmählich ahnte ich, dass ich genau an der Stelle stand, an der ich nach dem Absturz losgelaufen war. Da wollte ich wenigstens sehen, ob es noch Trümmer gab.
Nun weiß ich es. Nun weiß ich nur nicht, was ich weiter tun soll. Es kann durchaus vernünftig sein, einfach zur Siedlung zurückzuwandern. Nicht auszuschließen, dass sich die Schla längst wieder beruhigt haben. Warum sollten sie nicht ihre normale Gemütlichkeit zurückgewonnen haben? Wroohn und Olahoo erwarten mich sicher sehnsüchtig. Es wäre bestimmt ein wunderbares Gefühl, mitzuerleben, wie aus diesen Schla sich Wesen entwickeln, die ihr Schicksal selbst in die Hände nehmen.
Na ja, es kann aber auch sein, dieser erste Wutausbruch ist noch nicht abgeklungen und sie werden mich lynchen. Eines darf ich bei meinen Evolutionsüberlegungen wohl nicht vergessen: In ihrem Verlauf werden die hiesigen Bienen begreifen, dass man ihnen ihren Honig stiehlt. Die Evolution aber, die ich so vermisste, wird sie dagegen mit Stacheln ausstatten ...
Nein, ich habe etwas eingebrockt. Nun muss ich es auslöffeln. Solltet ihr einst auf meine Spuren stoßen, werdet ihr erfahren, wie meine Wiederbegegnung mit den Schla ausgegangen ist. Wie auch immer … Nehmt sie an!

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