..Slov ant Gali: Planet der Pondos (29)
.
... .Onja
zögerte. Vor ihr erstreckte sich über die ganze Breite ein alter
Stacheldrahtzaun. An einer der Chucco-Pflanzen gab es jedoch einen
Durchgang zwischen den Luftwurzeln. Es war nicht der einzige
unbewachte Durchschlupf, aber zu diesem hatte Okana sie nun einmal
geschleppt. „Mein Papa erlaubt mir sonst alles. Das nicht. Das ist
wirklich gefährlich.“
Solange
sie sich zurück erinnern konnte, hatte sie nie etwas so offiziell
Verbotenes getan. Aber sollte sie das der Freundin eingestehen?
Okana
sah sie auch schon missbilligend an: „Ach, Onja, du wirst noch
sterben vor Schiss!“
„Oka,
ich hab keinen Schiss. Hier soll nur alles voller Minen sein. Wenn du
die antippst, fliegst du in die Luft.“
„Onja,
komm endlich! Minen! Wenn ich das schon höre! Die sind aus dem
Krieg. ?ber dreihundert Jahre alt. Das ist der schönste
Abenteuerpark, den du je erlebt hast. Kein Koom wagt sich auch nur in
die Nähe des Welaspalts.“
„Das
ist es ja gerade.“
Die
letzten Worte sagte Onja schon im Gehen. Was sollte sie auch machen?
Ein so wunderbares Wetter, die beste Freundin ein paar Schritte vor
sich ... und es war doch wirklich nie etwas passiert.
Okana
lächelte. Entschlossen stapfte sie vor der Freundin her. In dieser
Gegend kannte sie fast jeden Stein und jeden Farn. Es gab nur eins,
was jetzt zählte. Sie musste verhindern, dass ein Koom sie
entdeckte. „Nun pass lieber auf. Die alte Straße sollten wir besser
nicht betreten. Aber da wollen wir auch nicht hin.“ Sie lief
voraus. Ihre Siedlung hatten die beiden längst hinter sich gelassen.
Für Uneingeweihte schien es in diesem verwildertem Wald keinen Weg
zu geben. Okana wusste es besser. Sorgfältig mied sie das verfilzte
Fesselkrautgestrüpp. Die riesigen Farnbäume, deren aufsteigende
Kronenbüschel von unten nicht sichtbar waren, hatten von ihr fast
alle Namen bekommen. Die Luftschlangen waren bei der Helligkeit noch
nicht aktiv. Wie armdicke nackte Wurzeln klammerten sie sich weit
über Kopfhöhe eines Pondos an die Farnstämme. Tags waren sie nur
blinde, schlafende Pflanzen, kaum geeignet für die
Gruselgeschichten, mit denen die Größeren den Kleineren Angst
einjagten, damit sich die heimlichen Mutproben auch lohnten.
„So,
gleich sind wir da.“ Das sagte Okana wohl nur, damit Onja nicht
aufgab. Vor ihnen lag immer noch ein ganzer Kilometer schwierigen
Weges. Diesmal hatten sie sich durch dichtes, von jungen Farnen und
Gräsern gebildetes Dickicht zu kämpfen. Die meisten Pflanzen dieser
Art waren mindestens so gro? wie die beiden Mädchen. Nichts Anderes
war zu sehen, und sobald Onja nicht aufpasste, peitschte ihr ein
Trieb ins Gesicht. Sie konnte nicht mehr, aber sie wagte nicht, Okana
das zuzurufen.
Okana
stoppte, lauschte, „Nein, hier ist niemand“, sagte sie halblaut,
und machte drei Schritte vorwärts. Mit dem Stolz des heimlichen
Entdeckers betrachtete sie Onjas staunendes Gesicht. Sie standen
plötzlich auf einer Lichtung von etwa drei?ig Metern Durchmesser,
auf deren Boden nur flaches, wenn auch dichtes Gras wuchs.
„Einmalig,
das Versteck!“
Die
beiden Mädchen fassten sich an den Fingerspitzen und tanzten singend
im Kreis. Als Onja endlich lachend rief „Ich kann nicht mehr!“,
lie? Okana sie los, dass sie sich gerade noch so aufrecht halten
konnte, und brüllte: „Dabei hast du das Beste noch gar nicht
gesehen.“
Wie eine
Verschwörerin deutete sie zur linken, der steileren Seite des
Tien-Massivs. Mit einem Mal sprintete sie los. Ehe Onja begriffen
hatte, was los war, stand sie allein im Schein der Xume. ?berrascht
sah sie sich um. Okana, die sie beobachtete, ohne selbst bemerkt zu
werden, konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Aber sie musste. Nur
so konnte sie die Qualität ihres Versteckes testen: Lange würde
Onja nicht mehr allein herumstehen, sondern in der Richtung zu suchen
anfangen, in die sie sie hatte verschwinden sehen. Nur, wenn Onja
trotzdem nichts fand, war das Versteck wirklich gut. Ein Test, der
Okana ein irres Vergnügen bereitete. Wegen der Grenzsperren kam kein
Koom in diese Gegend. Angeblich schon seit Jahrhunderten nicht. Solch
ein Geheimnis war nicht mit Pol-Ketten aufzuwiegen. ...
...***
.Die "Gedichte des Tages" sind hoffentlich keine Katastrophe:
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.Um an die gestrige Moderation anzuknüpfen: Gunda Jarons "Plötzlich und unerwartet" kann wohl jeder vorbehaltlos zustimmen ... und jedem fällt dabei auch etwas und jemand Konkretes ein ...
Als "Gegengedicht" folgt ein weiterer Japaner:
Slov ant Gali: Senryū Nr. 20
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