Slov ant Gali: Planet der Pondos (38)
Es
blieb nicht das einzige Mal, dass Onja mit Okana in das Sperrgebiet
eindrang. Nie passierte dabei etwas. Kein Grund zur Sorge. Im
Gegenteil. Onja beeindruckte gerade diese totale Ruhe. Nicht nur,
dass sie mit Okana allein war, es war irgendwie ein herrlicher
Gedanke, dass niemand in der Nähe sein konnte.
Okana
wusste immer einen Weg, die schlingenden Arme der Krallwurze
abzuwehren. Mit einer kleinen Sichel schuf sie mitunter ganz kleine
Lichtungen, in denen sie bestrahlt von der Nachmittagsxume auf ihrer
gemeinsamen Filzmatte lagen. Bald nach der ersten Überraschung hatte
sich Onjas Begeisterung für Okanas Höhlensystem wieder gelegt. So
blieb sie lieber drau?en auf der Lichtung und lie? mit offenen Augen
träumend die Strahlen der Xume über ihre Sonnenblätter streichen.
Sie war
schon fast eingeschlafen, da irritierte sie etwas Ungewöhnliches.
Sie sah sich suchend um. ?ber den rechten Rand der Matte krabbelte
eine kleine Karawane von fingergliedgroßen Sechsfü?ern. Erst wollte
Onja aufspringen, denn die ihr unbekannten Tiere kamen direkt auf sie
zu, aber dann fühlte sie sich plötzlich unerklärlich entspannt.
Sie streckte sich aus und ihr war, als flüsterte ihr jemand zu, Es
ist alles in Ordnung! Aber
es war niemand da, und wirklich gehört hatte sie auch nichts. Die
ersten Krabbler kletterten bereits über ihr Blätterfell. Onja
fürchtete noch, dass es jucken könnte, wenn diese Wesen sie
berührten. Fast im selben Moment war die Idee da, die könnten sich
ja um ihre Hautpflege kümmern. Oft saugten sich Maritzen an den
Stellen fest, an denen bei ihr die Blättchen aus der Haut sprossen.
Von denen könnten die Krabbler sie befreien.
Seltsam:
Nun hatte Onja sogar einen Namen für die Krabbler. Kari. Und dann
wünschte sie sich, eines dieser Wesen genauer ansehen zu können.
Kaum war ihr das durch den Kopf gegangen, entdeckte sie eines auf
ihrer glatten Handfläche. Eigentlich richtig niedlich. Dreigeteilt
in einen tropfenförmigen Unterleib, von dem zwei Beinpaare
ausgingen, nach einer sehr schmalen Taille ein Oberkörper, an dem
noch ein Beinpaar … nein, das Wesen hatte sich halb aufgerichtet:
das waren wohl winzige Arme … und der Kopf, von dem aus
dunkelbraune Punkte auf Onja gerichtet waren … Augen, die zu sagen
schienen du kannst uns doch
leiden, oder? Vergeblich
versuchte Onja die Einbildung abzuschütteln. Im Gegenteil: Sie hörte
sich sogar selbst halblaut antworten „Natürlich kann ich euch
leiden.“ Inzwischen war ein Teil ihres Körpers mit diesen Wesen
bedeckt.
In dem
Moment tauchte Okana wieder auf. Natürlich an einer Stelle, wo es
Onja nicht erwartet hätte und so, dass sie einen Schreck bekam. Onja
sprang auf, ohne auf die kleinen Wesen zu achten.
„Was
ist denn los mit dir?“ fragte Okana scheinheilig, nachdem es ihr
wieder einmal gelungen war, die Freundin zu erschrecken.
„Ich…“
Onja besann sich gerade auf die kleinen Krabbler. Doch weder auf der
Decke noch auf ihrem eigenen Körper war ein einziger übrig
geblieben. Der Spuk war wie weggewischt. Eine Einbildung unter den
Strahlen der Xume.
„Na,
was denn nun?“
„Ach,
nichts.“
Zum
Glück fragte Okana nicht weiter.
Abends
im Bad machte das Wasser auf Haut und Blättchen besonders viel Spa?.
Verwundert untersuchte sich Onja. Tatsächlich: Nicht eine einzige
Maritze. Was der Welaspalt doch alles an Geheimnissen bot…
***
Und die "Gedichte des Tages" vom Sonntag?
Auf den ersten Blick drehen sich alle meine heutigen drei Japaner um das Thema Suizid. Aber vielleicht merkt der, der mit Pause liest, die Nuancen ...
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Slov ant Gali: Senryū Nr. 69
Slov ant Gali: Senryū Nr. 70
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