Slov ant Gali: Jeder gegen jeden (2)
... Muss warten. Hatte er 49 Stunden
gehungert, kam es auf zwei, drei mehr auch nicht mehr an. Wichtiger
war, vielleicht noch mehrere Ziel-1-Säcke zu finden, bevor die
anderen Kandidaten auftauchten. Wie war das System? Vier Wohnungen
rechtseck-linkseck, dann vier Wohnungen linkseck-rechtseck, damit
nicht zwei Kandidaten denselben Sack für den auf ihrem Plan
eingezeichneten hielten.
Djepp fühlte sich gestärkt, als hätte
er acht Stunden geschlafen und gut gefrühstückt. Er wusste, die
Suggestion hielt nicht sehr lange an. Dann würde er eine Pause umso
nötiger brauchen. Aber jetzt war es wichtig, noch viel zu schaffen.
Begeistert stellte Djepp fest, dass er
sich offenbar mit dem System nicht vertan und er sich auch nicht
verzählt hatte. Der nächste Sack lag an der erhofften Stelle.
Wohin damit? Erstmal mitnehmen. War das
nicht christlich? Weihnachtsmann im Tarnanzug mit zwei Säcken aufm
Buckel, einer noch voll, einer halb leer?!
Nächster Versuch.
Wieder richtig. Aber jetzt wurde es
schon schwierig. Die drei Säcke duldeten einander gegenseitig nicht
auf Djepps Rücken. Also ziehen und schleifen. Der nächste.
Mist. Das hinterließ eine deutliche
Spur. Aber einfach das Ziel 1 in einem Nachbarraum zu verbergen wäre
denkbar ungeschickt. Die Suchenden würden es sofort finden – und
sei es, weil sie ihrer Genauigkeit beim Lesen der Karten nicht
trauten und die Nachbarräume absuchen würden. Nein. Das Beste war,
je zwei Säcke über die Schulten zu werfen und nach draußen damit.
Im Gestrüpp fand sie nur, wer sie dort vermutete.
Die ersten beiden, also die vollen
Säcke versteckte Djepp, ohne irgendwie gestört zu werden.
Vielleicht ließ ihn das etwas leichtsinnig werden. Jedenfalls freute
er sich, dass die Last der eineinhalb Säcke etwas kleiner war. Er
würde sehr bald eine Pause brauchen. Er hatte ja nun schon
Nahrungskonzentrat für vier. Ob er wohl schon nachschauen sollte, zu
welchem Objekt ihn die Würfel führten? Wenn er Pech hatte, alle zum
selben, im Glücksfall konnte er vier Objekte erbeuten. Eigentlich
war das ein zusätzlicher Vorteil, dass er sich länger sättigen
konnte. Da war es vielleicht eine besonders günstige Taktik sich zu
verstecken. Die Ziel-1-Säcke zu erbeuten war doch anstrengender als
erwartet. Ob die Prüfer noch extra Ballast eingefüllt hatten und er
hatte den mitgeschleppt?
Djepp streckte seinen durchtrainierten
Körper. Hier draußen, unmittelbar an der Außenmauer, heizte die
Sonne die Luft stark auf. Erst Essen, dann Würfel, dann neu
nachdenken, ob weitere Säcke zu verstecken lohnen würde. Djepp ließ
sich die Reihenfolge seiner nächsten Handlungen als
Entscheidungshilfe durch den Kopf gehen, da spürte er einen
stechenden Schmerz unter den Schulterblättern, einen, als hätte ihn
jemand mit der Faust von hinten getroffen, mit einer Faust
allerdings, an der ein Dorn angebracht war, der sich zwischen die
Rippen gezwängt hatte.
Das also war das Aus.
Djepp hatte noch diesen einen klaren
Gedanken. Dann sank er zusammen und blieb reglos in dem besonnten
Gestrüpp liegen. ...
***
... und zum Abschluss etwas japanische Gedichte:
Man kann sagen "Jeder Mensch ist wertvoll" - man kann das aber auch "japanisch" sagen:
Slov ant Gali: Senryū Nr. 50
Und als zweites Angebot:
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