Donnerstag, 15. August 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1824

Also weiter mit der Prosa-Erzählung:

Slov ant GaliJeder gegen jeden (2)

... Muss warten. Hatte er 49 Stunden gehungert, kam es auf zwei, drei mehr auch nicht mehr an. Wichtiger war, vielleicht noch mehrere Ziel-1-Säcke zu finden, bevor die anderen Kandidaten auftauchten. Wie war das System? Vier Wohnungen rechtseck-linkseck, dann vier Wohnungen linkseck-rechtseck, damit nicht zwei Kandidaten denselben Sack für den auf ihrem Plan eingezeichneten hielten.
Djepp fühlte sich gestärkt, als hätte er acht Stunden geschlafen und gut gefrühstückt. Er wusste, die Suggestion hielt nicht sehr lange an. Dann würde er eine Pause umso nötiger brauchen. Aber jetzt war es wichtig, noch viel zu schaffen.
Begeistert stellte Djepp fest, dass er sich offenbar mit dem System nicht vertan und er sich auch nicht verzählt hatte. Der nächste Sack lag an der erhofften Stelle.
Wohin damit? Erstmal mitnehmen. War das nicht christlich? Weihnachtsmann im Tarnanzug mit zwei Säcken aufm Buckel, einer noch voll, einer halb leer?!
Nächster Versuch.
Wieder richtig. Aber jetzt wurde es schon schwierig. Die drei Säcke duldeten einander gegenseitig nicht auf Djepps Rücken. Also ziehen und schleifen. Der nächste.
Mist. Das hinterließ eine deutliche Spur. Aber einfach das Ziel 1 in einem Nachbarraum zu verbergen wäre denkbar ungeschickt. Die Suchenden würden es sofort finden – und sei es, weil sie ihrer Genauigkeit beim Lesen der Karten nicht trauten und die Nachbarräume absuchen würden. Nein. Das Beste war, je zwei Säcke über die Schulten zu werfen und nach draußen damit. Im Gestrüpp fand sie nur, wer sie dort vermutete.
Die ersten beiden, also die vollen Säcke versteckte Djepp, ohne irgendwie gestört zu werden. Vielleicht ließ ihn das etwas leichtsinnig werden. Jedenfalls freute er sich, dass die Last der eineinhalb Säcke etwas kleiner war. Er würde sehr bald eine Pause brauchen. Er hatte ja nun schon Nahrungskonzentrat für vier. Ob er wohl schon nachschauen sollte, zu welchem Objekt ihn die Würfel führten? Wenn er Pech hatte, alle zum selben, im Glücksfall konnte er vier Objekte erbeuten. Eigentlich war das ein zusätzlicher Vorteil, dass er sich länger sättigen konnte. Da war es vielleicht eine besonders günstige Taktik sich zu verstecken. Die Ziel-1-Säcke zu erbeuten war doch anstrengender als erwartet. Ob die Prüfer noch extra Ballast eingefüllt hatten und er hatte den mitgeschleppt?
Djepp streckte seinen durchtrainierten Körper. Hier draußen, unmittelbar an der Außenmauer, heizte die Sonne die Luft stark auf. Erst Essen, dann Würfel, dann neu nachdenken, ob weitere Säcke zu verstecken lohnen würde. Djepp ließ sich die Reihenfolge seiner nächsten Handlungen als Entscheidungshilfe durch den Kopf gehen, da spürte er einen stechenden Schmerz unter den Schulterblättern, einen, als hätte ihn jemand mit der Faust von hinten getroffen, mit einer Faust allerdings, an der ein Dorn angebracht war, der sich zwischen die Rippen gezwängt hatte.
Das also war das Aus.

Djepp hatte noch diesen einen klaren Gedanken. Dann sank er zusammen und blieb reglos in dem besonnten Gestrüpp liegen. ...


***
... und zum Abschluss etwas japanische Gedichte:

     Man kann sagen "Jeder Mensch ist wertvoll" - man kann das aber auch "japanisch" sagen:

Slov ant Gali: Senryū Nr. 50


      Und als zweites Angebot:

Slov ant Gali: Senryū Nr. 34 - 36

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