Freitag, 9. August 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1819

Bei unserem im Lorbeer-Verlag Bielefeld erschienenen SF-Fortsetzungsroman ist eigentlich noch immer nichts Umwerfendes passiert. Allerdings wurden die meisten künftig Handelnden vorgestellt (bis auf die erwachsenen Siedler):

Slov ant Gali: Planet der Pondos (35)

... Uljana beobachtete schweigend, wie die meisten im Saal von Schale zu Schale gingen, stehen blieben, betreten herumstanden, schwiegen. Gelegentliche Flüstertöne schallten deshalb richtig durch den Raum. Sarah und Xu-Li waren abwartend neben Uljana stehen geblieben.
„Was guckt ihr denn so? Kommt essen!“ rief Uljana schließlich. Mit aufgesetzter Heiterkeit lief sie hinter Jenny her, als wäre alles normal.
In den folgenden Stunden unterhielt sich Uljana viel mit den anderen. Was sie mit den Erwachsenen machen sollten, wollte keiner entscheiden. Es schien wohl vorerst das Beste, alles so zu belassen, wie es war. Irgendwann wurde Uljana müde. Sie rief den anderen zu, sie sollten sich alle etwas hinlegen. Wunderte sich, dass jeder ihrer Aufforderung folgte und sich zum Schlafen fertig machte. Zog schlie?lich Xu-Li fest an sich. Im Dunklen wischten sich beide ihre Gesichter trocken. „Verrat mich nicht!“ bat Uljana. „Es hilft nichts. Wir müssen so tun, als hätten wir uns im Griff.“ Bevor Xu-Li antworten konnte, drängte ein anderer kleiner Körper unter die Decke. „Ich will auch mit runter!“ flüsterte Sarah. ?berraschend schnell schliefen sie ein.
Im Laufe der ersten Tage schlichen alle Kinder grüppchenweise mehrmals zum Analysecomputer. Schon allein, um Uljanas Aussage zu prüfen. Au?erdem beruhigte es doch etwas, von der Computerstimme die meisten Fragen präzise und knapp beantwortet zu bekommen. Sie hatten ja so viele davon. Allein bei den entscheidenden, denen, die mit ihren Eltern zusammenhingen, verweigerte der Computer die Aussage. Genau wie später auf Andys Frage nach der Bewaffnung der „New Home“.
Die Zeit verging überwiegend mit Spielen. An den Computern. Manchmal miteinander. Sie waren sich schon bald einig: Der Frostkeller war nichts zum Schlafen. Ihre Kabinen dagegen waren gemütlich eingerichtet. Sarah und Xu-Li zogen bei Uljana ein, die Jungen teilten sich ein Quartier, Lida zog zu Jenny, aber auch die anderen fanden sich zu zweit oder zu dritt zusammen. Meist trafen sie sich in einem der Sporträume oder beim Essen mit dem Rest.
Ansonsten passierte nichts Besonderes. Meist hingen sie rum… Wenn überhaupt in diesen Tagen etwas ungewöhnlich gewesen sein sollte, dann war es das Wei?t-du-noch,…, mit dem mehr Unterhaltungen begannen als normal in ihrem Alter.
Aber es gab auch Dinge, die sie nicht voreinander ausbreiteten. Uljana fiel zum Beispiel Lida auf. Die hielt sich bei allen gemeinsamen Beschäftigungen zurück. Nach einer der Mittagspausen schlich sie heimlich davon. Die restliche Gruppe tobte im Gymnastikraum am Volleyballnetz. Wieso denn das? Gerade bei den Ballspielen war Lida doch sonst eifrig dabei? Uljana folgte ihr und fand sie im Saal an einem der Behälter. Hörte sie etwas Unverständliches murmeln. Trat langsam näher. Zögerte. Legte Lida die Hände auf die Schultern. Sagte „Wir wecken sie. Später.“ Zog sie an sich. Nahm sie wortlos mit zurück zu den anderen. Zweifelte nicht daran, dass Lida zu ihren Eltern geredet hatte. Sprach zu keinem darüber, wo sie gewesen waren. Lida auch nicht. Aber nun ahnte Uljana, dass die meisten Kinder doch heimlich zu den Kälteschalen ihrer Eltern schlichen. Dass ihre äu?ere Gelassenheit trog. Dass sie irgendwann diesen Zustand nicht mehr aushalten würden.
Uljana gewöhnte sich an, vor dem Einschlafen von Zimmer zu Zimmer zu gehen. Das gab ihr das Gefühl, diese merkwürdige Situation im Griff zu haben. Diese kurzen Szenen erinnerten sie an die Zeit mit ihrer Mum. Selbst als sie schon grö?er war, waren die Tage erst nach dem Gute-Nacht-Sagen abgeschlossen. Jetzt fühlte sie sich in Debbies Rolle versetzt. Die meisten anderen akzeptierten das. Bis auf Jenny: „Bild dir ja nicht ein, du kannst Glucke spielen. Dafür sind deine Federn zu kurz!“

Den Jungen sagte Uljana zuletzt Gute Nacht. Die beiden starrten sie dabei meist an, als wollten sie sie gleich umarmen. Aber sie taten es natürlich nicht. ...

***
Zu den "Gedichten des Tages" von morgen ist wenig anzumerken. Der Einführungstext ist folgender:

Haiku und Senryū sind so stark verdichtet, dass die Meute der Literaturkenner zwar ganze Bücher zu ihrer Interpretation schreiben könnten - wahrscheinlich werden sie trotzdem "fehlen". Also ich probiere einfach, welche vorzustellen:


Slov ant Gali: Senryū Nr. 43


Slov ant Gali: Senryū Nr. 31 - 33

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