Slov ant Gali: Planet der Pondos (35)
... Uljana
beobachtete schweigend, wie die meisten im Saal von Schale zu Schale
gingen, stehen blieben, betreten herumstanden, schwiegen.
Gelegentliche Flüstertöne schallten deshalb richtig durch den Raum.
Sarah und Xu-Li waren abwartend neben Uljana stehen geblieben.
„Was
guckt ihr denn so? Kommt essen!“ rief Uljana schließlich. Mit
aufgesetzter Heiterkeit lief sie hinter Jenny her, als wäre alles
normal.
In den
folgenden Stunden unterhielt sich Uljana viel mit den anderen. Was
sie mit den Erwachsenen machen sollten, wollte keiner entscheiden. Es
schien wohl vorerst das Beste, alles so zu belassen, wie es war.
Irgendwann wurde Uljana müde. Sie rief den anderen zu, sie sollten
sich alle etwas hinlegen. Wunderte sich, dass jeder ihrer
Aufforderung folgte und sich zum Schlafen fertig machte. Zog
schlie?lich Xu-Li fest an sich. Im Dunklen wischten sich beide ihre
Gesichter trocken. „Verrat mich nicht!“ bat Uljana. „Es hilft
nichts. Wir müssen so tun, als hätten wir uns im Griff.“ Bevor
Xu-Li antworten konnte, drängte ein anderer kleiner Körper unter
die Decke. „Ich will auch mit runter!“ flüsterte Sarah.
?berraschend schnell schliefen sie ein.
Im Laufe
der ersten Tage schlichen alle Kinder grüppchenweise mehrmals zum
Analysecomputer. Schon allein, um Uljanas Aussage zu prüfen.
Au?erdem beruhigte es doch etwas, von der Computerstimme die meisten
Fragen präzise und knapp beantwortet zu bekommen. Sie hatten ja so
viele davon. Allein bei den entscheidenden, denen, die mit ihren
Eltern zusammenhingen, verweigerte der Computer die Aussage. Genau
wie später auf Andys Frage nach der Bewaffnung der „New Home“.
Die Zeit
verging überwiegend mit Spielen. An den Computern. Manchmal
miteinander. Sie waren sich schon bald einig: Der Frostkeller war
nichts zum Schlafen. Ihre Kabinen dagegen waren gemütlich
eingerichtet. Sarah und Xu-Li zogen bei Uljana ein, die Jungen
teilten sich ein Quartier, Lida zog zu Jenny, aber auch die anderen
fanden sich zu zweit oder zu dritt zusammen. Meist trafen sie sich in
einem der Sporträume oder beim Essen mit dem Rest.
Ansonsten
passierte nichts Besonderes. Meist hingen
sie rum… Wenn überhaupt
in diesen Tagen etwas ungewöhnlich gewesen sein sollte, dann war es
das Wei?t-du-noch,…, mit dem mehr Unterhaltungen begannen als
normal in ihrem Alter.
Aber es
gab auch Dinge, die sie nicht voreinander ausbreiteten. Uljana fiel
zum Beispiel Lida auf. Die hielt sich bei allen gemeinsamen
Beschäftigungen zurück. Nach einer der Mittagspausen schlich sie
heimlich davon. Die restliche Gruppe tobte im Gymnastikraum am
Volleyballnetz. Wieso denn das? Gerade bei den Ballspielen war Lida
doch sonst eifrig dabei? Uljana folgte ihr und fand sie im Saal an
einem der Behälter. Hörte sie etwas Unverständliches murmeln. Trat
langsam näher. Zögerte. Legte Lida die Hände auf die Schultern.
Sagte „Wir wecken sie. Später.“ Zog sie an sich. Nahm sie
wortlos mit zurück zu den anderen. Zweifelte nicht daran, dass Lida
zu ihren Eltern geredet hatte. Sprach zu keinem darüber, wo sie
gewesen waren. Lida auch nicht. Aber nun ahnte Uljana, dass die
meisten Kinder doch heimlich zu den Kälteschalen ihrer Eltern
schlichen. Dass ihre äu?ere Gelassenheit trog. Dass sie irgendwann
diesen Zustand nicht mehr aushalten würden.
Uljana
gewöhnte sich an, vor dem Einschlafen von Zimmer zu Zimmer zu gehen.
Das gab ihr das Gefühl, diese merkwürdige Situation im Griff zu
haben. Diese kurzen Szenen erinnerten sie an die Zeit mit ihrer Mum.
Selbst als sie schon grö?er war, waren die Tage erst nach dem
Gute-Nacht-Sagen abgeschlossen. Jetzt fühlte sie sich in Debbies
Rolle versetzt. Die meisten anderen akzeptierten das. Bis auf Jenny:
„Bild dir ja nicht ein, du kannst Glucke spielen. Dafür sind deine
Federn zu kurz!“
Den
Jungen sagte Uljana zuletzt Gute Nacht. Die beiden starrten sie dabei
meist an, als wollten sie sie gleich umarmen. Aber sie taten es
natürlich nicht. ...
***
Zu den "Gedichten des Tages" von morgen ist wenig anzumerken. Der Einführungstext ist folgender:
Haiku und Senryū sind so stark verdichtet, dass die Meute der Literaturkenner zwar ganze Bücher zu ihrer Interpretation schreiben könnten - wahrscheinlich werden sie trotzdem "fehlen". Also ich probiere einfach, welche vorzustellen:
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