Samstag, 10. August 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1820

Eigentlich entwickelt sich der Konflikt in der utopischen Roman nur langsam:

Slov ant Gali: Planet der Pondos (36)

.Uljana hatte inzwischen den Computer nach einem Datum befragt. Danach zeichnete sie einen Kalender um das Poster, das sie nun doch über ihrem Bett angebracht hatte. Sie strich den 26.9. durch und legte sich hin. Aber sie kam wieder einmal nicht zur Ruhe. Xu-Li war längst eingeschlafen. Plötzlich kam ein leises Geräusch von der Tür. Schlich da jemand ins Zimmer? Uljana spitzte die Ohren, blieb aber trotzdem reglos mit Blick zur Wand liegen. Schon hockte sich jemand auf ihre Bettkante. Da drehte sie sich schnell um.
Es war Frank. „Du kümmerst dich um alle, aber keiner kümmert sich um dich.“
„Was willst du denn hier?“ fuhr sie ihn an.
Frank flüsterte. „Ich wollte dich nicht stören. Aber ich dachte mir, du kannst auch nicht einschlafen.“
Uljana schwieg. Guckte nicht zu ihm hin. Sie hätte das Licht stärker hochdimmen müssen. Aber sie wusste sowieso, was sie sehen würde. Der kleine braune Leberfleck neben Franks linker Braue zitterte bestimmt. Mindestens, solange sie nichts sagte.
„Ich … ich … ich möchte auch meine Eltern wieder haben.“ Sonst stammelte Frank nie so.
„Woher wei?t du …?“
„Ich hab mich geschämt. Und die anderen haben nie … Ich weiß nicht, warum … Ein Junge macht so was nicht …“
„Aber ein Mädchen, ja?“
„So hab ich das nicht gemeint.“
„Schon gut. Du also auch.“
Uljana schwieg. Einen Moment nur. Dann sprang sie aus dem Bett. „Komm!“
Frank folgte ihr auf die Kommandobrücke des Schiffes. Mit einem Griff drehte Uljana dort die Beleuchtung hoch. Frank atmete laut ein, fixierte einen fernen, unbekannten Stern auf der gro?en Bildwand und murmelte: „Ich denk viel an früher.“
„Und …?“
„Es wär bestimmt besser, ich brauchte mich an nichts zu erinnern.“ Pause. Frank wartete auf eine Reaktion. Aber Uljana sah ihn nur fragend an. Also sprach er weiter: „Ich seh meine Mum vor mir und meinen Dad. Wei? du, warum wir hier sind? Weil wir alle von irgendwelchen Geschäftemachern abstammen, auf die wir noch stolz sein sollen – meinst du, das macht mich glücklich? Das Einzige, wo ich mir keinen Reim drauf machen kann, ist, warum wir jetzt hier nur so wenige sind.“
Uljana sah ihn abwartend an.
„Wie meinst du das … Meine Mum war okay. Die hat hart gearbeitet für mich. Aber meine Erinnerung … da sind nur Fetzen, da wird kein Film draus. Wie zerrissen und falsch geklebt. Nur Debbie … nein, die war bestimmt okay …“
Frank drehte sich nun doch zu Uljana hin, sah ihr in die Augen. „Vielleicht ist das hier alles so eine Art Strafe für unsere Eltern.“ ... 

***
... Und die "Gedichte des Tages"?

Manchmal finden die richtigen Vögel zusammen. Mit freudiger Verwunderung nahm ich eine Mail zur Kenntnis, mit der sich ein Peter Winter vorstellte ... und mit einem fetten Lächeln:
Zum einen verriet mir Amazon, dass der Autor folgendes publiziert hatte:
"Staat ohne Herrscher" (2007)
"Staat und Utopie" (2010)
(in: "Thomas Morus' Utopia und das Genre der Utopie in der Politischen Philosophie" U. Arnswald / H-P. Schütt (Hrsg. - also philosophische Bücher, deren Titel versprechen, dass sie mir gefallen müssten,
zum anderen kündigte er ein Buch mit heiteren Versen an. Na, das ist ja wohl ein Grund, einen näheren Blick auf das Werk zu werfen. Und da wir uns hier drei Gedichte als Leseprobe ansehen dürfen, beginnen wir am besten mit dem Titel gebenden "Der Walhai", also "Der Walhai auf dem Kirchendach" ...

Ganz ohne weitere Kommentare kombiniere ich das einfach (ganz per Zufallslos) mit

Slov ant Gali: Senryū Nr. 44



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