Slov ant Gali: Planet der Pondos (34)
Uljana,
Sarah und Xu-Li folgten den anderen in den Saal. Dort hockten alle
schweigend auf ihren Betten. Auch Uljana setzte sich anfangs hin.
Aber sie sprang gleich wieder auf und lief den langen Gang im
Schlafsaal von einem Ende zum anderen und zurück. Die restlichen
Kinder beobachteten sie abwartend. Jeder schien dabei mit derselben
Frage beschäftigt. Uljana hatte ihnen gerade den Tod auf besonders
eklige Weise vorgeführt. Aber sie auch geweckt. Wer sonst sollte
wissen, wie es weitergehen sollte?
Plötzlich
brach es aus Uljana heraus: „Was guckt ihr so? Ich wei? auch nicht
mehr als ihr. Irgendwas ist am Computersystem kaputt. Wir können ihm
nicht trauen. Zu den wichtigen Datenpools bekomme ich keinen Zugang.
Ob zum Beispiel bei der Weckautomatik noch etwas zu beachten ist.
Zweimal habe ich sie ja in Gang gebracht. Der Typ da war der eine. Er
war schon dabei, dasselbe zu machen wie ich. Das musste ich doch
verhindern. Da wären doch sonst alle Erwachsenen gestorben! Bei euch
ist es gut gegangen. Mehr wei? ich auch nicht.“
Die
anderen sahen sie weiter abwartend an. Uljana hatte sich nur
rechtfertigen wollen. Irgendwie. Das quälende Schuldgefühl
loswerden, etwas falsch gemacht zu haben. Eigentlich war sie schon
fertig damit. Hätte nur noch dasselbe mit anderen Worten sagen
können. Aber die anderen starrten sie weiter an. Uljana holte
mehrmals Luft und fing schlie?lich wirklich neu an: „Im Moment sind
wir wohl nicht in Gefahr. Das Schiff fliegt von allein, und wir sind
weiter von der Erde weg, als sich ein Mensch vorstellen kann. Ob wir
irgendwo ankommen werden, wei? auch der Computer nicht. Ihr könnt es
euch ansehen. Eure Eltern liegen noch da. Wenn ihr den grünen Knopf
benutzt, dann tauen sie auf, aber wahrscheinlich sind sie dann tot.
Deshalb lass ich zumindest die Finger davon. Aber ich kann euch nicht
daran hindern.“
Genauso
plötzlich, wie Uljana begonnen hatte, sackte sie in sich zusammen.
Ihr fiel nichts mehr ein. Gar nichts, was sie noch hätte sagen
können. Sie richtete den Blick auf den Boden, als suche sie dort
etwas. Wartete auf eine Antwort. Vergeblich. Alle schienen noch etwas
von ihr zu erhoffen. Das konnte es nicht gewesen sein. Ihre Rede
musste einfach eine Lösung anbieten. Was denn jetzt zu tun war.
Nichts
geschah. Außper dem gleichmütigen Summen der Aggregate nur immer
peinlicher werdende Stille.
„Also
ich kann auf die Alten verzichten. Gucken wir uns erstmal unser
Revier an.“ Es war das Mädchen, das ihr bei dem Mann geholfen
hatte. Uljana sah auf. Die andere fuhr fort: „Bevor ich’s
vergesse: Ich bin Jenny. Mach dir keinen Kopp. Bringt nichts, echt!
Aber da kommst du auch noch hinter.“ Mit den letzten Worten wendete
sie sich ab, ohne eine Antwort abzuwarten. Sie war wohl überzeugt,
alles Nötige gesagt zu haben.
Uljana
aber fiel ein, dass sie etwas verschwiegen hatte. Unter den Eltern
dieser Kinder waren mehrere bereits tot. Die gingen doch aber zu
Lasten dieses Irren, oder? Und vielleicht… Nein, sie wusste nicht,
welche Schalen eingefrostete Leichen enthielten. Sollten die Kinder
doch hoffen.
Uljana
beobachtete schweigend, wie die meisten im Saal von Schale zu Schale
gingen, stehen blieben, betreten herumstanden, schwiegen.
Gelegentliche Flüstertöne schallten deshalb richtig durch den Raum.
Sarah und Xu-Li waren abwartend neben Uljana stehen geblieben. ...
***
Die nächsten Gedichte des Tages kündigen Folgendes an:
Thomas Reich versucht mit seinem Gedicht eine Generalabrechnung mit dem "Katholizismus". Die Chancen sind bei ausreichender Heuchelei wenig vielversprechend. Da schlägt "
Senryū Nr. 30
" einen anderen Ton an ...
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