Slov ant Gali: Planet der Pondos (33)
Onja
sah sich noch immer hilflos auf der kleinen Lichtung um.
„Oka?
Oka, wo steckst du?“
Das war
ein Spa? für Okana! Onja stand nur drei Schritte von ihr entfernt,
aber sie entdeckte überhaupt nichts.
Endlich
sprang Okana vor und zog die Freundin am Arm mit sich nach unten.
„Hier! Komm schnell! Aber trample das Gras am Eingang nicht nieder!
Dann findet ihn ja jeder.“
Fast
wäre Onja gestürzt. Aber auf der Lichtung war niemand mehr zu
sehen.
Nur ein
paar matte Lichtschimmer erhellten die neue Umgebung. Okana zündete
eine Fackel an. „Noch ein Stück!“ rief sie. Sie ging fünf,
sechs Schritte gebückt voraus, bevor sie sich wieder aufrichtete.
„Das ist mein Reich!“
Onja
bestaunte alles wie in einem Märchen. Die Wände der Höhle
funkelten. Okana hatte mehrere Decken, ein Schränkchen und einen
Kanister mit Brennöl an der linken Höhlenwand aufgebaut.
„Onja,
das ist immer noch nicht alles. Am anderen Ende der Höhle fängt ein
langer Gang an. Und wei?t du, wo der endet? Ganz in der Nähe vom
Traumsee. Kommst du mit?“
Okana
amüsierte sich über die verunsicherten Blicke der Freundin. Um
diesen See rankten sich die seltsamsten Gerüchte. Vor dem Krieg
wären dort gro?e Volksfeste gefeiert worden. Wer darin badete und
sein Wasser trank, der fühlte sich plötzlich total glücklich.
Deshalb endeten die Feste immer im Wasser. Aber der See lag mitten im
Welaspalt, der für jeden Zugang offiziell gesperrt war. Trotzdem –
oder eben genau deshalb – gehörte es zu den Mutproben der
Schulabgänger, dorthin zum Baden zu schleichen. Immer wieder
erzählten die Erwachsenen, wie gefährlich es sei, aber in den
vergangenen Jahren war nie etwas passiert. Im übernächsten
Hochsommer wäre es für Onja und Okana soweit. Dann stand auch ihnen
diese Erwachsenentaufe bevor. Dann würden auch sie wohl am eigenen
Leibe erfahren, was es mit den besonderen Kräften des Wassers auf
sich hatte. Aber Okana wollte nicht mehr so lange warten.
„Wir
baden jetzt schon dort.“
Sie
bemühte sich, nirgends Spuren zu hinterlassen.
„Das
soll unser Geheimnis bleiben.“
Als sie
am Ufer des Sees ankamen, stand die Xume schon dicht am Horizont. An
einer Uferstelle war vor Unzeiten Sand aufgeschüttet worden. Der lud
immer noch zum Baden ein. Die hohen Bergmassive des Tien-Tien
bildeten zu beiden Seiten des Welaspalts eine fast geschlossene Wand
gegen kalten Wind. Auch an diesem Abend war die Oberfläche
spiegelglatt, als die Körper der beiden Mädchen immer tiefer im
Wasser verschwanden. Anfangs waren Okana und Onja ganz leise, dann
fingen sie an herumzualbern, immer lauter und lauter, und dann
achteten sie nicht mehr auf die Zeit. Irgendwann spendeten ihnen nur
noch die Sterne etwas Licht. Da sanken sie erschöpft, aber glücklich
auf den Ufersand nieder.
Am
nächsten Vormittag tauchten sie wieder in ihrer Siedlung auf. Okana
erzählte, dass sie sich beide im Wald verirrt hätten. Um nicht im
Dunklen in die falsche Richtung zu laufen, hätten sie sich früh
schlafen gelegt. Aber wozu regten sich alle so auf? Es war doch
nichts passiert!
***
Die Gedichte des Tages werden sein:
In den beiden folgenden Gedichten spielt der Tod eine Rolle. Wichtig ist dabei vielleicht, dass beide Autoren hoffentlich keine allzu enge Beziehung zu ihm haben.
Thomas Reich: "Wer geht als Erstes?"
Sebastian Deya: "Mutter Sprache" ...
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