Slov ant Gali: Jeder gegen jeden (6)
Er hatte die entscheidende Idee gehabt,
wie der Test gesprengt werden könnte. Jede unmenschliche Regel,
mochte noch so viel Logik sie begründen, war mit Menschlichkeit zu
besiegen. Gerade die Gerüchte um die Intensität, mit der
vorgebliche Betrugsversuche unterbunden würden, forderten die
Kreativität bei ihrer Umgehung heraus.
Es war vor einer Woche gewesen. Sie
hatten ihre normalen Prüfungen alle bestanden und warteten auf die
Zulassung zum Labyrinth. Der Start der nächsten Gruppe wurde ja erst
freigegeben, wenn der Kampf der vorigen beendet war. Manchmal zog
sich das hin. Da hatte er sie zusammengerufen. Ta, logisch, Mysty,
Bona und Tom.
„Fällt euch was auf?“, hatte er
das Gespräch begonnen.
Mysti hatte gelacht und geantwortet:
„Ja, du übertreibst wieder einmal dein Geheimdienstspiel.“
„Nun mal ernsthaft: Was sind wir für
eine Runde?“
„Drei Frauen, zwei Männer und einer
davon bist du. Hast echt Chancen. Bona und Tom sind sowieso zusammen
… Aber wenn du denkst … Nee, du willst mich anmachen, damit Ta
eifersüchtig wird? Vergiss es!“
„Sag mal, kannst du auch mal an etwas
Anderes denken? Nein. Wir sind fünf. Wir sind die fünf, die das
Labyrinth als Sieger verlassen werden.“
„Also was die sich wieder einfallen
lassen. Und Martin, du?! Das hätte ich nicht von dir gedacht. Dass
du dich als Lockvogel für so einen Extratest hergibst.“ Ta sah ihn
mit einer solchen Verachtung an, dass er erschrak.
„Wie kannst du so etwas denken. Hier
geht’s darum, die Lücke in den Regeln zu finden.“
Sie hatten die Nacht zusammengesessen.
Klar. Sie waren sich alle in den Kadettenjahren sehr nahe gekommen,
hatten sich füreinander eingesetzt. Aber jetzt?
„Was ist denn das Hauptproblem, dass
das Jeder-gegen-jeden überhaupt funktioniert? Wir treten einzeln ins
Kampffeld ein, vor uns haben welche Stellung bezogen, nach uns auch,
jeder allein, und jedem wurde gesagt, er muss gegen jeden kämpfen.
Selbst, wenn er nicht wollte, müsste er ja damit rechnen, dass sich
die anderen nach den Regeln verhalten und ihn abknallen. Und Logik
haben die Regeln ja: Die Flotte braucht eben nur eine begrenzte Zahl
an Kapitänen. Hätten wir also lauter Sieger, wären alle keine.“
Tom brummelte: „Also eigentlich
möchte ich nur mit Bona zusammenbleiben. Wenn sie ein Kommando
angeboten bekommt, geh´ ich als Vertreter mit, wenn ich, dann sie.
Wenn´s klappt.“
„Wenn du das Labyrinth nicht
überstehst, hat sich´s was mit Stellvertreter. ...“
„Eben!“
„Nu komm“, bettelte Tom: „du hat
dir was ausgedacht. Raus damit!“
„Also, Leute, wir müssen unsere
Vereinzelung aufheben. Das geht nur, wenn wir einander an einem nur
uns bekannten Punkt treffen und von dort aus aus handeln, das
Labyrinth sozusagen überrollen. Klar, wir brauchen Waffen und
Ausrüstung. Da kommen wir nicht drumrum. Und an die kommt jeder nur
einzeln ran. Dann aber sollten wir Verständigungszeichen haben und
uns an einem Punkt sammeln. Da wir uns in dem Labyrinth nicht
auskennen, sollte das eine der äußeren Ecken sein. Sobald der Erste
seine Ziel-1-Beute hat, läuft er dorthin. Ich weiß nicht, ob noch
andere auf eine ähnliche Idee kommen. Der Punkt hat immerhin einen
Vorteil: Es kann kein Gegner von hinten kommen. Aber ...“
Sie hatten sich geeinigt. Und Martin
hatte eine heimliche Entscheidung getroffen: Er würde Ta zu seine
Kapitänin machen, koste es, was es wolle …
***
Wer jetzt auf den Blick auf die nächsten "Gedichte des Tages" gewartet hat, liegt richtig:
Der Forderung, jeweils eine echte Sinneinheit zu tragen, entspricht zumindest das erste Gedicht nur seeeeehr bedingt:
Slov ant Gali: Senryū Nr. 51
(Man darf sich auch einmal "auf die Schippe nehmen" ...)
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