Montag, 26. August 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1835

Zuerst die vertraute Prosafortsetzung.

Slov ant Gali: Planet der Pondos (40)

... „Nicht schon wieder!“ Jenny verdrehte demonstrativ die Augen und verlie? den Platz, ohne ihr Tablett überhaupt angerührt zu haben. Am Tisch neben der Tür blieb sie stehen. Sie setzte sich so auf einen der Stühle, dass sie das Geschehen am Replikator beobachten konnte.
Dort hatte sich nicht viel verändert. Eines der Mädchen hatte das erste Tablett weggeschoben, seine Bestellung aufgegeben und es war offenbar ein weiteres gleichartiges Tablett in der Luke aufgetaucht. Jenny sah ruhig zu, wie sich das wiederholte und die anderen Mädchen sich zu beschimpfen begannen, als könnte eine von ihnen etwas für den Defekt.
Plötzlich stand Jenny auf und rief den anderen zu: „Was ihr nur habt? Es gibt doch noch mehr Replis im Schiff. Die sollten wir ausprobieren. Was sollen wir denn ohne die Dinger anfangen? Als ahnungslose Buschmänner ohne Werkzeug im Weltall rumirren? Ohne mich! Ich hab Hunger.“
Nach diesen Worten ging sie zur Tür. Wie sie erwartet hatte, rannte der grö?ere Teil der Gruppe hinter ihr her.
Katja, eine sonst stille, grüblerische Brünette war stehen geblieben. Leise sagte sie: „Das ist das Ende. Ich wei? es. Die kriegen überall dasselbe. Wir haben doch keine Ahnung von der Technik hier. Wir werden verhungern, vergammeln, ersticken. Nur eins werden wir nicht: irgendwo ankommen.“
Uljana stand auf und ging zu Katja um den Tisch herum. „Bitte, sei still! Jetzt nur keine Panik! Du gehörst doch zu den Grö?eren. Wir …“ Sie brach ab. Xu-Li hatte ihre Hand genommen. „Wir werden ja sehen. Gehen wir zu mir rüber?“ Keiner rührte sich. Uljana ging zum linken Replikator und sagte ruhig: „Ein Schachspiel. 60 Quadratzentimeter. Holzfiguren.“
Das Ergebnis war ihr schon klar, als das markante Brummen ertönte. Da hatte sie das Tablett mit Apfel, Wasserglas und trockenen Brötchen vor sich. Verlegen drehte sie sich zu den anderen um, die resignierend ihren Versuch verfolgt hatten. Wortlos setzte sie sich zu ihnen an den Tisch. Sah niemanden an.
Aber dann… Alle lauschten. Es klang, als kämen die anderen wieder zurück. Frank stand von seinem Stuhl auf. Sarah drängte sich an Uljana, als stände eine unmittelbare Gefahr im Raum. Hani, eine lockige Blonde, schob jetzt erst ihr Tablett weg. Alle hatten sich zur Vordertür umgedreht. Lärm. Schimpfen. Streit. Die Geräusche kamen näher.
Die Tür ging auf. Jenny stampfte herein. Blieb stehen. Die Mädchen, mit denen sie gerade diskutiert hatte, umringten sie.

„… Mir ist egal, wie oder wer das macht – ich will, dass die Replikatoren repariert werden. Und ihr wollt endlich eure Eltern wieder haben. Ihr habt doch richtige Löcher in die Särge gebohrt mit euren Stielaugen. So dicht dran – wer soll das aushalten?“ Sie machte eine kleine Pause. Einige nickten zustimmend. „Also ohne Technik krepieren alle. Wenn wir jetzt die Alten wecken, haben wir wenigstens eine kleine Chance.“ ...

***

...aber auch die "Gedichte des Tages" werden geplant.

Bei Thomas Reichs Gedicht "Gott haut dir seine Zähne in den Arsch, Pilger" kommt einem in gewisser Weise jeder Vers vertraut vor ... und doch wird ihm ein neuer (Hinter)Sinn untergeschoben. Man muss die Aussage nicht teilen - aber das Gedicht ist eben eines ...
Das kann man von folgendem Statement auch behaupten:

Slov ant Gali: Senryū Nr. 76



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