Slov ant Gali: Jeder gegen jeden (9)
***
Serada hatte die Hauptkarte betrachtet.
Sie hatte gelächelt. So also sollte sich ein künftiger
Rauschiffkommandant auch zurechtfinden können? Was sie da sah, ließ
sich im Kopf in eine 3D-Grafik umwandeln, in der man sich selbst
sehen und bewegen konnte. Die Gedächtnisleistung war vielleicht
etwas groß, wenn eine Störung eintreten sollte. Serada rollte sich
von Deckung zu Deckung. Also sie lief schon aufrecht, aber sie
bemühte sich, immer mit dem Rücken an einer Wand zu bleiben. Ihre
schlanke Gestalt war da sehr hilfreich. An all den Durchgängen des
langen Korridors, die aussahen, als stände der Einbau von
Zwischentüren unmittelbar bevor, konnte sie sich wunderbar in einen
der rechten Winkel davor drücken, ohne, dass sie ein lauernder
Schütze hätte treffen können. So war dieses Spiel wohl auch
gedacht. Und dass sie die eigene Aufregung beherrschen lernten. Die
seltsame Anordnung des unübersichtlichen Gebäudes hatte eine
wesentliche Eigenschaft. Schallwellen breiteten sich weit aus, kamen
aber überall nur verzerrt an. Serada hatte trotzdem nur Augenblicke
gebraucht, um sich an das eigene Schrittgeräusch zu gewöhnen und es
zu dämpfen. Schwerer war schon die Überwindung der Ohrgeräusche.
Die Anspannung ließ sie sofort den eigenen Herzschlag hören.
Wie weit kam man in zehn Minuten in
einem solchen Labyrinth voran? Also wenn man schnell und wenn man
nicht schnell sein wollte? Igor wollte nicht schnell sein, er wollte
ja eigentlich auf sie warten. Aber er hatte die neun, sie die elf.
Also war noch jemand zwischen ihnen. Da lag das Problem. Er hatte
versprochen, ihr Pfeifsignale zu geben. Sie würden das Labyrinth
gemeinsam bestehen. Mal sehen, ob sie dafür disqualifiziert würden.
Das war ihnen beiden nicht als das Entscheidende vorgekommen. Viel
wichtiger war, es zu überstehen. Einzelkämpfer war ja toll, aber
doch nicht das Größte. Sie konnten darüber aber nur diskutieren,
wenn sie praktisch gesiegt hatten. Und erst einmal ergab sich aus
ihrer Absicht ein zusätzliches Problem. Zwischen ihnen jagte noch
jemand seinem Ziel 1 entgegen.
„Kalinka“. Das war der Pfiff! Kein
Gegner da. Stille.
Serada wunderte sich über sich selbst.
Sie war fest überzeugt, die Herkunft des Pfiffes geortet zu haben.
Er war aus dem Durchgang der viertnächsten Wohnung gekommen.
Dazwischen lag noch viel Unübersichtliches. Längst konnte dort
schon ein bewaffneter Kämpfer lauern.
Noch immer Stille. Wollte Ivan sie
foppen oder nur ihr gemeinsames Risiko mindern … oder hatte sie
sich getäuscht?
Serada entschied sich für die erste
Variante. Wenn alle anderen Annahmen richtig waren, …
Wunderbar. Es war zwar nicht der Weg,
de ihr zu ihrem Ziel 1 vorgeschrieben war, aber ein Versuch war es
wert. Serada tauchte in die nächste Wohnung ein. Tatsächlich. Es
war gar kein künstliches Licht, das da indirekt auch dem Gang seine
gedämpfte Helligkeit schuf. Es gab ein Fenster nach draußen. Ehe
Serada weiter übelegt hatte, war sie schon aus dem Fensterloch
gesprungen und ihre Fußsohlen drückten hoch wucherndes Gras zur
Seite. Ein besonnter Hof. Kein Hall. Summen, Zirpen.
In den nächsten vielleicht 200
Sekunden verfluchte Serada innerlich ihre Entscheidung mehrmals. Die
Erfinder dieses Labyrinthkampfes hatten sich um den fußfreundlichen
Boden in der simulieten Bauruine gekümmer; draußen aber lachten
irgendwelche verborgenen Wurzeln auf kleine ahnungslose
Raumschiffkapitänsanwärterinnenfüße, Steine usw. Schmerzhafte
Härten schienen sich auf dem relativ kurzen Stück vorbei an den
unbelegten Wohnungen. Endlich sah Serada Iwans nackten Rücken und
das in Körperhaltung gegossene Gefühl des Mannes, zu wissen, wo und
wie er auf sie zu warten hatte. Immerhin hatte er geduldig gewartet.
Immerhin verkniff er sich jeden Laut, als ihn ein ausgerupfter
Wurzelballen von hinten traf. Immerhin war er ganz offensichtliche
Freude, so eine, wie wenn die ersten Überlebenden eines
Grubenunglücks an die Oberfläche geholt würden.Er hatte sich einen
Kuss verdient. Mochten sich doch die unsichtbaren Beobachter doch
sonstwas denken.
„Deins zuerst.“.
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Diese "Gedichte des Tages" sind jedenfalls morgen zu erwarten:
Wirkt es zu einseitig, wenn zur Zeit die japanische Kurzform dieses Blog beherrscht? Als Ausgleich kann man sich dann eben an drei Senryus erfreuen:
Slov ant Gali: Senryū Nr. 65
Slov ant Gali: Senryū Nr. 66
Slov ant Gali: Senryū Nr. 67
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