Mittwoch, 6. Februar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1644

Von manchen Gedicht-Themen wünschte man, es gäbe sie nicht ... Da die Wirklichkeit sie uns aber aufzwingt, müssen wir etwas draus machen:

Eines der schönsten Gefühle ist es doch, zu erleben, man ist nicht allein im eigenen Bemühen. Auf mein "Wasserweise" hin meldete sich Brunhild Hauschild sofort mit einem "Pendant": "Gifte". Und dessen einiger "Mangel": Es schmeichelt sich mit Reimen ein ... Gemeinsam erreichen wir vielleicht, dass das Gedicht "eine außerirdische studentin liest" Schwarzseherei ohne Wirklichkeitsgehalt bleibt ...


. Über den "Wirklichkeitsgehalt" utopischer Geschichten lässt sich ausgiebig streiten. Wenn man das kann, haben sie ihre Aufgabe schon erfüllt. Wenn sie dann noch spannend oder gefühlvoll wären, ...
Vorsorglich halte ich eine Idee für einen weiteren Roman erst einmal hier fest, obwohl nicht nur der Titel am Schluss ganz anders aussehen könnte. Es scheint nämlich eine große Liebesgeschichte zu werden ...




Slov ant Gali: Der Planet der 1000 Inseln

Das war ein mir verschlossenes Geheimnis. Woran es auch liegen mochte … entscheidend war das Ergebnis. Ich stand allein da. Fast immer und an diesem Morgen. Vorn auf der Bank 2, der Strafbank. Vielleicht war ich nur nicht schnell und entschlossen genug. Hätte ich rennen sollen, als die Tür vom Hof zum Hintereingang der Mandino-Schule freigegeben worden war? Aber wir waren doch die drittälteste Klassenstufe. Wir gehörten schon zu den reifen Schüler, die erhaben auf das junge Gemüse herabblickte, das einander schubsend, laut brüllend und überhaupt sehr kindlich die ehrenwerten Hallen unserer Lerneinrichtung zu stürmen versuchte. Wir demonstrierten Gelassenheit, schlenderten erst dann, als der Druck nachließ, ins Gebäude. Schließlich waren noch 15 Minuten Zeit, die dritte Etage zu ersteigen. Erstmals würden wir Unterricht in der dritten Etage haben – Zeichen der Reife und Erhabenheit. Die Räume dort hießen nicht Klassenzimmer sondern Kabinette. Dabei stellte sich heraus, dass sie genauso groß waren wie die in den unteren Etagen, auch dass in den meisten Stunden der Unterricht die gleiche äußere Form haben würde. Allerdings war die Ausstattung reichhaltiger. Und die Computer standen frei auf den Plätzen. Wir hätten sie schon in der Pause anschalten können. Oder uns die Monitore über die Köpfe schlagen.
Trotzdem. Ich stand noch unsicher ein paar Schritte im Eingang, da hatten sich die Fronten geklärt. Alle Bänke waren belegt, jeder hatte seinen Nachbarn bestimmt. Ja, einige hatten sich sogar noch umentschieden, weil der- oder diejenige, die er / sie an seiner Seite hatte haben wollen, selbst die Wunschbank besetzt und zum Herkommen aufgefordert hatte.
Tino hatte die Schule gewechselt. Der einzige, der neben mir hätte sitzen wollen, gehörte nicht mehr zu uns. Mir blieb nur die unbeliebte Bank 2 vorn in der Mitte, dort, wo dich der Haupttrainer immer im Blick hatte und es dir nichts nutzte, dass noch jemand vor dir saß. Irgendwie ergeben fand ich mich mit meinem Schicksal ab. Ich war hier der Nerd, konnte froh sein über jeden Tag, an dem ich nicht gemobbt wurde. Keine Ahnung warum. Man weiß das ja selbst nie. Es kann sein, dass man keine Freundin hatte, weil man war, wie man war, es konnte aber auch sein, dass man war, wie man war, weil man keine Freundin hatte. Oder eben nur einen Freund wie Tino.
Weil das überall anders ist, muss ich erklären, dass sich die Mandino-Schule zur Gruppe der „Schulen mit alten Werten“ zählte. Meine Mutter hatte mir das schon vor Jahren erklärt. Die Schulen waren insgesamt so angeordnet, dass die Eltern normalerweise immer zwischen verschiedenen Ausrichtungen und Methoden wählen konnten. In den letzten Jahren waren die „Schulen mit alten Werten“ sehr in Mode gekommen. Hier spielte äußere Zur-Schau-Stellung der Wertschätzung von Autorität eine besondere Rolle. Das hieß vieles. Zu Beginn des Unterrichts hieß das vor allem, dass die Schüler an den Plätzen standen, laut grüßten und sich erst dann setzten.
So war das auch diesmal. Wir erhoben uns, als der Haupttrainer aus dem Vorbereitungskabinett trat, sahen nach vorn. So entging uns, also zumindest mir, dass das Co-Trainer die hintere Tür unseres Klassenkabinett öffnete und dass er nicht allein war. Das änderte sich schnell. Noch bevor wir „Guten Morgen!“ gesagt hatten, sahen wir sie. Den Co-Trainer, der je nach spezieller Situation wie ein guter oder schlechter Geist durch die Reihen wanderte und sich gelegentlich Schüler herausgriff, mit denen er bei Unruhe am Platz oder bei Stille und Frontalunterricht im Vorbereitungskabinett unverstandene Teile des aktuellen Unterrichtsstoffes auf seine Weise noch einmal erklärte, und … ein Mädchen.
„... Das ist Mahay. Wundert euch nicht. Sie ist eine Maniane. Mit einem Boot ist sie von ihrer Insel geflohen, weil sie uns kennen lernen wollte. Ihr wird also viel für uns selbstverständliches Wissen fehlen. Also seid besonders nett zu ihr! ...“
Eine der Maniani! Natürlich hatte jeder von uns schon Gerüchte über diese Gemeinschaft gehört. Aber als sicher galt eigentlich nur eines: Das war eine Truppe, die in angeblich freiwilliger totaler Abgeschiedenheit ein an Landwirtschaft orientiertes Leben führte. Und totale Abgeschiedenheit hieß eben, dass die kein Kontaktnetz-Zugänge hatten und angeblich auch keine Bild-Programme empfingen! Brrrr! Wir starrten sie alle an wie ein ausgestopftes Monstertier aus der Urzeit unseres Planeten. Ich muss zugeben, ich starrte noch aus einem anderen Grund. Sie faszinierte mich. Also nicht, dass sie besonders schön gewesen wäre. Im Gegenteil. Sie widersprach geradezu total den Anforderungen, die Mädchen zu entsprechen hatten, die hätten als schön, hübsch oder sexy hätten gelten wollen. Ihr Sommeranzug …
„... Na, die Auswahl ist ja nicht groß. Würden Sie neben Brad Platz nehmen?“
Da ging jene Mahay den kurzen Weg zur 2. Reihe und dann saß sie sozusagen neben mir. Also sie saß schon neben mir, aber eigentlich war ja noch etwas Lücke zwischen uns, wo diverse Anschlüsse für Geräte und die Geräte selbst deponiert waren und warum hätte ich meinen Stuhl an den anderen heranschieben sollen, wo doch bisher der andere frei geblieben war … und was wollte ich eigentlich erzählen?
… Ach ja, der Sommeranzug. ..


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