Donnerstag, 21. Februar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1659


Also ich habe eine klare Interpretation, was Thomas Reich mit seinem Gedicht "Kriegsbeil" meinen könnte. Sollte ich Recht haben, wäre es ein sehr politisches Gedicht mit sehr harter Aussage, wenn auch einer eigentlich traurigen. Das Besondere an Lyrik ist ja aber gerade, dass man den Autor nicht fragen kann, sondern der Künstler einen gefühlsgesteuerten Denkprozess anstößt ... was nur äußerlich wie ein Widerspruch erscheint ...
Was ist das "passende" Gedicht dazu? Also ein wenig dürfte "geschwistergerede" einen Bezug zum Kriegsbeil haben ...

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Die Prosa spielt dagegen in einer Zeit und in einem Raum, in dem das Bild vom Kriegsbeil den intelligenten Wesen wenig sagt:

Slov ant Gali: Der Planet der 1000 Inseln (15)


... Normalerweise werden solche Programme gefahren, wenn man eine Arbeit sucht. Ich wollte möglichst bald ein Quali-Jahr machen.“
Während ich sprach, klickte ich durch das Programm. Trotzdem spürte ich Mahays fragenden Blick und wollte ihrem Einwurf zuvorkommen. „Also weißt du, wir haben auf den meisten Inseln so hoch entwickelte Technik, dass die Mani nur wenig mit eigenen Händen tun müssen. Aber es gibt natürlich Vieles, worauf wir stolz wären, wenn wir das Vertrauen erlangten, als dafür geeignet anerkannt zu sein.“ Ich stockte. Also wenn mich jemand so reden hörte … Im achten Schuljahr sprach man doch nicht so. Ein Glück, dass Co Philos einmal gesagt hat, dass jeder er selbst ist, weil er eben anders ist als alle andern. Wenn besonders viele die Eigenarten toll finden, die du als einzelner hast, dann hast du eben Glück gehabt. Irgendwer auf dem Planeten findet dich immer genau so gut wie du eben bist. Du musst ihn nur finden. Wenn du kein Glück hast, musst du eben länger suchen. Sich aber darum bemühen, so zu sein, wie es gerade besonders viele toll finden, macht aus dir eine Spielfigur, die besonders leicht zu ersetzen ist. Außerdem …
Ich versuchte mich schnell wieder zu konzentrieren. Mahay sah mich auch an, als störte sie überhaupt nicht, wie kompliziert ich sprach. So war ich eben. „Es kann eben nicht jeder Raumschiffe steuern oder Mani operieren oder Metaprogramme weiterentwickeln … Entschuldige, also Steuerungsprogramme, die Fehler in Arbeitsprogrammen finden und korrigieren. Nur so als Beispiel. Da gibt es immer viel mehr Bewerber als Ausbildungsplätze. Da muss man eine Vielzahl an Eignungstests bestehen. Bevor du aber überhaupt für die zugelassen wirst, musst du Argumente haben. Gute Zeugnisse natürlich, aber eben auch Beweise, dass du dich schon für die Gemeinschaft engagiert hast. Nicht, dass du nur kommandieren willst, sondern dass du auch bereit bist, selbst etwas Unangenehmes anzupacken. Das ist ja die andere Seite: Immer gibt es Aufgaben, die aus irgendwelchen Gründen unbeliebt sind. So in der Art von früher, dass keiner das Essgeschirr abwaschen wollte. Da wird dann dran gearbeitet, bis man eine technische Lösung gefunden hat, damit niemand mehr abwaschen muss … Danach aber wollte niemand das dreckige Geschirr ordentlich in die Spülmaschine einräumen. Also haben unsere Vorfahren Roboter entwickelt, die das tun, aber das nächste Unbeliebte lauert schon wieder irgendwo. Irgendwer muss das aber machen, auch dann, wenn es noch keine technische Lösung gibt. Dafür werden die kleinen Helden gebraucht, die sich überwinden und so was machen. Und dann gibt es spannende große Bewährungen, wo man arbeiten muss, weil es an manchen Orten noch gar keine Technik gibt oder es für die, die es gibt, dort zu kalt oder zu heiß ist. Das sind die großen Helden. Wer also Offizier auf einem Raumschiff werden will, muss vor der Ausbildung mehr als ein Jahr Heldenarbeiten übernommen haben. Also er muss nicht, aber warum sollte man ihm einen der wenigen Plätze geben, wenn er keine vollbracht hätte?“
Mahay betrachtete mich so voll Spannung, dass ich immer mehr in Fahrt kam. „Für Heldentaten steht doch der ganze Planet zur Verfügung. Man muss nur etwas finden, was man schafft. Also natürlich werden die Aufgaben zur Pflicht. Aber wer sich das für ihn am besten Geeignete selbst herausgesucht hat, der hat mit seinem Quali-Jahr die Punkte für später und trotzdem etwas gemacht, was ihn nicht anwidert. Man muss es nur finden. Dafür ist mein Programm da. Das filtert alle Heldenangebote auf dem Planeten durch, setzt dort Marker, ich möchte noch mehr Details, und listet mir auf, was ich mir zur Untersuchung aufrufen sollte.“
„Sag mal, bist du nicht für solche Heldentaten zu jung?“
„Nun verpetz mich noch bei meinen Eltern … Du hast ja Recht: Bei vielem habe ich keine Chance. Also Körperkraft, da komm ich nicht durch. Obwohl manchmal auch Sachen dabei sind, da solltest du nicht zu groß und schwer sein. Viele Objekte sind aber sowieso Kombis. Also die Aufgaben, für die große Reife und Erfahrung nötig ist, machen Profis, Supercoaches und die Schweinereien lösen die gefangenen Helden. Wenn in einer Ausschreibung drin steht, dass Schulunterbrecher unerwünscht sind, dann filtert das Programm das sowieso raus. Jetzt aber ist ja alles ganz anders. Jetzt bist du da und da muss ich hier sein. Ist ja noch Zeit zum Held sein. Wenn du alles, was hier wichtig ist, gelernt hast, können wir vielleicht versuchen, ob wir gemeinsam losziehen.“
Plötzlich fehlte mir die Kraft. Also, nachdem ich das Programm deaktiviert hatte, kam es mir vor, als wäre ich eine technische Anlage, der man die Stromzufuhr gekappt hatte. Es lief nur noch ein Notstromaggregat. Mühsam schaffte ich damit, dass wir die Unterrichtsvorbereitung für den nächsten Tag gedeckelt bekamen. Mahay gab sich große Mühe. Bei den meisten Sachen kam es mir aber so vor, als versuchte sie lauter unverstandenes Zeug nachplappern, auswendig, so wie es die Abfrager, also erst einmal ich, hören wollten.
Erst im Einschlafen versetzte mir Mahay noch einen ihrer Schocks. Ich war schon fast weg, da drang ihre Stimme ins Unterbewusstsein.
„Du, Brad, ich glaube, an deiner Stelle hätte ich auch versucht, aus dieser Klasse wegzukommen. Wenn ich dir im Weg bin, … Also ich finde auch noch einen anderen Coach.“ ...




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