Samstag, 9. Februar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1647


Es wäre kein Dichter, wer nicht gelegentlich an der Frage herumknabberte, warum machst du das überhaupt, warum tust du dir das an. Die Antworten sind nie ganz wahr und nie ganz unwahr, sie sind nie ganz die des Autors, aber nie ganz ihm fern. Thomas Reich hat es mit "Um mein Leben" versucht. Ich antworte einmal mit einem erfundenen Wilhelm Busch:
Ich möcht die Illusion behalten,
ich könnte noch die Welt gestalten,
möcht Krätzenackten Kleider weben
mit einem Sinn mein Leben leben.
Aber das ist so eine Sache mit den Illusionen ... Wer eben "am teich" geboren ist, der hofft vielleicht sein Leben lang darf, zum Prinzen geküsst zu werden ...

Keine Illusion ist es aber, dass es jetzt mit einer Romanidee weitergeht:


Slov ant Gali: Der Planet der 1000 Inseln (4)


Natürlich gab es dort auch einige Schwarze Löcher, also Einschlagslöcher unserer Pfeile, die offen geblieben waren. Das Ding …
„Fass mal mit an!“
Meine wunderbare Raumstation wurde in ein „Bergwerk“ abgeschoben, dort, wo eigentlich der Bettkasten meines Bettes hätte sein sollen. Irgendwie platzierte ich die Matratze auf meinem fernen Planeten, also dem grünen Teppich, diesmal so, dass sie sich für ihre eigentliche Funktion eignete. Dann holte ich Bezüge aus dem elterlichen Schlafzimmer, erklärte, großmütig auf mein Klappbett verweisend, „Das ist dein Schlafplatz“ und, mich auf die Matratze werfend: „Hier schlafe ich von jetzt an“, da stand Vater in der Tür.
„Soso ...“, war sein Kommentar.
Fast schwerelos stieß ich mich vom Bett ab, dass ich zum Stehen kam.
„Mahay ist eine Maniane. Ich habe ihr unsere Gastfreundschaft angeboten.“
Und wieder kam nur ein „Soso ...“, so ein mit breitem Grinsgesicht begleitetes.
Da war sie wieder zu, die Tür. Ich setzte mich aufs Bett neben Mahay. Ja, ich ging zurecht davon aus, dass Vater nicht verstanden hatte, was ich hatte sagen wollen. Er wusste ja von so vielen verschiedenen Spielen, in denen ich die spannendsten Rollen übernommen hatte. Wichtige, versteht sich. Es ist eben verdammt kompliziert, ein Mann zu werden, vor allem denen gegenüber, die sich an den Jungen, das Kind gewöhnt hatten. Wie oft war Vater schon auf fremden Planeten begrüßt worden. Warum sollte er diesmal nicht seinen Sohn als Retter und Behüter einer Maniane antreffen? Aber das machte die notwendige offene Aussprache nicht unbedingt einfacher. Und das letzte Wort würde sowieso meine Mutter haben. Der Junge in mir sagte mir, es verbesserte meine Verhandlungsposition, die andere Seite vor vollendete oder zumindest vor vollendet erscheinende Tatsachen zu stellen.
„Wir holen nur noch Mahays restliche Sachen“, rief ich Vater durch die Arbeitszimmertür zu und vor eine eventuelles Antwort stürmten wir schon Hand in Hand nach draußen. Unsere Schulsachen lagen nebeneinander auf meinem Bett …

Die restlichen Sachen waren … na, so Mädchen- und Kinderkram, über die man als werdender Mann nicht spricht und Wechselwäsche, die Mahay auf ihrer Flucht mitgenommen hatte. Ihre Flucht stellte sich dabei als eine Art Verbannung heraus. Sie bestand also aus dem entscheidenden Wort „Na, dann geh ...“ Ihre Eltern hatten ihr das Nötigste für den Weg mitgegeben. Darunter befanden sich auch Kleidungsstücke. Als die Wohngemeinschaft sie aufnahm, waren die anderen als erstes über dieses Zeug hergezogen. Mahay fiele damit nur auf. Und dann wurde ich innerlich ganz stolz auf mich, wie gut ich in der Schule beobachtet hatte: Das, was man ihr dann gegeben hatte, damit sie modisch angepasst herumlaufen konnte, hatte sie tatsächlich gejuckt und gescheuert. Ob sie sich wenigstens bei mir bequem anziehen dürfe wie zuhause, fragte sie demzufolge mitten in ihre Erzählung hinein.
„Na, solange du hier das Zimmer mit mir teilst, bist du ja wohl zuhause.“
Wieder geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Mahay sagte „Danke!“ und streifte ihren Anzug ab wie eine Fessel, dann die Unterwäsche und dann, wirklich dann erst fragte sie, wo denn das Bad sei, vielleicht sollte sie sich zuerst waschen, bevor sie in ihr Weiches stiege.
Von so nahem hatte ich noch nie ein Mädchen nackt gesehen. Dann noch so eines! Also ich fühlte mich da schon als Mann und das brachte viele Probleme. Das komplizierteste war das Gucken. ...



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