Montag, 18. Februar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1656

Wer Gunda Jaron kennt, weiß, dass sie sich mit Liebe und Freundschaft lyrisch auseinandersetzt - im Guten wie im grimmig Bösen. "Wärst du mir ..." ist Titel und Anfang des Gedichts zugleich ... Ob sich das mit dem Endzeit-Biologie-Gedicht "der Elefant" verbinden lässt?

Auf jeden Fall verbinden wir den Ausblick auf die nächsten Gedichte des Tages mit einer Prosafolge:



Slov ant Gali: Der Planet der 1000 Inseln (12)


... Arme Flüchtlinge. Da dachten die vielleicht, sie wären ihrer Kunst-Vorzeit entkommen und würden dafür zu lebenden Museumsstücken.
Als die Verstärkung auf dem „Leuchtturm“ eintraf, verriet Parhatmo seine Gedanken nicht. Das Boot musste inzwischen schon fast den Strand erreicht haben. Ohne sich weiter mit den anderen aufzuhalten, rannte er nach draußen, den Fremden entgegen, dem Wind, diesem wunderbaren salzgeruchgetränkten Wind entgegen.
Zwischen der Wächterstation, die alle „Leuchtturm“ nannten, obwohl dort nie mehr leuchtete als das Licht in einer x-beliebigen Unterkunft, und der Stelle, an der das Boot aller Voraussicht nach landen würde, lag eine Landzunge. Parhatmo war schnell außer Atem. Die Krallengräser machten ihm zu schaffen, weil er nicht den Umweg bis zu einem der offiziellen Pfade hatte laufen wollen. Krallengräser aber schlossen sich zu dichten Teppichen zusammen – mit ihrem Wurzelwerk genauso wie mit den Krallentrieben. Die beschuhten Füße des alten Mannes verwechselten sie sozusagen mit einem der wenigen Halt gebenden Windflüchter-Bäume. So brauchte Parhatmo länger als gedacht, bis er mit dem Fernglas die Wasseroberfläche absuchen konnte.
Und dann … Welch Schreck! Die Position des Bootes entsprach fast der aus den Bildschirmdaten errechneten. Aber die Spitze zeigte in Richtung offene See und es waren nur zwei Mari darin zu erkennen, die offenbar ruderten, als würden sie von einem Riesencondus verfolgt. Die wollten gar nicht gerettet werden. Parhatmo setzte schon zur Zwischenmeldung per Handfon an, da sah er die Gestalt am Strand.
Ein Mädchen! Aus der Ferne war das vor allem an ihrer sonderbaren Kleidung zu erkennen. Also zu Parhatmos Jugendzeit waren die Mädchen zeitweise in Kleidern herumgelaufen. Inzwischen waren die Windgleiteranzüge die bevorzugte Kleidung für beide Geschlechter. Sie lagen hauteng an und wärmten durch eine eingearbeitete Kunststoffmodifikation. Nein, Parhatmo machte diesen Modekram nicht mehr mit. Seine Wetterjacke hielt nicht nur ähnlich warm wie dieses Zeug, sie simulierte auch einen Respekt einflößenden breiten Oberkörper. Dieses Mädchen aber … Je näher Parhatmo kam, umso deutlicher erkannte er, dass es erbärmlich fror. Offenbar hatte es zuvor mitgerundert und sich dadurch warm gehalten. Warum es nun, erschöpft wie es offensichtlich war, nichts über dieses weite weiße Ding zog, war nicht zu erkennen. Unmittelbar neben ihr lag ein großer Seesack.
Gerade in dem Augenblick, als Parhatmo sie erreichte, sackte sie in sich zusammen.
...



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