Sonntag, 17. Februar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1655


Hallo, Slov,
habe da auch schon drüber nachgedacht, anbei mein "Freundschaften im Wechsel". Ist nicht ganz so schön wie Gundas "Wie dein Atem".
Hast Du schon über Pferdefleisch gedichtet? Als wenn Du letzte Woche den Skandal gerochen hast, mein "Gifte" ist doch noch hochaktuell!.
So stelle ich mir ein Lyrikblog vor. Brunhild Hauschild lässt sich von anderen anregen, regt an, gräbt aus - wir sind eben eine kleine Gemeinschaft ...
Um aber auf Brunhilds Frage einzugehen: Nein, ein Pferd habe ich noch nicht in einem Gedicht verwurstet, aber vielleicht passt dieses Tier auch zum Thema:
Rhino


. Damit sind wir ja fast vorbereitet auf exotischere Welten, die unsere Betrugsgesellschaft hinter sich gelassen haben:

Slov ant Gali: Der Planet der 1000 Inseln (11)


Die Schwimmer?! Die hatten in ihren Anzügen einen Safer. Schon vor Schulbeginn trainierten die Kinder einen Schwimmstil, bei dem die Position dieses Safers am Körper – er klemmte in Höhe des mittleren Rückenwirbels – nie 80 Zentimeter oder mehr unter die Wasseroberfläche geriet. Stellte der Safer länger als 30 Sekunden einen entsprechenden Druck fest, so aktivierte er ein Notfallprogramm. Alle Küstenlinien hatten angepasste Sicherheitsbereiche, aus denen normalerweise nicht herausgeschwommen wurde.
Deshalb …
Deshalb konnte eigentlich diese punktförmige rote Markierung auf dem Hauptschirm nicht sein. Alle Systeme zur Kontaktaufnahme bestritten, dass dort etwas war. Alle Systeme zur Objektüberwachung bestätigten, dass sich dort ein künstliches Objekt bewegte. Parhatmo hatte längst seine Grundhaltung verändert. Von der sicheren Halbschläfrigkeit eines ereignislosen selbst gewählten Wachdienstes auf innere Alarmbereitschaft. Parhatmo fixierte den Punkt auf Bildschirm A. Analyseprogramm.
Die Daten erschütterten ihn. Demnach handelte es sich bei dem Objekt um ein Boot ohne Motor. Auf ihm befanden sich drei Mari mit intakten Körperfunktionen. Die Systeme erkannten keine Identität aus Suma. Es lag aber auch keine Meldung der Inseln im System vor. Parhatmo war stolz auf sein logische Folgerungsvermögen. Die vorliegenden Daten ließen dann noch fünf Schlüsse zu. Die unwahrscheinlichste war die Wasserung eines Raumflugkörpers und dass Überlebende auf Hilfe hofften. Nur wenig wahrscheinlicher war ein Systemfehler. Der wäre sicher vorstellbar gewesen auf Bildschirm A oder einem anderen einzelnen Teilsystem, nicht aber im Zusammenspiel der Überwachungssysteme, sprich, ein Fehler hätte es sein können, wenn ein System ein Boot, ein anderes nichts angezeigt hätte. Blieb ein Scherz der Programmierer. Der hätte allerdings eines sehr großen Aufwandes bedurft, um drei Systeme so überzeugend zu koordinieren. Dafür war sein Strandabschnitt nicht wichtig genug. Aber immerhin war Toyo bei der Übergabe der Schicht besonders fröhlich gewesen. Das Ganze konnte auch eine Übung sein. Allerdings wurden die Einzelwärter normalerweise nur für Punkte getestet. Er, Parhatmo, war viel zu alt, um noch in ein Auszeichnungsprogramm aufgenommen zu werden. Aber wenn die meinten, sie könnten ihm beweisen, er löste keine Probleme mehr, dann hatten sie sich getäuscht. Er wusste um das korrekte Reagieren. Er würde Aktivität gelb in der Notfallzentrale des Rates auslösen. Er war dann zu regelmäßigen Änderungsmeldungen verpflichtet, hatte aber bereits einen festen Partner in der Zentrale und die schickte ihm ein Verstärkungsteam mit Sanitäter. Sollte da wirklich ein Schabernack dahinter stecken, dann erginge es dem Witzbold schlecht. Nach ihm würde nicht nur offiziell durch Ratsbeschluss gefahndet, er musste mit interner Verfolgung durch die Wärtergilde rechnen und geriete er in deren Hände, würde er sich wünschen, zuerst von den Ratsfahndern gefunden worden zu sein. Die Sicherheit der Mari war heilig. Wächter wurden einfach nicht bei ihrer Pflichterfüllung behindert.
Es gab aber eben noch Variante fünf. Nachdem Parhatmo seine Meldung gemacht, also die Verantwortung nicht mehr allein zu tragen hatte, aktivierte er den Großflächenplan mit Bewegungsprognosen. Tatsächlich. Möglich wäre es gewesen. Abgetrieben vom leichten Sturm letzte Nacht, dazu die normale Drift … Die drei Mari konnten tatsächlich von der Insel Ma gekommen sein. Der Insel jener Emigranten, die sich lange vor seiner Zeit eine Insel ausbedungen hatten, um ein Leben nach so eigenartigen Normen zu führen, dass es bei Kontakt mit Nachbarn nicht möglich gewesen wäre. Bewusster Verzicht auf alle Technik und Geräte, die nicht die natürliche Umgebung lieferte, überhaupt alles Unnatürliche. Parhatmo konnte sich nichts darunter vorstellen. Wahrscheinlich waren diese Mari zu bedauern. Er wäre dort sicher schon vor vielen Generationen gestorben. Aber nun … also vielleicht waren welche von dort geflüchtet? Oder …? Wahrscheinlich waren deren Gehirne längst verkümmert. Die wussten doch bestimmt nicht mehr, dass es außer ihrer noch andere Inseln gab. Was von dort entkäme, würde zum Objekt einer Forschung, die aufzeigen möchte, wie bestimmte Formen der Kommunikation das Wesen der Mari veränderte. Arme Flüchtlinge. Da dachten die vielleicht, sie wären ihrer Kunst-Vorzeit entkommen und würden dafür zu lebenden Museumsstücken. ...



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