Dienstag, 5. Februar 2013

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1643


Thomas Reich weckt mit seinem Gedicht-Titel eine bestimmte Erwartung: "Ein Ring sie zu knechten" - also ich zumindest hätte dahinter eine feministische Dichtung erwartet. Nein, ich verrate nicht, ob diese Erwartung erfüllt wird, nur, dass im Text Friedrich Schillers "Wilhelm Tell" einen Inspirationspfeil abgeschossen hat ... 
Weiter mit dem Weg "Voran zur Natur": "Wasserweise"




Soweit die morgigen Gedichte des Tages.
Es folgt ein weiteres Stück Leseprobe aus "Die sieben Kugeln", nämlich der Schluss des Schlacht-Kapitels ... :


... Noch während die Medien die Invasoren sicher gefangen glaubten, organisierten sich diese neu. Einzelne Sikrobengruppen ballten sich zu riesigen Würmern zusammen. Die bohrten sich durch kleine Röhren im Boden unter ihren Angreifern hindurch. Selbst die auf dem verfestigten Silit gelandeten Tröpfchen gruppierten sich zu solchen extrem dün­nen, aber langen Bohrwürmern. Dass der Ätzerkessel so deutlich sichtbar implodierte, war zumindest teilweise Folge dieser Flucht in die Tiefe. Warum die Wände der schmalen silizierten Gänge so fest wurden, dass sie nicht von den darüberliegenden Erdschichten eingedrückt wurden, würde wohl ewig ein Geheimnis bleiben. Der Haupt­grund war wohl ihr geringer Durchmesser. Auf diese Weise überwanden die Sikroben auf jeden Fall eine Strecke von wesentlich mehr als einem Kilometer. Das dauerte über eine Stunde. Nach dem Wiederauftauchen an der Erdoberfläche gruppierten sich die Sikrobenwürmer wieder in ihrer normalen Tropfenform, um rundum neu auf Nahrungssuche zu gehen.
Kaum hatten weltweit die meisten Menschen die Siegesmeldungen über die fremdartige Invasion je nach Temperament mit Aufatmen oder Freudentaumel quittiert, wurden die ersten neuen Sikrobenkränze beobachtet. Plötzlich steckte der Kessel, den die Men­schen geschaffen hatten, in einem wesentlich größeren der Ätzer. Nur dass jetzt auch die meisten Energiereserven der weltraumgestützten Waffen aufgebraucht waren und niemand sagen konnte, welche Gebiete man nun hätte wegradieren müssen.
In einer Zeit von Kriegen und Katastrophen waren die Zuschauer an den Bildschirmen abgehärtet. Tod und Vernichtung erschienen ihnen normal, aber immer weit weg und kontrolliert. Leute, die das Ende der Menschheit vorhergesagt hatten, hatte es zu allen Zeiten gegeben. Spinner und Schwarzseher eben. Klar waren es diesmal mehr. Die Sekten schossen wie Pilze aus der Nährlösung. Aber wozu gab es die Wissenschaft? Man würde schon rechtzeitig eine Lösung finden. Je weiter Berlin entfernt lag, desto mehr hatten die Fernsehzuschauer die Ereignisse bisher nur mit dem Schauder der Dauer-Voyeure verfolgt. Nun wurde es plötzlich selbst in weit entfernten Orten wie Madrid oder Moskau schwer, das öffentliche Leben aufrechtzuerhalten. Es sah wirklich so aus, als wäre das Problem zu kompliziert für die Menschheit. Sollte man nicht besser abhauen in eine Weltgegend, die so weit wie möglich weg von Berlin lag und wenigstens sich noch ein paar schöne Tage machen?
Innerhalb von zwei Tagen wurde ein vom Umfang her alles bisher Dagewesene überstei­gendes Europäisches Notforschungsprogramm beschlossen. Alle Forschungs­einrichtungen, unabhängig von ihrer bisherigen Ausrichtung, wurden bis zur tatsäch­lichen Eindämmung der Gefahr Einrichtungen unterstellt, die bereits an den Sikroben forschten. Der Europäische Forschungsrat in Paris wurde ermächtigt, notfalls erforderliche Geräte zu konfiszieren. Außerdem wurde ein Forschungspreis ausge­schrieben. Eine Milliarde Euro bekämen die Entdecker eines die Sikroben stoppenden Mittels. Der Preis sollte anteilig gewährt werden, wenn mehrere Teams am Erfolg beteiligt wären. Zumindest auf dem Papier war man ungeheuer schnell vorangekommen. ...



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