Ich gestehe es offen ein: Ich beneide alle die, die aktuelle Ereignisse in eine künstlerische Form gießen können und es kommt richtig Kunst dabei heraus. Leider ist die Zahl derer, die diese Meisterschaft beherrschen klein. Entweder sind sie aktuell oder künstlerisch gelungen, diese Werke. Ich habe mich dran versucht und ... das Ergebnis ist ... aktuell ...
Dafür reist der Fortsetzungsroman auch in eine ferne Welt und Zeit:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (134)
Ein
logistisches Abenteuer begann. Im Hinterraum der Küche standen vier
Robbis am Replikator. Der Einfachheit halber hatte ich zuvor gleich
mit heißer Kartoffelsuppe gefüllte Tröge repliziert. Zwei Robbis
schleppten sie vor in die Küche, dazu Teller und Löffel. Immer
wieder neue. Was hätte ich anderes tun sollen? Immerhin lebten noch
ungefähr dreitausend Frauen in der Stadt. Sie mussten helfen, die
Tröge, die ja wegen ihrer geringen Größe nicht allzu schwer waren,
aufs Feld zu schaffen.
Es
gehörte einiger Mut bei den Frauen dazu, vor allem bei den ersten.
Da begleiteten dreißig von ihnen einen Trog. Eine kellte in Teller,
die andere hinhielten. Allmählich begriffen die Soldaten, dass die
Suppe wirklich für sie war. Die Überraschung war doppelt, als sie
bemerkten, wie viel Fleisch sie enthielt.
Die
Sorge, die ausgehungerten Männer könnten einfach über die Frauen
herfallen, erwies sich als unbegründet – zumindest in dieser
Situation. Den ganzen Abend lang lief die ungewöhnliche Speisung.
Das Einzige, was mir wachsende Sorgen bereitete, war die Anzeige der
Energiereserven. Die Fütterung verhinderte die Ersatzproduktion von
Waffen. Dieses Risiko ging ich aber bewusst ein. Einen Sturmangriff
hätten wir wahrscheinlich auch mit einsatzbereiten Waffen nicht
überstanden. Wir mussten also darauf setzen, dass die Soldaten uns
für überlegen hielten – und sei es aus unbegreiflichen Gründen.
Je mehr Tröge angeschleppt worden waren, umso mehr beruhigte sich
die Lage. In Ermangelung der gewohnten Befehle gehorchten die
Soldaten meinen Marketenderinnen.
Aber
um ehrlich zu sein: Es war schon ein grausiger Anblick, als die
Soldatenmassen sich dann in der Dunkelheit einfach auf den Boden
legten, teilweise aneinander, vielleicht neben Leichen, bestimmt
nicht weit von ihren eigenen Ausscheidungen.
Im
Schutz der Dunkelheit, teilweise begleitet von demonstrativ das Feld
bestreichenden Scheinwerferkegeln, zogen sich alle meine Reste, vor
allem die Fahrzeuge, hinter die Stadtmauerlinie zurück. Ich gab
Aufputschpillen aus. Männer, Frauen und Kinder mussten ein
Wunderwerk vollbringen. Mit den letzten Energiereserven wurden
Mauerstecksteine repliziert. Meine Saks schleppten, was das Zeug
hielt. An der Mauerlinie leisteten sie sich ein Kinderspiel: Sie
bauten die Mauer wieder auf aus eben ineinandergefügten
Leichtbausteinen. Nicht verfugt und so, logisch. Bereits mit einem
Vorschlaghammer durch einen einzelnen Mann zu Einsturz zu bringen …
Aber das sah man dem Bauwerk nicht an. Wichtig war nur eines: Wenn
die Soldaten am Morgen aufwachten, mussten sie das Gefühl haben, ein
Wunder zu erleben. Den anderen Teil Wunder vollbrachten die
Bulldozer. Sie schoben die Haufen von Waffenmüll und von den Robbis
gefundenen Leichen während der Nacht zusammen und bedeckten sie mit
Erde. Natürlich nächtens ohne Geräuschverstärkung. An der Stelle,
an der sich die Offiziere hätten sammeln sollen, entstand notdürftig
ein Schuttberg....
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