Es gibt verschiedene Methoden, ein wirksames Gedicht zu bauen. Eine ist, ein Klischee zu nutzen, es am Grat entlangbalancieren zu lassen ... und dann das nach Klischee zu Erwartende umzukehren, die scheinbar aufgebaute (z. B. süßliche) Stimmung zu brechen. Eine Meisterin dieser Methode ist sicherGunda Jaron. Mit "Wir im Meer" liefert sie ein weiteres Beispiel. Die Gefahr der Methode: Der Kenner erwartet nach einer Weile stets die unerwartete Wendung am Schluss ...
Mit welchem Alt-Bonbon könnte das eine hier runde Sache werden? Ich schlage "liebe ist quatsch" vor ... das Motto ist natürlich von bitterem Ernst ...
Dann folgt die nächste Fortsetzung des Romanprojekts ... ohne Motto:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (156)
... Beklemmungen
… Mit dem Abzug der meisten Erwachsenen blieb eine Republik der
Kinder übrig. Die Zeit der Mutproben begann. War es nicht schon eine
Mutprobe für sich, sich jenem überdimensionalen Gebilde aus kaltem
Metall überhaupt zu nähern? Es gar zu berühren? Hätte es nicht
schon einige große Mädchen und junge Frauen gegeben, die da einfach
hochstiegen, irgendwohin griffen und dann brummte und vibrierte solch
ein Wesen und bewegte sich wie ein Tier ... Aber die Mädchen da oben
brachten es mit ähnlichen Griffen auch wieder zum Stehen und
Schweigen, leichter als jedes störrische Reittier!
Es
dauerte lange, bis wenigstens ein paar Kinder erste technische
Zusammenhänge zu verstehen begannen, sie sich mit dem Gedanken
anfreundeten, dass hier nichts mit Zauberei oder so zu tun hatte.
Aber da war es längst eine große Auszeichnung, selbst auf so etwas
zu sitzen. Trotzdem gab es inzwischen Jungen, die versteckten ihre
Angst hinter der Formel, das sei etwas für Mädchen.
Immerhin
gab es schon nach zwei Wochen ein riesiges Feld, das durch die Arbeit
der Kinder maschinell umgegraben worden war. Lange Furchen durchzogen
es. Eine Woche danach war Getreide ausgesät. Es wurde aber noch viel
mehr ausgesät, Pflanzen, die die Kinder noch nicht kannten. Andere
wurden als Pflänzchen in die Erde eingebracht. Bei der Masse an
Wundern, die den Kindern fast stündlich begegnete, übersahen sie
glücklicherweise das eine große: Woher die vielen Pflänzchen und
Körner kamen.
Ich
könnte dir bestimmt tagelang Anekdoten erzählen, was allein in
diesen ersten drei Wochen alles passierte. Ich hatte einen Anbauplan
vorbereitet, der ganze fünf Wochen Bodenbearbeitung vorsah. Und so
nebenbei bekamen die einzelnen Gruppen Verantwortung für ein Stück
Feld, einzelne Beete, bestimmte Pflanzen. Und weil alles so groß war
und so dicht beieinander, musste alles beschriftet werden … und
plötzlich erschloss sich der Sinn von etwas Unheimlichem, geheimen
Zeichen, die Buchstaben hießen und die halfen, an eine Sache
erinnert zu werden, ohne dass man direkt davon erzählte oder sie
sah. Andere lasen beim selben Zeichen denselben Buchstaben, verbanden
damit dieselben Wörter, dieselbe Bedeutung.
Wie
im Märchen. Ich strich durch die vielen Unterrichtsräume und
draußen von Gruppe zu Gruppe, und es war viel spannender als eine
Schlacht zu leiten, bei der nachher die meisten der Beteiligten nicht
mehr lebten. Was würden das für Wesen werden, die das hier alles
überstanden? Es war faszinierend. Ende ungewiss. Nur eines war
sicher: Solche Saks wie die seit unzähligen Generationen bisher
wären es wohl nicht. ...
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