Donnerstag, 16. August 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1485

Wenn bestimmte Temperaturgrenzen überschritten sind, schaltet zumindest mein Gehirn auf Siestamodus. Was soll ich machen? Eigentlich kann ich froh sein, nicht jedesmal neu ein Gerüst für dieses Journal erfinden zu müssen, sondern zu sagen, "man" hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass zuerst die künftigen "Gedichte des Tages" präsentiert werden und danach folgt die nächste Folge des SF-Roman-Manuskriptprojekts (zum Wetter "passend" mit Schneesturm) - und weil kommt, was erwartet wurde, ist hoffentlich niemand enttäuscht:


Vor lauter Hitze draußen fiel mir nichts Lyrisch-Kreatives ein. Insofern bin ich froh, zwei hochgetunte "beinahe-Liebe"-Gedichte aus dem Keller holen zu können. Ob sich dieses Wetter gestern auch auf den "Friedrichshainer Autorenkreis" ausgewirkt hat?




Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (145)


... Nun ging es um den Plan der Räume. Ich erinnerte mich noch gut an das verwirrte Staunen des Soldaten bei der Befragung in Fredville, der miterlebte, wie ein Robbi seine Erzählung in ein Computerbild verwandelte. Er schien ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen zu besitzen und seine Bemerkungen veränderten unmittelbar das dreidimensionale Bild auf der Projektionsfläche. Ich hatte ihm so einen schockierenden Blick auf meine Möglichkeiten gegönnt, die er fantasievoll ausgeschmückt seinen Kameraden hatte weitergeben sollen. Jedenfalls hatte ich nun eben jenes Bild als Hilfe im Kopf, um zum Thronsaal zu gelangen. Es vergingen nur wenige Minuten, dann saß ich auf dem Thron. Als drei Robbis den machtlosen Herrscher in einem albernen Rüschennachthemd anschleppten, hatte ich bereits dessen Amtskette umgelegt. Für jedes tributpflichtige Vasallenreich ein funkelnder Edelstein darauf – ein schweres Stück. Der Chrustino musste aus tiefem Schlaf gerissen worden sein. Er sah sich mit einem flackernden Blick um, als wollte er begreifen, wie ein Albtraum derart lebhafte Illusionen zu Stande brachte.
Ihr wart der wievielte Chrustino? Na, egal. Jetzt seid Ihr es nicht mehr. Meine Männer werden Euch einen Platz im Kerker frei machen. Danach sehen wir weiter.“
Nachdem der Mann herausgeschafft worden war, sagte ich laut zu den Umstehenden: „So. Ihr habt heute noch zwei Aufgaben: Verfrachtet alle Anhänger des alten Herrschers in den Kerker und sucht euch Plätze zum Übernachten.“
Ich kann wirklich nicht mehr sagen, ob mir klar war, was ich damit anrichtete, ob ich wirklich nur daran dachte, dass uns allen der Frost der vergangenen Tage in den Knochen steckte. Auf jeden Fall schwärmten die Saks meiner Söldnerarmee im Palast aus. Mit überwältigten Edelfrauen vertrieben sie die Gedanken an Vergangenes, mehr als die Hälfte der Höflinge schaffte es nicht lebendig bis in den Kerker.
Draußen wollte der Schneesturm nicht enden. ...




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