Vor lauter Hitze draußen fiel mir nichts Lyrisch-Kreatives ein. Insofern bin ich froh, zwei hochgetunte "beinahe-Liebe"-Gedichte aus dem Keller holen zu können. Ob sich dieses Wetter gestern auch auf den "Friedrichshainer Autorenkreis" ausgewirkt hat?
"NARBLOS"
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (145)
... Nun
ging es um den Plan der Räume. Ich erinnerte mich noch gut an das
verwirrte Staunen des Soldaten bei der Befragung in Fredville, der
miterlebte, wie ein Robbi seine Erzählung in ein Computerbild
verwandelte. Er schien ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen zu
besitzen und seine Bemerkungen veränderten unmittelbar das
dreidimensionale Bild auf der Projektionsfläche. Ich hatte ihm so
einen schockierenden Blick auf meine Möglichkeiten gegönnt, die er
fantasievoll ausgeschmückt seinen Kameraden hatte weitergeben
sollen. Jedenfalls hatte ich nun eben jenes Bild als Hilfe im Kopf,
um zum Thronsaal zu gelangen. Es vergingen nur wenige Minuten, dann
saß ich auf dem Thron. Als drei Robbis den machtlosen Herrscher in
einem albernen Rüschennachthemd anschleppten, hatte ich bereits
dessen Amtskette umgelegt. Für jedes tributpflichtige Vasallenreich
ein funkelnder Edelstein darauf – ein schweres Stück. Der
Chrustino musste aus tiefem Schlaf gerissen worden sein. Er sah sich
mit einem flackernden Blick um, als wollte er begreifen, wie ein
Albtraum derart lebhafte Illusionen zu Stande brachte.
„Ihr
wart der wievielte Chrustino? Na, egal. Jetzt seid Ihr es nicht mehr.
Meine Männer werden Euch einen Platz im Kerker frei machen. Danach
sehen wir weiter.“
Nachdem
der Mann herausgeschafft worden war, sagte ich laut zu den
Umstehenden: „So. Ihr habt heute noch zwei Aufgaben: Verfrachtet
alle Anhänger des alten Herrschers in den Kerker und sucht euch
Plätze zum Übernachten.“
Ich
kann wirklich nicht mehr sagen, ob mir klar war, was ich damit
anrichtete, ob ich wirklich nur daran dachte, dass uns allen der
Frost der vergangenen Tage in den Knochen steckte. Auf jeden Fall
schwärmten die Saks meiner Söldnerarmee im Palast aus. Mit
überwältigten Edelfrauen vertrieben sie die Gedanken an
Vergangenes, mehr als die Hälfte der Höflinge schaffte es nicht
lebendig bis in den Kerker.
Draußen
wollte der Schneesturm nicht enden. ...
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