Das Stichwort gibt diesmal Sebastian Deya vor: "Großes Kino". Während er aber die Bühne Welt vor Augen hat, stürzt mein "angebot" dann auf die profan-schmalzige Liebesebene ab ...
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (153)
... Das
Mädchen gehörte zu den wenigen größeren, die ich nur wenig selbst
unterrichtet hatte. Sie war im letzten Herbst mit ihren Eltern aus
einer der entfernten Siedlungen gekommen. Sie hatte pflichtgemäß am
Unterricht in der Schule teilgenommen, war
mir sogar aufgefallen dabei, aber eher durch ihre Zurückhaltung.
Ihre Haut war noch einen Hauch dunkler als die der anderen, ihre Nase
war im Verhältnis zum etwas länglicheren, zarten Gesicht und dem
schmächtigen Körper massiv dominant. Eigentlich waren nur ihre
Augen noch auffälliger – fast riesig unter den buschigen Brauen.
Und Locken hatte sie, Locken … also … Aber lassen wir das. Ich
bestaunte sie, wie sie zusammen mit einer jüngeren Schwester über
den Hof schritt, wie sie Essensberge schleppte, unter denen sie
eigentlich im Boden hätte einsinken müssen. Den ganzen Tag
beobachtete ich sie. Ich bedauerte, dass ich nicht in allen
Wohnhäusern Kameras installiert hatte. Aber sie kam mehrmals heraus
und aus dem, was ich dabei beobachtete, reimte ich mir ihre
Geschichte zusammen. Zumindest ihr Vater war wohl während der
Belagerung umgekommen. Entweder war ihre Mutter krank oder auch nicht
da oder ein Geschwisterteil war krank. Jedenfalls lief sie mehrmals
durch die Straßen, um etwas zu besorgen.
Endlich,
im abendlichen Dämmerlicht, stand sie allein draußen. Ich sah sie
Luft holen, malte mir aus, dass sie sich einen kleinen Moment von den
Verpflichtungen als Ersatzmutter und -vater erholen wollte,
wahrscheinlich hatte sie gerade Streicheleinheiten verteilt, und
gleich würde sie wieder reingehen, denn es war ein noch sehr kühler
Frühlingsabend. Da rannte ich zu ihrem Haus, um sie noch draußen
abzupassen. Wahrscheinlich haben mich mehrere Saks gesehen, aber
ihren Augen nicht getraut. Ich musste ihnen ja schon wegen meines für
Saksverhältnisse erschreckenden Riesenwuchses auffallen, aber ich
war doch weit weg.
Die
kommenden Minuten … Nein, sie sind nichts für deine Fantasie. Es
muss dir reichen, dass Schamoui mich hat alles machen
lassen. Kein Widerstand. Keine Geste. Nichts. Als ich mich nach dem
Moment von ihr löste, war da jener Blick, der so tief war, wie ich
es nie erzählen könnte. Neben mir lag ein Mädchen, das
ich, nein, das vorher schon ein Schicksal, zu dem leider auch ich
gehörte, zur Frau gemacht hatte. Ich schob meinen
linken Arm unter ihren Kopf, zog ihn an meine Brust. Weißt du, in
dem Moment dachte ich daran, dass es eine starke Brust war und ein
starker Arm, und ihre Locken kitzelten meine Haut und ich fühlte
mich so wohl, dass ich augenblicklich einschlief.
Später
habe ich Schamoui einmal gefragt, ob ich da nicht in Gefahr gewesen
wäre. Sie hätte aufstehen können, ein Messer holen und es mir
zwischen die ach so starken Rippen stechen. Mit Worten hat sie mir
nie geantwortet, nur mit einem Blick, mit dem sie mir sagte, wie
wenig ich doch von ihr verstand.
...
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