Dienstag, 7. August 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1476




Das heutige Journal beginnt mit dem Ausblick auf stammgastlastige "Gedichte des Tages":


Ganz aktuell: Sebastian Deya. Obwohl sich die brennende Aktualität hinter einer durch permanente Abnutzung abgekühlten Propagandaphrase verbirgt: "Bürgerkrieg gegen den Terror" ... Oops?! Da ist ja auch Deya drin ...
Und Thomas Reich zum zweiten ... Hier fände ich Lesermeinungen interessant, die zustimmen oder ablehnen, dass der Autor die Aufgabe der "Schlafschafe", Milch zu geben so heraushebt ... sie bei ihm also ungeschoren davonkommen. (Wenn es auch verunsichert, so ist es doch nicht FALSCH.)


Langsam geht es voran mit dem utopischen Roman, der Wandel zum "Machthaber" gewinnt Konturen:

Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (136)


... Ich holte drei weitere Robbis in die Überwachungszentrale. Waren die Menschen wie Saks in allen komplexen kreativen Denkaufgaben unterlegen, so konnte man ihnen auf dem Monitor einmal 60 Männer inmitten von 30000 anderen zeigen, sie würden alle an der Essensausgabe wiedererkennen.
Inzwischen hatte ich zwischen den Soldatenmassen genügend Saks ausgemacht, die in der für sie belastenden Situation Umsicht zeigten und im Kreis der anderen auch ohne Offiziersrang Autorität besaßen. Die waren meine ersten Ziele.

Den an der Schlange Wartenden fielen die drei Robbis zuerst nicht sonderlich auf. Die lungerten draußen an der Stadtmauer herum, als warteten sie auf etwas. Erst in dem Moment, in dem sie auf eine Gruppe zukamen und den Ersten baten, mitzukommen und ihm dabei eine Art schwarzen Sack über den Kopf zogen, kam Unruhe auf. Für die folgenden Aktionen schickte ich mehr Robbis nach draußen. Ich sorgte mich wenig um sie. Sie waren nicht nur bewaffnet, sie waren auch den Saks körperlich haushoch überlegen. Andererseits war für die Kriegsgefangenen … ich nenne die Saks einmal so, auch wenn das natürlich ziemlich albern ist … war es also für die anderen nicht nachvollziehbar, warum da wer herausgegriffen wurde. Ihnen mussten die Aktionen willkürlich erscheinen – ich allerdings hoffte, sie genau der Köpfe zu berauben, die einen geordneten Angriff der Massen hätten anführen können.
Was die Säcke sollten? Na, keiner der Männer sollte Schlussfolgerungen über die Stärke der Stadt ziehen können. Jeder einzelne wurde in einen Raum ohne Fenster gebracht. Jeweils einer in den Thronsaal. Dort hatte ich die Beleuchtung so eingerichtet, dass allein der Gefangene im Licht stand, während er kaum erkennen konnte, wer sich außer ihm im Raum befand.
Aber ich will dich nicht mit Kleinigkeiten langweilen. Du musst dir nur ausmalen, dass drei Tage lang fast ununterbrochen Befragungen stattfanden. Dabei schälte sich das Bild der Welt, in die ich geraten war, immer klarer heraus. Viel von dem, was ich erfuhr, erinnerte mich an die Frühgeschichte der Menschheit.
Was war wichtig? Nur 15 Tagesmärsche entfernt befand sich die Hauptstadt eines mächtigen Weltreiches. Dieses Reich schien fast alle Gebiete unterworfen zu haben, die auf dem Landweg erreichbar waren. Die Chrustani, wie sich die im Zentrum Chrust Beheimateten nannten, hatten ein ausgeklügeltes System der gegenseitigen Abhängigkeiten geschaffen.
Jedes tributpflichtige Vasallenreich musste zum einen den Chrustani eine feste Zahl von Soldaten stellen. Die wurden üblicherweise weit von ihrer jeweiligen Heimat entfernt zum Kriegsdienst eingesetzt. Die Fürsten der Provinzen durften und mussten alle ihre männlichen Nachkommen an eine Art Reichsbildungsakademie in Chrust schicken – und zwar vom vierten bis zum 23. Lebensjahr. Dafür erhielten sie alle Chrustani-Rechte und die Verwaltungsgewalt über ihre Heimatprovinz. ...



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