Das heutige Journal beginnt mit dem Ausblick auf stammgastlastige "Gedichte des Tages":
Ganz aktuell: Sebastian Deya. Obwohl sich die brennende Aktualität hinter einer durch permanente Abnutzung abgekühlten Propagandaphrase verbirgt: "Bürgerkrieg gegen den Terror" ... Oops?! Da ist ja auch Deya drin ...
Und Thomas Reich zum zweiten ... Hier fände ich Lesermeinungen interessant, die zustimmen oder ablehnen, dass der Autor die Aufgabe der "Schlafschafe", Milch zu geben so heraushebt ... sie bei ihm also ungeschoren davonkommen. (Wenn es auch verunsichert, so ist es doch nicht FALSCH.)
Langsam geht es voran mit dem utopischen Roman, der Wandel zum "Machthaber" gewinnt Konturen:
Slov ant Gali / Gunda Jaron:
Ich wurde Gott (136)
... Ich
holte drei weitere Robbis in die Überwachungszentrale. Waren die
Menschen wie Saks in allen komplexen kreativen Denkaufgaben
unterlegen, so konnte man ihnen auf dem Monitor einmal 60 Männer
inmitten von 30000 anderen zeigen, sie würden alle an der
Essensausgabe wiedererkennen.
Inzwischen
hatte ich zwischen den Soldatenmassen genügend Saks ausgemacht, die
in der für sie belastenden Situation Umsicht zeigten und im Kreis
der anderen auch ohne Offiziersrang Autorität besaßen. Die waren
meine ersten Ziele.
Den
an der Schlange Wartenden fielen die drei Robbis zuerst nicht
sonderlich auf. Die lungerten draußen an der Stadtmauer herum, als
warteten sie auf etwas. Erst in dem Moment, in dem sie auf eine
Gruppe zukamen und den Ersten baten, mitzukommen und ihm dabei eine
Art schwarzen Sack über den Kopf zogen, kam Unruhe auf. Für die
folgenden Aktionen schickte ich mehr Robbis nach draußen. Ich sorgte
mich wenig um sie. Sie waren nicht nur bewaffnet, sie waren auch den
Saks körperlich haushoch überlegen. Andererseits war für die
Kriegsgefangenen … ich nenne die Saks einmal so, auch wenn das
natürlich ziemlich albern ist … war es also für die anderen nicht
nachvollziehbar, warum da wer herausgegriffen wurde. Ihnen mussten
die Aktionen willkürlich erscheinen – ich allerdings hoffte, sie
genau der Köpfe zu berauben, die einen geordneten Angriff der Massen
hätten anführen können.
Was
die Säcke sollten? Na, keiner der Männer sollte Schlussfolgerungen
über die Stärke der Stadt ziehen können. Jeder einzelne wurde in
einen Raum ohne Fenster gebracht. Jeweils einer in den Thronsaal.
Dort hatte ich die Beleuchtung so eingerichtet, dass allein der
Gefangene im Licht stand, während er kaum erkennen konnte, wer sich
außer ihm im Raum befand.
Aber
ich will dich nicht mit Kleinigkeiten langweilen. Du musst dir nur
ausmalen, dass drei Tage lang fast ununterbrochen Befragungen
stattfanden. Dabei schälte sich das Bild der Welt, in die ich
geraten war, immer klarer heraus. Viel von dem, was ich erfuhr,
erinnerte mich an die Frühgeschichte der Menschheit.
Was
war wichtig? Nur 15 Tagesmärsche entfernt befand sich die Hauptstadt
eines mächtigen Weltreiches. Dieses Reich schien fast alle Gebiete
unterworfen zu haben, die auf dem Landweg erreichbar waren. Die
Chrustani, wie sich die im Zentrum Chrust Beheimateten nannten,
hatten ein ausgeklügeltes System der gegenseitigen Abhängigkeiten
geschaffen.
Jedes
tributpflichtige Vasallenreich musste zum einen den Chrustani eine
feste Zahl von Soldaten stellen. Die wurden üblicherweise weit von
ihrer jeweiligen Heimat entfernt zum Kriegsdienst eingesetzt. Die
Fürsten der Provinzen durften und mussten alle ihre männlichen
Nachkommen an eine Art Reichsbildungsakademie in Chrust schicken –
und zwar vom vierten bis zum 23. Lebensjahr. Dafür erhielten sie
alle Chrustani-Rechte und die Verwaltungsgewalt über ihre
Heimatprovinz. ...
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