Donnerstag, 9. August 2012

Lyrik-Prosa-Wortkultur 1478

Bei den "Gedichten des Tages" geht es u.a. weiter mit dem Sammeln von "Liebesgedichten" ("beinahe Liebe":


Aller guten Dinge sind drei. Also heute ein dritter Thomas Reich. Die Konsequenz aus "Kataloggesichter" musste ich erst mehrmals nachdenkend abwägen, bevor ich sie verstand (oder glaube, sie verstanden zu haben). Es ist ihm zu wünschen, dass die wachsende Schar seiner Fans sich auch dieser Mühe unterzieht ...
Der zweite Beitrag zu "beinahe Liebe" ist ganz offensichtlich in keinem todernsten Ton zu lesen: "Dichters Nachtgesang".


Im Journal geht es dann weiter mit der nächsten Romanfortsetzung:

Slov ant Gali / Gunda Jaron:   

                Ich wurde Gott (138)


... Je mehr sich dieses Dilemma abzeichnete, um so unwohler wurde mir. Nun lag nicht nur das Schicksal von ein paar Mädchen oder den Bauern meines kleinen Fürstentums in meiner Hand, sondern auch noch das Leben jener 30000 Soldaten zuzüglich ihrer Familien.
Du hast ja Recht. Irgendwie reizte mich natürlich auch die mit dieser Situation verbundene Möglichkeit. Aber war sie real?
Ich versuchte also, einen Überblick über die Truppenstärke meiner Gefangenen zu bekommen. Die Chrustani unter ihnen waren besonders stark dezimiert. Es mochten noch etwa zweieinhalbtausend sein. Ansonsten waren im Wesentlichen sechs Völkerschaften mit bis zu sechstausend Überlebenden vertreten.
Der letzte Tag der Befragung war wieder mindestens so schwierig wie der erste. Genau genommen galt es zu erkunden, inwieweit diese selbstbewussten Männer zum Überlaufen bereit wären, nein, schlimmer, wie weit sie bereit waren, die Anderen da draußen zum Seitenwechsel zu bewegen. Ich würde dann ja alles an den Monitoren verfolgen. Aber ob ich die Situationen würde richtig deuten können? Verrat ist so eine Sache für sich: Wer sagte mir, wie schnell sie mich verraten würden? Ich stand zwar in dem für mich günstigen Ruf eines mächtigen, wahrscheinlich des mächtigsten lebenden Zauberers. Könnte das nicht aber jemanden anspornen, die eigene Karriere im mächtigen Reich dadurch zu beflügeln, diesen mächtigen Zauberer überrumpelt zu haben?
Mir graute es mitunter vor mir selbst. Auf der Erde waren Gedankengänge eines solchen totalen Misstrauens völlig fremd. Wenn unsere Gemeinschaft etwas erreicht hatte, dann den Nebenmenschen vertrauen zu können. Jedenfalls soweit, dass sie keinen Hinterhalt schufen, um einander zu vernichten. Nun erlebte ich, dass ich Mensch dieses Vertrauen fast restlos verloren hatte. Um mich herum sah ich nichts als potentielle Meuchelmörder, und was ich vorhatte, passte dazu. Ich war bereits ernsthaft dabei zu erwägen, wie ich Chrust erobern und demzufolge das Reich der Chrustani in meine Gewalt bekommen konnte. Nicht mehr ob, sondern schon wie. Und mit den Soldaten, die mich gerade hatten vernichten wollen. Oder zumindest sollen.
Denn an einem zweifelte ich nun nicht mehr: Jenes Reich, an das mein kleines auf allen Seiten grenzte, würde meine Unabhängigkeit auf keinen Fall dulden. Und sei es der Legenden wegen, die die Unfehlbarkeit des 18. Chrustino in Frage stellte.
Wie hasste ich die Logik: Aus einer Welt der Kriege kommt man nur durch Krieg heraus. Selbst auf der Erde soll das so gewesen sein, bevor sich einst die Mehrheit der Völker eine friedliche Gesellschaft gewählt hatte.
Aber jede Macht beruht darauf, dass eine Minderheit den großen Rest gegen seine eigenen Interessen handeln lässt. Warum sollte es mir nicht gelingen, das für mich zu nutzen? ...



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